AS: Gute Nachrichten für Geschichts- und Literaturfans. In Kyoto wurden Überreste der kaiserlichen Dairi-Residenz des Heiankyu-Palastes entdeckt, welcher auch als der Schauplatz für die Literaturklassiker „The Tale of Genji“ und „The Pillow Book“ aus der Heian-Zeit (794-1185) bekannt ist.
Laut einem Bericht über die Ergebnisse des Archäologischen Forschungsinstituts der Stadt Kyoto wurden die Ausgrabungen 2015 im Kamigyo Bezirk in Kyoto, etwa 500 Meter nordwestlich der Burg Nijo, durchgeführt.
Überreste des ‚alten‘ Kyoto
In der Heian-Zeit war Heian-kyo, das heutige Kyoto, noch die Hauptstadt Japans und es wird angenommen, dass es sich bei den Ruinen auch um Teile der Tokaden und Kokiden Hallen handelt, in denen einst die Kaiserin und die weiblichen Palastbediensteten wohnten.
Es wurden fünf Pfostenlöcher, die früher Pfeiler für ein Gebäude stützten, in etwa einem Meter Tiefe unter der Erde gefunden. Sie verlaufen von Norden nach Süden und sind jeweils etwa drei Meter voneinander entfernt.
Des Weiteren wurden L-förmig angeordnete Steinsets entdeckt, welche als Gräben für das Regenwasser, das vom Dach kam, genutzt wurden.
Basierend auf dem Alter der vor Ort entdeckten Steingutstücke gehen die Forschenden davon aus, dass das ursprüngliche Gebäude mit den Pfostenlöchern tatsächlich aus der frühen Heian-Zeit stammt.

Entsprechende Berechnungen ergaben, dass sich das Gebäude einst von Ost nach West über etwa 12 Meter und von Nord nach Süd über 27 Meter erstreckte.
Alte Schriftquellen geben Aufschluss
Basierend auf den Daten aus dem „Daidairi-zu Kosho“, einem Forschungsbuch über Heian-kyu, das in der Edo-Zeit (1603-1867) verfasst wurde, schloss man auf Seiten des Instituts, dass sich die Ausgrabungsstätte in einem Gebiet befindet, das zwischen den ehemaligen Hallen Tokaden und Kokiden zu verorten ist.
Den aktuellen Erkenntnissen zufolge ist davon auszugehen, dass die Pfostenlöcher aus den Ruinen des südwestlichen Abschnitts von Tokaden stammen, der zeitgleich mit dem Palast gebaut wurde.
Auf der Südseite der Pfostenlöcher fanden die Forschenden außerdem zwei Grundsteine, die Mitte der Heian-Zeit nebeneinander gelegt worden sein könnten, um einen Nord-Süd-Korridor zu unterstützen, der Tokaden und Kokiden verbindet.
Ausgrabungen wie diese bringen uns das Wesen längst vergangenen Epochen näher. Im vergangenen Jahr erst waren in Tokyo zum Beispiel die Überreste einer Steinmauer der Burg Edo gefunden worden.