Der renommierte japanische Schriftsteller Seiichi Morimura ist am 25. Juli im Alter von 90 Jahren verstorben. Zu seinen bekanntesten Werken gehört die Sachbuchtrilogie „Akuma no Hoshoku“ (Die Völlerei des Teufels), in der er von den grausamen medizinischen Menschenversuchen einer geheimen japanischen Armeeeinheit während des Zweiten Weltkriegs berichtet.
Offiziellen Angaben des Kadokawa-Verlags zufolge, erlag Morimura in einem Krankenhaus in Tokyo einer Lungenentzündung.
Gegen den Krieg und für die Menschlichkeit
Morimura, der 1933 in Saitama geboren wurde und später die schweren US-Bombenangriffe auf die Region Tokyo im Zweiten Weltkrieg überleben sollte, entwickelte im Laufe seines Lebens unerschütterliche pazifistische Grundsätze.
In einem seiner Bücher spricht er sich zum Beispiel für die pazifistische Nachkriegsverfassung Japans und gegen Atomwaffen aus.
Sein 1976 erschienener Roman „Ningen no Shomei“, ein Krimi, der die dunkle Seite des Nachkriegsjapan enthüllt, wurde sogar verfilmt.
Später schloss er sich den Protesten gegen die 2015 vom damaligen Ministerpräsidenten Shinzo Abe vorgenommene Neuinterpretation der Verfassung an, die mehr militärische Aktivitäten zuließ.
Japans Kriegsverbrechen
„Akuma no Hoshoku“ war ursprünglich keine Sachbuchreihe, sondern eine Zeitungsserie, deren erster Teil 1981 erschien.
Morimuras Berichte über die Gräueltaten der kaiserlichen japanischen Armeeeinheit 731 in China, erregten landesweit großes Aufsehen. Die Einheit 731 war für die Erforschung und Erprobung biologischer und chemischer Waffen verantwortlich.
Geschichtsexperten und ehemaligen Mitgliedern der Einheit zufolge, injizierten die Einheit 731 und verwandte Einheiten von ihrem Stützpunkt im japanisch kontrollierten Harbin in China aus Kriegsgefangenen Typhus, Cholera und andere Krankheiten, um sie hinsichtlich ihrer Nutzungsmöglichkeiten für die bakterielle Kriegsführung zu testen.
Die Mitglieder der Einheit 731 sollen darüber hinaus Vivisektionen, also operative Eingriffe am lebenden Organismus, sowie Belastungstests durchgeführt haben, die für die menschlichen „Versuchsobjekte“ oftmals tödlich endeten.
Der Name „Einheit 731“ wird heute stellvertretend für das gesamte Programm der Kaiserlich Japanischen Armee zur Herstellung biologischer Waffen verwendet.
Nur wenige Mitglieder der Einheit wurden später für ihre Taten verurteilt. Die Haupttäter gingen bei den Tokioter Prozessen straffrei aus, weil die US-Regierung auf Betreiben von Charles Willoughby ihnen im Austausch gegen die Forschungsergebnisse der Einheit 731 Straffreiheit zugestand.