Die Präfektur Gunma ist heute vor allem für das berühmte Kusatsu Onsen bekannt, welches zu den Top Onsenresorts in ganz Japan zählt. Dennoch bietet Gunma weit mehr als nur schwefelhaltiges heißes Wasser und kann auf eine interessante Geschichte zurückblicken.
Gunma gehört zu den wenigen Präfekturen in Japan, die komplett von Landmasse umgeben sind und somit keine Meeresküste vorzuweisen haben. Umgeben von Bergen und Vulkanen bieten die Präfektur und ihre Hauptstadt Maebashi die ideale Umgebung für heiße Quellen, Schneesport und andere Outdoor-Aktivitäten.
Gunma, vollständig von Land umgeben
Die Präfektur liegt im Nordwesten der Kanto Region. Im Norden grenzt Gunma an die Präfekturen Niigata und Fukushima, im Osten an Tochigi, im Westen an Nagano und im Süden an Saitama. Der größte Teil Gunmas besteht aus Gebirgen und zwei Drittel des Landes der Region liegen mindestens 500 Meter über dem Meeresspiegel, wobei einige der vulkanischen Gipfel eine Höhe von über 2.000 Meter aufweisen.
Da Gunma vollständig im Landesinneren Japans liegt, ist der Temperaturunterschied im Sommer im Vergleich zum Winter besonders groß. Darüber hinaus gibt es verglichen mit den Küstenregionen weniger Niederschläge.
Von den Pferden der Frühzeit bis zur Herstellung von hochwertiger Seide
In der früheren Geschichte war das Gebiet von Gunma mit der Präfektur Tochigi zusammengefasst und trug den Namen Kenu-Provinz. Diese wurde später in die Gebiete Kami-tsu-ke (später Gunma) und Shimo-tsu-ke (später Tochigi) aufgeteilt. Diese Region wird manchmal auch als Jomo bezeichnet und während eines großen Teils der japanischen Geschichte war Gunma als die Provinz Kozuke bekannt.
In der Antike war die Region der Präfektur Gunma für Einwanderer vom Festland ein Zentrum der Pferdezucht und des Handels. Mit der Zeit wurde das Pferd auch zu einem wichtigen Bestandteil der japanischen Militärmanöver und verdrängte schon bald die ältere Yayoi-Tradition des Kampfes zu Fuß.
Die Region Joshu in der heutigen Präfektur Gunma war außerdem das Zentrum der blühenden Seidenindustrie Japans, in der Frauen ihre Familie mit der Aufzucht von Seidenraupen und der Herstellung von Filamenten und Textilien unterstützten. Von der Meiji-Ära bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs waren viele Frauen in Seidenfabriken oder als Seidenweberinnen beschäftigt.
Der Joshu-Mann war stolz auf seine Ehefrau und nannte sie liebevoll „die beste Ehefrau der Welt“. So wurde das Bild der „kakaa denka“-Frau populär, welche bis heute eine hart arbeitende Frau symbolisiert, die eine aktive Rolle im Haushalt oder am Arbeitsplatz übernimmt. Die ersten modernen Seidenfabriken wurden in den 1870er-Jahren mit italienischer und französischer Unterstützung in Annaka errichtet.
Ein tragisches Ereignis in der Geschichte des Landes
In der frühen Meiji-Zeit kam es in Gunma und im benachbarten Nagano zu einem blutigen Kampf zwischen den idealistischen Demokraten nach westlichem Vorbild und den konservativen Nationalisten. Dieser wurde als Gunma-Zwischenfall von 1884 bezeichnet.
Die japanische Armee schoss dabei mit in Japan gebauten Repetiergewehren auf Bauern, um den Aufstand niederzuschlagen. Die hierbei getöteten Bauern sollen die ersten Opfer des damals neuen Murata-Gewehrs gewesen sein.
Es war eine tragische Verkettung der Umstände, anfänglich ausgelöst von der Armut der Bauern, die von der regionalen Verwaltung nicht erhört wurden, bis zu dem ernsthaften Versuch, das japanische Regierungssystem zu kippen.
Gunma, die Geburts-Präfektur der Daruma
Vielen sind die kleinen runden Daruma bekannt. Bei einem Daruma handelt es sich um eine runde Puppe, die nach Bodhidharma, dem Begründer der buddhistischen Zen-Tradition, geformt wurde.
Beim Kauf eines Daruma haben die Puppen keine Pupillen, sondern nur weiße Punkte. Nach dem Aussprechen eines Wunsches oder dem Setzen eines Ziels wird in eines der Augen eine Pupille gemalt. Sobald man sein Ziel erreicht hat oder der Wunsch in Erfüllung gegangen ist, wird zum Dank an die Götter die zweite Pupille aufgemalt. Der letzte Schritt besteht darin, den Daruma zu einem Tempel oder Schrein zu bringen, damit er in einem Ritual verbrannt werden kann.

Die Stadt Takasaki in Gunma ist bis heute maßgeblich verantwortlich für die Herstellung dieser Puppen. Über 80 Prozent aller in Japan vertriebenen Daruma werden in dieser Stadt produziert. Das Herstellungsverfahren hat sich dabei seit 200 Jahren nicht verändert.
In Daimonya, einem speziellen Atelier für Daruma-Puppen, kann man vieles über diese erfahren. Außerdem können Besucher hier an einem Workshop teilnehmen, wo man seinen eigenen Daruma bemalen und mit nach Hause nehmen kann.
Vielseitiges Gunma
Durch die zahlreichen Berge bietet die Präfektur vor allem für Wanderer und Wintersportfreunde zahlreiche Höhepunkte. Doch die vielseitigen geografischen Eigenschaften und die farbenfrohe Natur bieten für jeden etwas. Ganz egal, ob man eine Herausforderung sucht, Kreativität oder Entspannung.
Die Menschen in Gunma, denen nachgesagt wird, auch ein wenig forsch sein zu können, wissen zu schätzen, was ihre Präfektur zu bieten hat und können all jenes auf vielseitige Weise den Besuchern näherbringen.

Kusatsu Onsen bietet heilendes Geothermalwasser und vergnügliche Feste in einem abgelegenen Onsen-Resort in den Bergen. Das Yubatake, wörtlich übersetzt „Heißwasserfeld“, ist dabei das Symbol und Herzstück von Kusatsu Onsen. Der ausgeprägte Geruch von Schwefel lockt den Besucher direkt ins Zentrum der Stadt. Das geothermische Wasser steigt direkt aus der Quelle an die Oberfläche und wird gekühlt, während es durch eine Reihe miteinander verbundener Holzrutschen fließt. Dabei wird erreicht, dass der natürliche Mineralgehalt des Wassers erhalten bleibt.
Heißer Dampf steigt auf, wenn das Wasser in das smaragdgrüne Reservoir hinabströmt. Kusatsu hat dabei die größte Wassermenge von allen Onsen in Japan. Aufgrund der hohen Temperaturen (bis zu 55 °C) und des starken Säuregehaltes soll das Wasser viele Krankheiten heilen können und außerdem besonders gut für die Haut sein. Mehrere Tokugawa-Shogune ließen das Wasser in Fässern zu ihren Burgen in Edo transportieren.

Dennoch bietet Kusatsu Onsen nicht nur etwas für die körperliche und geistige Entspannung, sondern beherbergt auch ein beliebtes Skigebiet. Vor Ort kann man sich nicht nur verschiedene Utensilien für den Wintersport ausleihen, sondern auch Schneeschuhe, um den Berg zu Fuß zu besteigen.
Auch das als „Klein Oze“ bezeichnete Kakumabuchi Sumpfgebiet und der kleine See am Berg Akagi bieten zu jeder Jahreszeit eine wunderschöne Kulisse. Im Winter ist alles schneebedeckt, im Frühling erblühen die Azaleen, im Sommer zeigen sich viele Wildblumen zwischen den Gräsern und die hohe Lage sorgt für angenehme Temperaturen, während der Herbst neblige Morgenstunden bringt und das Gras und die Bäume golden färbt.

Der Haruna-See ist ein großer Kratersee, der etwa 20 km nordwestlich der Stadt Takasaki liegt. In den wärmeren Monaten kann man hier campen, mit dem Boot über das Wasser fahren und angeln. Darüber hinaus bietet der See während der Nebensaison die Möglichkeit zum Eisangeln. Umgeben ist der See von einer Reihe herrlicher, sanft geschwungener Gipfel, was ihn zu einem idealen Ort macht, um einen Hikingtrip in dieser Region zu planen.
Hier findet im Winter das berühmte Haruna-See-Illuminations-Festival statt. Dabei wird das Gebiet um das Besucherzentrum am Westufer des Sees mit fast 550.000 Lichtern beleuchtet. Dazu bietet ein Feuerwerk ein unvergessliches Schauspiel, während es den Nachthimmel färbt, und eine Lasershow mit verschiedenen dargestellten Botschaften sorgt für zusätzliche Faszination.
Leckeres Gunma
Etwas, wofür die Präfektur Gunma bekannt ist, ist Sukiyaki. Die Präfektur selbst bezeichnet sich gerne als die Präfektur des Sukiyaki, denn in ganz Gunma wird dieses Gericht nicht nur von den Einheimischen geliebt, sondern es werden dort auch viele wichtige Zutaten für Sukiyaki produziert und angebaut, welche im ganzen Land verkauft werden.
Dazu gehören das hochwertige Joshu-Rind, der japanweit bekannte Shimonita-Lauch sowie der Anbau frischer Shiitake-Pilze, Hakusai Shungiku und vieler weiterer Zutaten, die für die Herstellung von Sukiyaki benötigt werden.
Aber auch ein eher ungewöhnliches Gericht ist bekannt in dieser Präfektur: Takasaki Pasta. Aufgrund dessen, dass Gunma der landesweit größte Produzent von Weizen ist, liegt die Herstellung von leckeren Nudeln natürlich nahe. In der Stadt Takasaki gibt es sogar die sogenannte „Pasta Town“.
Hier wird Pasta in ausgesprochen großen Portionen serviert und was darüber hinaus noch wichtiger ist, Tagasaki ist die Geburtsstadt der Suppenpasta. Jedes Jahr im November wird in der Stadt das „King of Pasta“ Event veranstaltet. Hier treten die lokalen italienischen Restaurants gegeneinander an, um die Menschen mit ihren köstlichsten und hochwertigsten Pasta Kreationen zu verwöhnen.
Viele Menschen, die nach Japan kommen, kennen Manju, kleine gedämpfte Gebäckstücke. Doch seit der Edozeit gibt es noch eine etwas andere Variation dieses Snacks, der vor allem in Gunma noch heute beliebt ist. Diese werden hergestellt, indem weiße gedämpfte Manju auf Spieße gesteckt und mit einer streng geheim gehaltenen süßen Miso-Soße übergossen werden. Diese werden dann über dem Feuer goldbraun geröstet. Für Fans der roten Bohnenpaste gibt es darüber hinaus auch die Möglichkeit, die gegrillten Manju mit Bohnenpaste gefüllt zu kaufen.
Mehr als nur eine berühmte Onsenstadt
Viele Menschen besuchen Gunma in erster Linie wegen Kusatsu Onsen. Auch wenn dieser Ort zu jeder Zeit einen Besuch wert ist, gilt diese auch für den Rest der Präfektur. Die Nähe zu Tokyo, die bergige Landschaft und die vielseitige Natur bieten vor allem für die Reisenden, die einen Ort abseits der Touristenpfade erkunden wollen, eine vielfältige Erfahrung. Hochwertiges Essen und eine spannende Geschichte sorgen außerdem dafür, dass auch der Magen gesättigt und der Wissensdurst gestillt werden kann.
Weitere Informationen findet man auf der offiziellen Webseite der Präfektur Gunma. Mehr über die Präfektur Gunma findet ihr bei unserem Partner Japan Travel.