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Asobimashou - Spielen rund um Japan

Tokaido Duo – eine clevere Pilgerreise für Zwei

Shikoku, die kleinste der vier japanischen Hauptinseln, wird in „Tokaido Duo“ zum Schauplatz eines aufregenden Wettstreits. Pilger, Händler und Künstler ziehen über die Insel und verfolgen jeweils ihre eigenen Ziele. Spiele-Autor Antoine Bauza gelingt ein kompaktes „Tokaido“-Erlebnis für zwei Spieler, das sich gelungen vom Hauptspiel abhebt.

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In der Reihe „Asobimashou“ stellen wir euch Spiele vor, die aus Japan stammen oder sich thematisch mit Japan beschäftigen. Vom traditionellen Karten- bis zum modernen Gesellschaftsspiel gibt es für Japan-Fans viel zu entdecken.

Tokaido Duo – mehr als nur eine Miniatur

Im Januar haben wir euch in dieser Kategorie „Tokaido“ vorgestellt, eine Japan-Reise für bis zu fünf Spieler, die durch zauberhaftes Artwork und ein einfaches, aber ansprechendes Spielsystem überzeugt. Seit Dezember 2022 hat Pegasus nun auch die Zwei-Spieler-Variante „Tokaido Duo“ auf den deutschen Markt gebracht. Wir erklären euch, worum es geht und warum das Spiel auch für „Tokaido“-Muffel einen Blick wert ist.

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„Tokaido Duo“ ist, das verrät bereits das neue Setting Shikoku, nicht einfach nur eine Mini-Version des Original-Spiels. Auch „Tokaido“ lässt sich zu zweit spielen, macht aber erst mit drei oder mehr Spielern wirklich Freude. In unserem Review hatten wir zudem deutlich gemacht, dass „Tokaido“ kaum Gelegenheiten zum direkten Konflikt zwischen den Spielenden bietet.

Und weil „Tokaido Duo“ sich genau in jenem letzten Punkt deutlich abhebt, sollten auch Freunde konfrontativer Spiele, denen „Tokaido“ zu friedlich ist, sich „Duo“ nicht entgehen lassen. Aber fangen wir von vorn an: wie schon das Original stammt auch „Tokaido Duo“ wieder aus der Feder des Franzosen Antoine Bauza, Illustrationen steuert erneut Naïade bei.

Spieplan von Tokaido Duo
Der Shikoku-Spieplan wirkt auf den ersten Blick vertraut für „Tokaido“-Fans. Doch er bietet viel Neues. Bild: Robert Fischer
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Damit ist sichergestellt: auch „Tokaido Duo“ sieht wieder fantastisch aus. Das Artwork ist liebevoll, markant und kunterbunt. Schon der Aufbau macht da Freude. Viele Elemente wirken für „Tokaido“-Freunde auch erstmal vertraut: Münzen, Charakterkarten und ein Spielplan mit Feldern wie Tempeln und Geschäften.

Pilgern, Handeln, Zeichnen – auf die Mischung kommt es an

Doch schnell wird klar: vieles sieht bekannt aus – und doch ist alles neu. Das zeigt sich schon beim Aufbau (der dank kompaktem Design sehr viel weniger Platz benötigt als beim Original). Statt einem Charakter erhält jeder der Spieler gleich drei. Und dann sind da noch die Würfel. Ja, richtig gelesen – „Tokaido Duo“ bricht mit dem „Jeder darf ziehen, wohin er will“-Prinzip des Vorgängers und setzt klassisch auf die Bewegung per Würfel.

Die stehen jeweils für einen der drei Charaktere, die jeder Spieler zeitgleich kontrolliert: Pilger, Händler und Künstler. Jeder der Charaktere folgt eigenen Regeln, bewegt sich in anderen Bereichen des Spielplans und gewinnt auf unterschiedliche Weise Punkte – doch nur das geschickte Zusammenspiel aller drei bringt euch schließlich den Sieg.

Die Pilger erinnern noch am ehesten an klassisches „Tokaido“. Sie ziehen auf der Shikoku-Pilgerroute rund um das Spielfeld, besuchen dabei Tempel, Gärten, heiße Quellen und mehr. Die Händler wiederum bewegen sich auf Handelsrouten zwischen Küstenorten und Bergdörfern hin und her. In den Bergen sammeln sie Waren, die an der Küste verkauft werden.

Charaktere in Tokaido Duo
Dieser Künstler ist schon einige seiner Werke losgeworden. Sein Händlerkollege versucht, aus Puppen Geld zu machen. Bild: Robert Fischer

Welche Waren ihr erhaltet, bestimmt dabei der Zufall – in Form eines Stoffsäckchens, aus dem ihr sie zieht. Welcher Küstenort euch die Produkte abkauft und zu welchem Preis, ist hingegen jederzeit offen sichtbar. Und dann sind da noch die Künstler. Die wandern abseits der bekannten Pfade durch Gebiete im Inneren der Karte. Treffen sie dabei auf andere Reisende, dürfen sie ihre Bilder aufdecken – und müssen dann in Gebiete mit dem passenden Symbol reisen, um sie zu verschenken.

Strategie und Glück führen zum Sieg

Das klingt soweit erstmal nach typischen „Tokaido“-Ansätzen und könnte ein ähnlich friedliches Erlebnis bieten. Doch für „Tokaido Duo“ hat sich Bauza – zum Glück, möchte man sagen – deutlich mehr Konfrontation und Raum für Strategie eingebaut. Das beginnt bei der Bewegung: gewürfelt wird abwechselnd. Doch wer würfelt, darf erstmal nur einen der drei Würfel selbst nutzen. Danach wählt der Gegner einen aus, was übrigbleibt geht wieder an den Würfelnden.

Jede Runde könnt ihr also nur einen oder zwei eurer Charaktere bewegen – und müsst dabei immer die genau Schrittzahl zurücklegen, die der Würfel anzeigt. Die Wahl des richtigen Würfels zur richtigen Zeit ist entscheidend in „Tokaido Duo“. Sie erlaubt euch auch, den Gegner zu Zügen zu zwingen, die für euch vorteilhaft sind – oder sogar das Spielende einzuläuten.

Würfel bei Tokaido Duo
Strategie und Glück kommen bei „Tokaido Duo“ in Form dieser Würfel daher. Bild: Robert Fischer

Denn wann eine Partie „Tokaido Duo“ endet, liegt ganz in eurer Hand. Ausgelöst werden kann das Spielende von jedem der Charaktere im Spiel. Pilger erreichen es, indem sie die maximale Anzahl an Tempeln oder Gärten auf ihrer Karte besuchen. Künstler müssen das letzte ihrer anfangs zehn Bilder verschenken und für Händler gilt es, durch den Verkauf von Waren insgesamt sechs Goldmünzen zu sammeln. Tritt eines dieser Ereignisse ein, wird am Ende der aktuellen Runde durchgezählt.

Je mehr Goldmünzen ihr besitzt, Bilder verschenkt und Gärten und Tempel besucht habt, umso höher fallen eure Punkte aus. Da ihr zu jedem Zeitpunkt im Spiel genau sehen könnt, wie viele Punkte beide Spieler aktuell haben, wird das Auslösen des Spielendes – oder dessen Hinauszögern – zu einer strategischen Entscheidung

Wer clever klaut, gewinnt

Jagt ihr euren Künstler schnell zum nächsten Wasserfall, um das letzte Bild zu verschenken? Oder lasst ihr euren Pilger einen wichtigen Küstenort blockieren, der eurem Gegner einen Handel erlauben würde, der ihm seine letzte Goldmünze bringen?

Ein weiterer Faktor auf dem Weg zum Sieg sind Wellenplättchen und heiße Quellen. Erstere sind drei Fähigkeiten, die ihr beim Erreichen bestimmter Felder auf dem Pilgerweg euren Charakteren geben könnt. Dann dürfen Pilger etwa ein Feld mehr oder weniger ziehen, als der Würfel anzeigt und Händler können mehr Waren tragen. Zwei Fähigkeiten pro Charakter gibt es, jeweils eine steht pro Partie zur Verfügung.

Onsen-Felder wiederum lassen euch ein besonderes Plättchen nehmen, das ihr einmalig nutzen könnt um einen Würfel doppelt zu nutzen – euch also einen wertvollen Extra-Zug zu verschaffen. Doch was passiert, wenn ihr auf einer heißen Quelle oder einem Wellenfeld landet und sich alle der Plättchen bei eurem Gegner befinden?

Nun, dann dürft ihr dem eines seiner Wellenplättchen oder eben den Onsen-Marker klauen! Ein gut getimter Diebstahl einer wichtigen Fähigkeit kann auch ein schlecht laufendes Duell noch zu euren Gunsten wenden. Solche Möglichkeiten, die Ressourcen anderer Spielender direkt anzugreifen, gibt es im Original-„Tokaido“ nicht.

Fazit

„Tokaido Duo“ gelingt der Schritt vom Gruppespiel zum kompakten Duell wunderbar. Es ist unverkennbar Teil der „Tokaido“-Familie, führt die Ästhetik und auch das schlanke Design (außer in der Anleitung kommt das Spiel ganz ohne Text aus) ohne Stilbruch fort. Es ist ebenso schön anzusehen, wie schnell zu erlernen.

Vor allem aber hat sich Autor Bauza ganz offensichtlich genau überlegt, was ein Zwei-Spieler-Ableger im Vergleich zum Original benötigt, um zu funktionieren. Und die Antwort lautet: direkter Konflikt. Den bietet „Tokaido Duo“ durch sein Würfelsystem und die Interaktion der Charaktere auf dem Spielplan, aber auch durch die Möglichkeit, Fähigkeiten und Ressourcen zu stehlen.

Wo man in „Tokaido“ also durchaus auch mal einfach nebeneinander her spielen kann, gewinnt in „Duo“ nur, wer die Figuren des Gegners ebenso im Auge hat wie die eigenen. Würfelglück spielt zwar ebenso eine Rolle, entscheidet aber nicht vorrangig über Sieg oder Niederlage – die habt ihr mit euren Entscheidungen selbst in der Hand.

Wer „Tokaido“ mag, aber sich schon immer mehr Möglichkeiten gewünscht hat, den Mitspielern Steine in den Weg zu legen, der dürfte mit „Tokaido Duo“ seine Wünsche erfüllt sehen. Das elegante Zusammenspiel der Charaktere ist gut gelungen und führt zu vielen spannenden Situationen und knappen Duellen. Und auch Japan-Fans, denen das friedliche Original zu langweilig war, sollten einen Blick auf die Duo-Variante werfen.

Infos

Tokaido Duo – Familienspiel für 2 Spielende
Empfohlenes Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 30 bis 40 Minuten
Veröffentlicht von: Pegasus Spiele
Preis: 24,99 Euro
Erhältlich unter anderem bei Amazon

Unsere Meinung

Spielspaß
98 %
Ästhetik
100 %
Strategie
95 %
Glück
95 %

Fazit

Mit "Tokaido Duo" hat Antoine Bauza es geschafft, die größte Schwäche des Original-Spiels auszubügeln, ohne den Geist von "Tokaido" zu verlieren. Das Duell auf Shikoku bietet ein knackiges Duell, das schnell zu lernen, aber hart zu meistern ist. Eine gute Balance aus Glück und Strategie, die wie gewohnt großartig aussieht. Für Tokaido-Fans ein Muss, für alle anderen eine klare Empfehlung.
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Mit "Tokaido Duo" hat Antoine Bauza es geschafft, die größte Schwäche des Original-Spiels auszubügeln, ohne den Geist von "Tokaido" zu verlieren. Das Duell auf Shikoku bietet ein knackiges Duell, das schnell zu lernen, aber hart zu meistern ist. Eine gute Balance aus Glück und Strategie, die wie gewohnt großartig aussieht. Für Tokaido-Fans ein Muss, für alle anderen eine klare Empfehlung.Tokaido Duo - eine clevere Pilgerreise für Zwei