Kijo ist ein blutrünstiges Monster aus der japanischen Folklore, welches sich sehr gerne von Fleisch ernährt. Welche Verbindung sie zu den Oni hat erklären wir euch in diesem Beitrag.
Der Dämonenfrau Kijo (jap. 鬼女) wird in vielen Überlieferungen der japanischen Geschichte unsagbare Schönheit und Anmut zugeschrieben. Das trifft jedoch nicht auf den Großteil der Dämoninnen zu. Die meisten Kijo fallen äußerlich eher durch ihre klauenartigen Hände und Füße sowie das charakteristische wirre Haar auf. Sie tragen gewöhnliche Kleidung und die Struktur ihrer Haare ähnelt Menschenhaar.
Kijo verspeisen gerne ahnungslose Reisende
Die blutrünstige Dämonenfrau gilt als Gegenstück des Oni. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie sich als Duo in der Menschenwelt blicken lassen. Im Grunde handelt es sich bei den Dämoninnen um eine ganz andere Gattung. Doch in Sachen Boshaftigkeit stehen sie den Männern in nichts nach. Ihr Leibgericht: ahnungslose Reisende.
Der Name setzt sich aus zwei Kanji zusammen: 鬼 (Dämon) und 女 (Frau). So wie bei dem Wort Oni üblich wird die Bezeichnung auch hier im Alltag verwendet. Die Beschreibung einer Dämonin wird in Japan beispielsweise auch für Frauen benutzt, die so bösartig sind wie ein Oni.

Im Gegensatz zu ihrem männlichen Gegenstück leben die Kijo nicht in der Hölle oder anderen Unterwelten. Stattdessen verweilen sie in der japanischen Natur: in Gebirgen, auf einsamen Inseln, in abgelegenen Höhlen oder Waldhütten. Jede Dämonenfrau lebt für sich, da sie als Einzelgängerinnen bekannt sind.
Dämoninnen sind stärker als Menschen
In der Natur treffen die Dämoninnen oft auf Reisende. Sie überwältigen diese, da sie stärker sind als Menschen und verspeisen diese.
Wie wir im sechsten Teil erklärt haben, werden aus Menschen mit bösartigen Seelen Oni, die dem Höllenkönig Enma dienen. Dunkle Mächte sind auch bei den Kijo im Spiel. Entweder verwandeln sie sich infolge eines Fluchs oder aufgrund von starken negativen Gefühlen wie Hass und Eifersucht. Nicht selten sind grausige von den Frauen begangene Verbrechen für die Entstehung einer Kijo verantwortlich. Das Leben als Dämonin ist in diesem Fall die Strafe für die zu Lebzeiten verübten schlimmen Taten.
Macht ist nicht mit den Oni vergleichbar
Kijo leben ein übermenschlich langes Leben. Ahnungslose Reisende sind zwar ihre Leibspeise, dennoch verwenden sie einen Großteil ihrer Kraft eher darauf zu überleben und nicht von Menschen entdeckt zu werden. Dabei kommt ihnen mächtige Magie zugute. Ihre Macht ist jedoch nicht mit den Kräften der Oni vergleichbar. Dennoch sind ihre Überlieferungen nicht weniger gruselig.
Ältere Dämonenfrauen können ähnlich wie Hexen bösartige Flüche aussprechen, Zaubertränke brauen und Illusionen erschaffen. Wenige von ihnen werden von rachsüchtigen Motiven oder der Gier nach Macht geleitet. Die älteren Monster gelten als Unterart der Kuji, sie werden als Oni-baba (dämonische Alte) oder Yama-uba (Berghexe) bezeichnet.
Verzehr einer rohen Leber
Eine der bekanntesten Erzählungen handelt von einem Kindermädchen namens Iwate und einer Prinzessin aus Kyoto. Das Mädchen verliert eines Tages die Fähigkeit zu sprechen. Kein Arzt kann ihr helfen. Ein Wahrsager teilt dem Kindermädchen mit, dass nur der Verzehr der rohen Leber einer Frau helfen könnte, die Stimme der Prinzessin zu retten. Das Kindermädchen reist daraufhin mit der Prinzessin in die Region Michinoku und wartet dort auf verirrte Reisende.
Mehrere Jahre vergehen, bis ein Paar bei Iwate und der Prinzessin für eine Nacht Unterschlupf sucht. In der Nacht schneidet das Kindermädchen der schwangeren Frau den Bauch auf und entfernt ihre Leber. Noch in derselben Nacht verliert Iwate den Verstand und verwandelte sich nach ihrer grausamen Tat in eine Kijo.