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Hanamatsuri – Der Geburtstag des Buddha

Der 8. April ist in Japan vor allem unter dem Namen „Hanamatsuri“ (花祭り) bekannt – doch bei diesem Blumenfest (so die wörtliche Übersetzung) handelt es sich nicht etwa um eine Ausstellung floraler Kunst, sondern um den Geburtstag des Buddha Shakamuni.

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Damit verbunden sind sowohl buddhistische Legenden als auch lebendige Festivitäten. Wir werfen einen Blick auf die Tradition des Festes in Japan.

Eine Besonderheit der alljährlich landesweit durchgeführten Feiern liegt sicher darin, dass sie in Japan von Buddhisten aller Traditionslinien begangen werden und zugleich aus einem zutiefst religiösen Anlass ein Ereignis mit Volksfestcharakter geworden ist.

Aufgrund der zeitlichen Nähe zur Kirschblüte, die in Japan ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis ist, dürfte dies auch nicht verwunderlich sein. Dennoch interessieren uns hier die religiösen Hintergründe.

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Datum des Hanamatsuri

Der Legende nach wurde Shakamuni am achten Tag des vierten Mondmonats geboren.

Seit der Einführung des gregorianischen Kalenders in Japan 1873, wird einheitlich der 8. April als Geburtstag des Buddha gefeiert. Einige Tempel folgen jedoch weiterhin dem alten Kalender bei der Ausrichtung ihrer Feierlichkeiten.

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Während in Südostasien die Geburt, Erleuchtung und das Parinirvana des Buddha, im Rahmen des Vesakh-Festes gemeinsam gefeiert werden, ist es in den anderen asiatischen Ländern üblich, diese Ereignisse separat zu begehen.

Es gibt Hinweise, dass der Brauch in China seit dem dritten Jahrhundert stattfindet. In Japan ist er, nach der Ankunft des Buddhismus, erstmals im Jahr 606 (推古14年) im Tempel Gangōji (元興寺) als Teil des Asukadera (飛鳥寺) in Nara dokumentiert.

Das Fest anlässlich der Geburt des Buddha selbst hat verschiedene Bezeichnungen, die sich je nach buddhistischer Strömung unterscheiden.

So wird in der Sōtō-Tradition des Zen-Buddhismus vom „Shakuson gotan-e“ (釈尊降誕会) gesprochen – der „Herabkunft des Shakamuni“. Eine weitere religiöse Bezeichnung ist „Busshō-e“ (仏生会) – die „Feier der Geburt des Buddha“.

Woher die populäre Bezeichnung „Hanamatsuri“ stammt und welche Begriffe sonst noch Verwendung finden, wird sich im weiteren Verlauf des Artikels zeigen.

Die Legende von der Geburt des Buddha

Siddhartha Gautama wurde als Fürstensohn der Shakya-Familie von seiner Mutter Maya in einem Hain in Lumbini, im heutigen Nepal geboren. Es gibt eine Reihe von Erzählungen über die Umstände seiner Geburt, die man durchaus als indisches Lokalkolorit betrachten kann.

So soll seine Mutter von einem weißen Elefanten geträumt haben, der von der Seite in ihren Körper eingegangen sei. Daraufhin habe sie Zeichen einer Schwangerschaft gezeigt.

Es heißt außerdem, Siddhartha habe unmittelbar nach seiner Geburt sieben Schritte getan, wobei Lotosblüten aus seinen Fußstapfen wuchsen und schließlich mit einer Hand zum Himmel und der anderen zur Erde gewiesen.

Dann soll er jenen Satz gesagt haben, der auch einigen Anime-Fans zumindest teilweise bekannt sein dürfte: „Tenjō Tenge Yuiga Dokuson“ (天上天下唯我独尊)

Die allgemein genutzte Übersetzung lautet „Über dem Himmel und unter dem Himmel bin nur ich verehrungswürdig“.

Dies ist jedoch keine egoistische Aussage, sondern wird als Hinweis darauf verstanden, dass alle Wesen die gleiche Buddha-Natur (busshō 佛性) haben, es also keine höheren und tieferen Daseinsformen gibt, sondern alles eins ist.

Anschließend habe er verkündet, alle Anstrengungen zu unternehmen, um den Menschen zu helfen (also vom Kreislauf der Wiedergeburt zu befreien).

Himmelswesen hätten anlässlich des freudigen Ereignisses einen Blütenregen gesandt und der „König der Schlangenwesen“ (ryū-ō 龍王) die Kontrolle über das Wetter haben sollen, habe duftenden Nektar und kaltes Wasser regnen lassen.

Aufgrund der Geburt Buddhas in einem Hain und dieses himmlischen Blütenregens entstand die Bezeichnung als Blumenfest (hana-matsuri).

Ursprünglich aus der Jōdo-Tradition stammend, ist dies heute vermutlich die am weitesten verbreitete Bezeichnung dieses Festes.

Zeremonien zum Hanamatsuri

Tempel im ganzen Land stellen Statuen auf, die den Buddha als Kind in stehender Pose zeigen (tanjōbutsu 誕生仏). Diese Bildnisse  werden unter einem blütengeschmückten Pavillon, der „Blumenhalle“ (hanamidō 花御堂) aufgestellt.

Die zahlreichen Besucher besprenkeln, oder übergießen die Statue dann mit Amacha (甘茶) einem süßen Tee aus Hortensien.

Dies erinnert an die Legende vom Nektarregen bei der Geburt und führte zu einer weiteren populären Bezeichnung des Festes als „Tag des Begießens des Buddha“ (kanbutsu-e 潅仏会).

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(Video: Begießen eines Tanjōbutsu im Tempel Byodoji (平等寺))

Die Zeremonie soll während der Edo-Periode von der Obaku-Schule (黄檗宗) des Zen-Buddhismus unter Einbeziehung von Elementen des Jōdo-Buddhismus (浄土宗) eingeführt worden sein.

In Indien gab es diesen Brauch nicht, dort sind rituelle Waschungen von Statuen zu verschiedenen Zeitpunkten üblich. Auch die Verwendung des blumengeschmückten Pavillons entstand offenbar erst außerhalb Indiens.

Während der höfischen Heian-Periode wurde für die Reinigung auch warmes, wohlriechendes Wasser aus mehreren Duftessenzen verwendet. Nicht zuletzt aufgrund von volkstümlichen Vorstellungen hat sich jedoch der Gebrauch von Amacha durchgesetzt.

Dieser kann von Gläubigen auch gleich vor Ort in PET-Flaschen gekauft werden.

In Tempeln ist er darüber hinaus üblich, dass Gemeindemitglieder sich am Singen religiöser Lieder (goeika 御詠歌 ) zu diesem Tag beteiligen. In der Sōtō-Tradition ist hierbei vor allem das „Shakuson Hanamatsuri Gowasan“ (釈尊花祭御和讃) von Bedeutung.

Gebräuche zum Hanamatsuri

Dem Volksglauben zufolge hat der Amacha, der sich nach dem Übergießen der Buddha-Figur in der Schale sammelt, besondere, übernatürliche Kräfte.

Hanamatsuri: Kostümierte Kinder und weißer Elefant (Foto: flickr, Guilhem Vellut cc-by)
Hanamatsuri: Kostümierte Kinder und weißer Elefant (Foto: flickr, Guilhem Vellut cc-by)

Das Trinken des Tees soll die Gesundheit  fördern und insbesondere Kinder kräftigen. Doch die Kräfte dieses „Buddha-Tees“ sollen sogar noch weiter reichen.

So sollen magische Formeln, die mit einer Mischung aus Tusche und Amacha kalligraphiert wurden, als eine Art Papieramulett, sowohl Insekten und Schlangen fernhalten, als auch vor Gewitter schützen, wenn sie im Haus an entsprechenden Stellen angebracht werden.

Für das „Ausschenken“ des Tees und die kalligraphischen Amulette werden Spenden von den Tempelbesuchern erbeten.

Je nach Tempel finden unterschiedliche Aktivitäten für das Publikum statt.

Besonders sehenswert sind die Paraden, bei denen Kinder in farbenprächtigen Kostümen einen weißen Elefanten aus Pappmaché in einer Prozession ziehen, auf dem ein kleiner Blumenpavillon steht.

Außerhalb Japans wird das Fest häufig nicht im buddhistischen Kontext gesehen, sondern als Gelegenheit, japanische Kulturveranstaltungen abzuhalten und mit den Blütenschauen (hanami) verbunden.

Blumenfest statt Geburtstag Buddhas

Anlässlich des Hanamatsuri gibt es unzählige regionale Gebräuche, die teilweise auch dem Shintō zuzuordnen sind, wie etwa das Besteigen von Bergen. Dies ist ein gutes Beispiel für den Synkretismus der beiden Religionen in Japan.

Sogar die langen Stangen mit Blüten (tendōbana 天道花), die in einigen Regionen aufgestellt werden, erinnern zwar an den himmlischen Blütenregen, stehen jedoch auch in Verbindung zu Ahnenkult und Shintō-Gottheiten (kami ), sodass es kein streng buddhistischer Brauch ist.

Doch ob buddhistisch, oder shintoistisch, religiös oder nicht – der fröhlichen Stimmung an diesem Tag tut dies keinen Abbruch und so kann sich auch der weltlich orientierte Besucher an den Dekorationen und den Straßenfesten erfreuen.

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