Vor rund 50 Jahren eröffnete der erste Konbini – kurz für „Convenience Store“ – seine Pforten in Japan. Seitdem haben sich die Geschäfte beständig weiterentwickelt. Zeit für einen Blick auf Vergangenheit und Zukunft der ikonischen Läden.
Kaum ein Geschäft steht repräsentativer für Japan als die Konbini. Ob Seven-Eleven, FamilyMart oder Lawson – um nur die größten Ketten im Land zu nennen – die kleinen Läden sind überall im Land zu finden. Ihr Geschäftsmodell: Bequemlichkeit.
Konbini – von der US-Erfindung zum Markenzeichen Japans
Dafür steht schließlich das „Convenience“ im Namen. Wer es eilig hat, oder den Weg zum nächstgrößeren Supermarkt (der in Japan wiederum seltener zu finden ist, als in Deutschland) nicht auf sich nehmen will, findet hier alles, was er im Alltag benötigt. Essen, Getränke, Hygieneartikel, Zeitschriften – im Konbini 24 Stunden am Tag verfügbar.
Ihre Wurzeln hat die Konbini-Kultur in den USA der 70er Jahre. 1973 begann die Planung, im Mai 1974 wurde das erste von der US-amerikanischen Southland Corp. lizensierte Seven-Eleven-Geschäft in Japan eröffnet. Als der Laden im Tokyoer Stadtteil Toyosu seine Türen erstmalig öffnete, konnte niemand den Siegeszug des Konzepts in den nächsten Jahrzehnten voraussehen.
Heute sind die Konbinis zu einem der Markenzeichen moderner japanischer Kultur geworden. Das haben sie ihrer ständigen Anpassung an die Bedürfnisse ihrer Kundschaft zu verdanken. Anfangs war das der Wunsch, auch außerhalb der Öffnungszeiten althergebrachter Geschäfte einkaufen zu können. So entstand das 24-Stunden-Konzept der Konbini.
Schnell kamen weitere Neuerungen hinzu. Es waren die Konbini, die 1978 mit der Produktion von abgepackten Onigiri begannen. Eine kleine Revolution, schließlich galten die Reisbällchen als die Hausmannskost schlechthin. Heute gehören Fertig-Onigiri in vielen Geschmacksrichtungen zu jenen Speisen, die überall verfügbar sind und für wenig Geld den Hunger stillen.
Rechnungen zahlen, Geld abheben
Dazu kamen mit der Zeit auch Angebote für warme Speisen. Ob gedämpfte gefüllte Manju-Hefeklöße oder gekochte Oden, in jedem Konbini gibt es eine Theke für heißes Essen. Dass man gekaufte Bento-Boxen auch direkt im Geschäft in der Mikrowelle aufheizen lassen kann, gehört ebenfalls zum Service. Mancherorts haben die Konbini sogar einen eigenen Sitzbereich, in den man sich mit dem gekauften Essen zurückziehen kann.
In den 80er Jahren führten Konbinis die Möglichkeit ein, Strom- und Wasserrechnungen an der Laden-Kasse zu begleichen. 1999 schließlich kamen dann auch die ersten Geldautomaten in den Geschäften zum Einsatz. Heute hat die Seven-Eleven Gruppe mit der Seven Bank sogar ihr eigenes Geldinstitut.
Nicht nur bei Anwohnern, auch bei Touristen sind die Automaten in den Konbini beliebt. Denn die Automaten lassen sich in vielen Sprachen bedienen und akzeptieren meist problemlos ausländische Kreditkarten.
Das Geschäft mit der Bequemlichkeit ging auf. Von 6,300 Läden in 1983 stieg die Zahl der Konbini im Land bis 2018 auf über 58,000. Zuletzt sank die Zahl leicht – und zeigt, dass der Markt nach rund 50 Jahren gesättigt ist.
Um zukunftsfähig zu bleiben, ändern immer mehr Konbini darum ihre Konzepte. Das beginnt bei der Ausstattung. Die ersten Ketten sind dabei, ihr Sortiment an regionale Bedarfe und Angebote anzupassen. Ein Bruch mit der Vergangenheit, in der jeder Konbini praktisch gleich aufgebaut war und das gleiche Sortiment anbot – egal ob im warmen Süden Kyushus oder im eisigen Norden von Hokkaido.
Neue Ideen für die Zukunft gesucht
Auch das 24-Stunden-Konzept steht auf der Probe. Insbesondere in bevölkerungsarmen Regionen fehlt es schlichtweg an Arbeitskräften, um die Läden rund um die Uhr zu besetzen. Darum haben einzelne Anbieter ihre Öffnungszeiten dem verfügbaren Personal angepasst.
Bei der Kette FamilyMart wiederum setzt man stattdessen auf Selbstbedienungs-Kassen, die den Personalbedarf reduzieren sollen, ohne die Geschäftszeiten ändern zu müssen. Bis 2026 sollen rund eintausend „Famimart“-Konbini in ganz Japan mit den modernen Kassensystemen ausgestattet werden.
Neben Personalfragen machen sich die Konbini auch Gedanken darüber, wie die Bedarfe der Kundschaft in den Geschäften noch befriedigt werden könnten. In manchen Läden werden vollständige eingefrorene Mahlzeiten angeboten – gekocht von bekannten Restaurants. Qualitäts-Mahlzeit statt industriellem Fertigessen, lautet hier die Devise.
Lawson wiederum hat eigene Küchen in den Geschäften einrichten lassen. Wie im Restaurant können Kunden dann frisch gekochtes Essen direkt vor Ort verzehren oder als Bento-Box mit nach Hause nehmen. In Verbindung mit Lieferservicen und Online-Bestellungen, wie sie immer öfter angeboten werden, trägt auch das zum Bequemlichkeits-Konzept der Konbini bei.
Ein halbes Jahrhundert nach ihrem ersten Erscheinen in Japan entwickeln sich die Konbini beständig weiter. Ein Rekordumsatz von 11,2 Billionen Yen (ca. 79,4 Milliarden Euro) im Jahr 2022 zeigt, dass das Zeitalter der Konbini lange nicht vorbei ist.
Doch auch an Japans ikonischen Läden werden die demographischen Entwicklungen des Landes nicht unbemerkt vorbeigehen. Landflucht und überalternde Gesellschaft werden die Geschäfte in den kommenden Jahren insbesondere im ländlichen Raum auf die Probe stellen.