In Japan wurde kürzlich eine Sammlung von Briefen aus dem 19. Jahrhundert entdeckt, die unter anderem auch den Plan eines japanischen Kriegsherren, sich an den „Schwarzen Schiffen“ der Vereinigten Staaten zu rächen, dokumentieren.
Die Vereinigten Staaten hatten im 19. Jahrhundert Kriegsschiffe nach Japan entsendet und das isolierte Land aufgefordert, seine Häfen für den Außenhandel zu öffnen. Tokugawa Nariaki (1800-1860), ein Daimyo, der zu dieser Zeit das Gebiet Mito (heutige Präfektur Ibaraki) regierte, war darüber sehr erzürnt und plante, eines der Schiffe zu kapern und die hochrangigen Delegierten an Bord zu töten.
Eine wertvolle Sammlung
Der Brief, in dem Nariaki einst seine Rachepläne festhielt, wurde unter 103 Briefen und Dokumenten von führenden Persönlichkeiten aus den letzten Tagen der feudalen Vergangenheit Japans und nach der Meiji-Restauration von 1868 gefunden.
Die wertvollen historischen Schriftstücke wurden von der Familie Nozaki aufbewahrt. Die Familie Nozaki war während der Edo-Zeit (1603-1867) als „König der Salzfarmen von Kojima“ in aller Munde.
Ihr alter Wohnsitz, der von der Regierung bereits als wichtiges Kulturgut eingestuft wurde, wird heute von der Ryuo Kaikan Foundation verwaltet.
Laut offiziellen Angaben beziehen sich sechzehn der gefundenen Dokumente auf Nariaki. Dieser war nicht nur ein prominenter Nationalist, sondern auch der Vater von Tokugawa Yoshinobu, dem 15. und letzten Herrscher des Tokugawa-Shogunats.
Nariakis Rachepläne
Einer von Nariakis Briefen beginnt mit einer Betreffzeile in roter Tinte, die besagt: „Über die Verbrennung von Barbaren“. In diesem Brief bringt er seinen Groll gegenüber den Vereinigten Staaten und ihrem seiner Meinung nach absolut respektlosen Verhalten schonungslos zum Ausdruck.
Das Schriftstück wurde im Jahre 1855, also ein Jahr nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags zwischen Japan und den USA, an seinen engen Vertrauten Fujita Toko verschickt.
In diesem Brief enthüllt Nariaki auch seinen Racheplan. Demnach wollte er eines der Schiffe unter dem Vorwand, die US-Delegierten bewirten zu wollen, entern, es kapern und dann die hochrangigen Mitglieder mit Schwertern niederstrecken.
Japans Botschafter
Unter den Dokumenten befinden sich auch 64 Schriftstücke, die sich auf Tomomi Iwakura (1825-1883) beziehen.
Iwakura war im ersten Jahrzehnt der Meiji-Ära (1868-1912) von der japanischen Regierung als bevollmächtigter Botschafter in die Vereinigten Staaten und nach Europa entsandt worden.
Einer der gefunden Briefe stammt von Toshimichi Okubo (1830-1878), einem Samurai aus der Domäne Satsuma (der heutigen Präfektur Kagoshima) und einem der führenden Architekten der Meiji-Restauration.
Der Samurai kontaktierte den japanischen Botschafter, um ihn zu fragen, wie er mit dem „hanseki hokan“ verfahren solle, um die Führer der Domäne aufzufordern, ihre Ländereien und Menschen dem Kaiser zu übergeben.
Schriftstücke sollen ausgestellt werden
36 der 103 neuentdeckten Dokumente können seit dem 7. Januar im Rahmen einer Sonderausstellung im Präfekturmuseum im Bezirk Kita von Okayama besichtigt werden.
Außerdem soll bereits im nächsten Februar ein Nachschlagewerk mit einer Zusammenstellung der historischen Schriftstücke erscheinen.