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Haru no Higan – Frühlings-Tagundnachtgleiche in Japan

Der Zeitraum des „Haru no Higan“ im März ist von besonderer Bedeutung als Phase des Übergangs, die mit dem Frühlingsbeginn zusammenfällt. Doch es geht um mehr, als nur das erste Grün und die nahende Zeit der Kirschblüte.

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Datum des Haru no Higan

Shunbun no Hi“ (春分の日) ist der Tag, an dem die Frühlings-Tagundnachtgleiche eintritt und damit Teil einer mehrtägigem Periode, die wiederum „Haru no Higan“ (春の彼岸) genannt wird. Das genaue Datum  schwankt kalendarisch bedingt zwischen dem 20. und 21. März.

Seit 1948 ist dieser Tag des Frühlingsbeginns ein nationaler Feiertag. Das mit dem Zeitraum um dieses Ereignis verbundene Fest, soll bereits von Kaiser Shomu im achten Jahrhundert in Japan eingeführt worden sein.

Das später im Jahr folgende Ereignis der Herbst-Tagundnachtgleiche fällt in den siebentägigen Zeitraum des „Aki no Higan“ (秋の彼岸).

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Symbolik des Higan

Der Begriff „anderes Ufer“ (higan (彼岸) entstammt dem Buddhismus und ist eigentlich eine Bezeichnung für das Nirvana. Damit stellt es das sprachliche Gegestück zum „diesseitigen Ufer“ (shigan (此岸) dar.

Dabei besteht die Trennung zwischen der scheinbar profanen Welt und der befreienden Erfahrung des Nirvana nach buddhistischer Sicht lediglich aus einem Fluss, dessen vier reißende Strömungen für Anhaftung, Illusionen und Unwissenheit stehen.

Der Weg an das andere Ufer sind die sechs Tugenden (haramitsu (波羅蜜), die man gemäß der buddhistischen Lehre entwickeln soll. Dazu gehören positive Charaktereigenschaften wie Freigiebigkeit und Anstrengung, sowie die Praxis der Meditation.

Das Higan erinnert also daran, sich in diesen Tugenden zu üben und dadurch das „andere Ufer“ zu erlangen. Von dort aus kann man dann den anderen Wesen dabei helfen, hinüber zu kommen.

Im Volksglauben sind derartige philosophische Deutungen weniger von Bedeutung und dort herrscht vermutlich die einfachere Vorstellung der Trennung von Diesseits und Jenseits vor.

Zeremonien zum Higan

Das Higan stellt eine Verbindung innerhalb der Familie her, die auch Verstorbene nicht ausklammert. Daher umfassen die Zeremonien zu diesem Anlass auch das Gedenken an die Vorfahren, durch die wir heute in dieser Welt leben können

In den Tempeln finden daher Zeremonien für Verstorbene statt und die Gemeinden versammeln sich zur gemeinsamen Sutra-Rezitation.

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(Video: Ausschnitte aus einer Gedenkzeremonie während des Frühlings-Higan im Tempel Tokuzenji (長徳禅寺). Der Tempel gehört zur Rinzai-Zen-Tradition (臨済宗)

Auch hierbei wird sowohl der Übergang, als auch die Verbindung zwischen der einen und der anderen Welt deutlich, zumal die Verstorbenen nach buddhistischem Volksglauben zu einem Buddha werden, ähnlich wie die Vergöttlichung der Ahnen im Shintô.

Für Landwirte ist das Wiedererstarken der Natur im Frühling von besonderer Bedeutung, so dass auch Rituale für ein gutes Gedeihen der Pflanzen. Auch hier wird der Übergang von der Dunkelheit zum Hellen deutlich.

Gebräuche zum Higan

Anlässlich der Tagundnachtgleiche besuchen viele Menschen ihre Familiengräber um diese zu reinigen und frische Opfergaben darzubringen.

An dem Tempel, zu dem der Friedhof gehört, können die Angehörigen sowohl das für Gräber übliche Zedernholz-Räucherwerk (sugi senkô 杉線香) kaufen, als auch mit einem Eimer das Wasser für die Reinigung der Grabsteine holen.

Dabei wird es von gläubigen Buddhisten als unangemessen angesehen, den Eimer einfach über dem Grabstein zu entleeren und dann zu schrubben, sondern das Denkmal wird mit einem feuchten Lappen gereinigt. Andere Grabbesucher sind da weniger zimperlich.

Neben der Reinigung der Grabsteine erfolgt auch das Auswechseln alter Opfergaben und die Entfernung von Unkraut von der Grabstelle. Manche Menschen kümmern sich zusätzlich auch um stark verwilderte Gräber, die offenbar nicht besucht werden.

Doch auch Zuhause widmet man sich den Feierlichkeiten.

Auf den buddhistischen Hausaltären werden zu den Tagundnachtgleichen besondere Speiseopfer dargebracht. Diese wechseln im Lauf der Higan-Periode.

Botamochi/Ohagi anlässlich des Higan-Festes (Foto: Wikimedia Commons, tomomarusan cc-by)
Botamochi/Ohagi anlässlich des Haru no Higan (Foto: Wikimedia Commons, tomomarusan cc-by)

Dabei handelt es sich traditionellerweise um Klöße aus Klebreis, die mit Azukibohnenpaste ummantelt sind.

Beim Frühlings-Higan werden sie „botamochi“ (牡丹餅) genannt. Dies soll auf das zeitliche Zusammentreffen zwischen dem astronomischen Ereignis und dem Blühen der Päonie (botan 牡丹) zurückzuführen sein.

Der Gemeinschaftsaspekt des Festes wird durch den Brauch gestärkten, sowohl den angereisten Familienangehörigen, als auch Freunden und Nachbarn einige Botamochi zu schenken und so auch auf diese Weise Grenzen zu überwinden.

Die Tagundnachtgleiche führt somit tatsächlich zu einer Form von Gleichheit der Menschen, so dass die Gemeinschaft sich durch die Erinnerung an die Gemeinsamkeiten auch den Rest des Jahres über unterstützen kann.

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