Am 11. April erscheint beim Kein & Aber Verlag Junichiro Tanizakis (1886–1965) Roman „Der Schlüssel“ in deutscher Sprache.
Tanizaki hat im Laufe seines Lebens eine ganze Reihe von Romanen, Dramen und Essays veröffentlicht und wurde für seine herausragenden Leistungen und Werke sogar 1964 als erster Japaner zum Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Letters ernannt.
Gefühle werden unterdrückt und Begierden geheim gehalten
Der Roman „Der Schlüssel“ besteht aus Tagebucheinträgen eines 56-jährigen Professors und seiner 45-jährigen Frau, die sich beide den Frust über ihre lieblose Ehe von der Seele schreiben.
Beide beklagen sich in ihren Tagebüchern über die fehlende Leidenschaft in ihrer Beziehung und zieren sich nicht, den jeweils anderen offen ihren Einträgen zu kritisieren.
Er beschreibt sie als schamhaft und regt sich darüber auf, dass er sie weder überall berühren noch im Licht betrachten darf. Sie wiederum ist angewidert von seiner eher schwächlichen Konstitution und seinem Gesicht, sobald er die Brille abnimmt.
Beide sind unzufrieden mit ihrer Situation, aber Schamgefühle und Konventionen verbieten es ihnen, offen darüber miteinander zu sprechen.
Raffiniert und skandalös
Tanizakis „Der Schlüssel“ ist deshalb so bemerkenswert, weil er seine beiden Hauptcharaktere in ihren Tagebucheinträgen absolut offen sein lässt.
Der Professor beispielsweise entscheidet sich irgendwann ganz bewusst dazu, absolut alles, was er empfindet, ohne Rücksicht darauf, ob sie es heimlich lesen wird, aufzuschreiben. Er schreibt so, als spräche er direkt zu ihr.
So kommen unterdrückte Obsessionen und Sehnsüchte ans Licht, die nach und nach auch ausgelebt werden.