Das Japan Filmfestival Nippon Connection ist eine etablierte Veranstaltung zum Thema japanischer Film, die bereits seit 2000 jährlich im Frühjahr bzw. Sommer stattfindet. Es zählt weltweit zu den größten Festivals seiner Art und zeichnet sich neben der breiten Palette an gezeigten Filmen auch durch das umfangreiche Rahmenprogramm aus.
Da die Filme des diesjährigen Festivals im Frühjahr auf großen Anklang stießen, haben die Veranstalter sich zu einer Zugabe mit den Höhepunkten des Filmprogramms entschlossen.
Dokumentationen und große Gefühle
Vom 1. Dezember bis zum 31. Dezember können 10 aktuelle japanische Spiel- und Dokumentarfilme auf der festivaleigenen Video-on-Demand Plattform geschaut werden.
„Just The Two Of Us“
In dem Film von 2020 wird die Geschichte von zwei Menschen erzählt, die durch ihre Umstände zusammengebracht wurden, und schließlich Halt beieinander finden.

Shunsaku ist seit einem Motorradunfall vom Hals ab gelähmt und auf fremde Hilfe angewiesen. Die blinde Hanae soll sich um ihn kümmern. Obwohl Shunsaku sehr grob zu ihr ist und sie unter dem Ausschluss aus der Gesellschaft leidet, macht sie weiter.
Der Film wurde von einer Gruppe junger Studenten rund um den bekannten Produzenten Kaizo Hayashi geschaffen, die ein Drehbuch verarbeitet haben, welches bei den 10ten „Japan Scenario Awards“ ausgezeichnet wurde. Das Drama spielt in Kyoto und betrachtet die Liebe im Alltag eines außergewöhnlichen Paares.
Die Hauptrolle spielt Masatoshi Nagase, den eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Produzenten Hayashi verbindet. Als Hanae tritt Shiori Doi auf, die bereits in „River’s Edge“ mit ihrem leidenschaftlichen Spiel überzeugen konnte.
„Paper City“
Der Brandbombenanschlag auf Tokyo im Jahr 1945 kostete 100.000 Menschen das Leben und zerstörte ein ganzes Viertel. In diesem Dokumentarfilm werden drei Überlebende auf ihrem Weg gegen das Vergessen der Opfer begleitet. Sie kämpfen dafür, dass es öffentliche Aufzeichnungen gibt, die sie hinterlassen können.

„Paper City“ handelt vom Erinnern, dem bewussten Vergessen und seinen Konsequenzen. Sieben Jahrzehnte nach dem verheerenden Angriff weigert sich die japanische Regierung weiterhin, ein Denkmal oder Museum zu errichten und überlebende Zivilisten zumindest symbolisch zu entschädigen. Erschütternde Zeugenaussagen, seltenes Archivmaterial und modernes Engagement fließen ein in dieses Werk von Adrian Francis.
„Salaryman“
Der Film über das japanische Phänomen des „Salaryman“ von Allegra Pacheco ist eine Mischung aus Performance Art, Interviews und punkiger Dokumentation. Die Arbeitskultur und Geschichte dieses Phänomens wird aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und die ganze Tragik der Überarbeitung und hohen Anforderungen deutlich gemacht. Auch das ernste Thema des „karoshi“ (過労死, Tod durch Überarbeitung) findet hier Raum.

Die Arbeiten an der Dokumentation dauerten fünf Jahre und bieten einen spannenden Einblick in eine Welt, in der der Salaryman seine Familie kaum zu Gesicht bekommt und wortwörtlich bis zum Umfallen mit seinen Vorgesetzten trinkt, wenn diese es so verlangen.
„Ninja Girl“
Regisseur Yu Irie veröffentlichte seinen Film 2021 als ersten Film seit 9 Jahren, den er unabhängig und mit eigenem Drehbuch geschaffen hat. Das Werk begleitet eine junge Frau, die mit ihrem pflegebedürftigen Großvater allein in einer kleinen Stadt lebt.

Nachdem ihr Kollege Mano Suizid beginn, enthüllt ihr Großvater Familiengeheimnisse, die sie auf einen Rachezug gegen die Ungerechtigkeit führt.
Jeder Film wird 5 Euro kosten und kann nach Bezahlung 5 Tage lang gestartet und dann für 24 Stunden angesehen werden. Dabei kommt ein Großteil der Einnahmen direkt den Filmemachenden zugute. Alle Filme werden in der japanischen Originalfassung mit englischen Untertiteln gestreamt.
Ein 70-köpfiges, größtenteils ehrenamtliches Team des gemeinnützigen Vereins Nippon Connection e.V.) organisiert seit mittlerweile 22 Jahren das besucherstärkste Filmfestival Hessens. Das 23. Festival wird nächstes Jahr vom 6. bis zum 11. Juni in Frankfurt am Main stattfinden. Aktuell läuft bereits eine Spendenkampagne, um dies sicher zu ermöglichen.
Anmerkung der Redaktion: Sollten Sie darüber nachdenken, sich das Leben zu nehmen, holen Sie sich bitte Hilfe. Ein guter Ansprechpartner ist die Telefonseelsorge, die sie unter https://www.telefonseelsorge.de erreichen. Die Beratung ist völlig anonym und kostenlos. Sie kann per Chat, Mail, vor Ort oder Telefon erfolgen. Unter den kostenlosen Hotlines 0800-1110111 und 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe. Die Berater konnten schon in vielen Fällen helfen, die ausweglos erschienen. Auch ihr Hausarzt oder eine Vertrauensperson können erste Ansprechpartner sein.