Auf den ersten Blick mag es wirken wie ein kompliziertes, eingestaubtes Spiel für alte Männer, auf den zweiten Blick jedoch vereint Go Kunst, Strategie und Einfallsreichtum in einer spaßigen und herausfordernden Weise.
Go wird zusammen mit Backgammon und Mühle als ältestes bekanntes Strategiespiel der Welt betrachtet. Und obwohl es so alt ist, blieben die Regeln bis heute fast unverändert. Die wenigen simplen Grundlagen machen es zeitlos und zugänglicher als beispielsweise Schach. Es heißt, dass man Go innerhalb von zehn Minuten erlernen kann, jedoch ein Menschenleben benötigt, um die eigene Spielkunst zu perfektionieren.
Um was genau geht es denn nun bei GO?
Man bezeichnet Go oft als ‘Umzingelungsspiel’. Gespielt wird es zu zweit auf einem Brett mit 19 vertikalen und 19 horizontalen Linien, die ein Gitter bilden. Auf die 361 Schnittpunkte dieses Gitters setzen die Spieler abwechselnd ihre Steine. Ist ein Stein einmal abgelegt, bleibt er für die gesamte restliche Partie faul dort liegen (es sei denn, er wird vom Gegner eingefangen), er wird nicht gezogen oder anderweitig bewegt. Jeder Stein kann an jede Stelle gesetzt werden (es gibt nur zwei simple Ausnahmen), wodurch sich nahezu unendlich viele mögliche Varianten ergeben.
Das Ziel ist es, mit den eigenen Steinen ein möglichst großes Gebiet zu umschließen. Man kann es sich so vorstellen, als würde man auf einer Insel Zäune ziehen. Wer am Ende die meisten Schnittpunkte (also die insgesamt größere Fläche) mit seinen Steinen umzingelt hat, gewinnt die Partie.
Kunst, Philosophie und Strategie
Das Schöne am Go ist meiner Meinung nach, dass man seinen eigenen Stil entwickeln kann. Es gibt nicht wie beim Schach beispielsweise eine Anzahl von Strategien, die alle einen Namen haben und auf die man wiederum mit einer anderen fest definierten Spielweise antwortet. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum Go und Schach immer wieder miteinander verglichen werden – es sind zwei grundsätzlich verschiedene Spiele.
Wenn es im Universum noch irgendwo intelligente Lebewesen gibt, dann kennen sie vielleicht Schach, höchstwahrscheinlich jedoch Go.
(Emanuel Lasker)
Man kann Go auf friedliche Weise spielen und versuchen, durch elegantes, geschicktes Abgrenzen mehr Punkte zu erreichen als der Gegner, ohne Kämpfe auszufechten oder Gefangene zu machen. Man kann aber auch kriegerisch den Gegner zum Kampf herausfordern und zu einem großen Eroberer werden. Es ist allerdings nicht notwendig, den anderen Spieler anzugreifen oder komplett zu verdrängen – eher ist es ein Teil der Philosophie des Spiels, geschickt zu teilen.
Go verbindet Kunst und Strategie dabei auf besondere Weise. Die Muster, die durch die schwarzen und weißen Steine auf dem Brett entstehen, empfinden viele Menschen als inspirierend und man wird in seinem Leben keine Partie zwei mal spielen. Jede Steinformation hat unterschiedliche strategische Eigenschaften: Manche gelten als besonders solide, andere als flexibel oder trickreich. Viele haben im Laufe der Zeit eigene Namen erhalten, doch es werden immer noch neue geschaffen.
Schwierigkeitsgrad und Kommunikation
Die Regeln sind im Grunde sehr simpel und leicht zu lernen, dennoch besitzt das Spiel eine unheimliche Tiefe, die einen großen Teil der Faszination ausmacht. Nicht umsonst kann man Go beispielsweise in Korea sogar an Universitäten studieren.
Durch ein Handicap-System kann ein Go-Spieler seine Stärke an jeden Gegner anpassen. Neulinge und Experten können so beiderseitig herausfordernde Partien miteinander spielen und zugleich voneinander lernen. Es macht unheimlich viel Spaß, auf diesem Weg neue Menschen kennenzulernen. Es gibt heutzutage auch verschiedene Spielmodi: Man kann in Teams gegeneinander spielen oder eine der besonderen Variationen (beispielsweise Blind-Go oder Rund-Go) ausprobieren.
Wo und wie kann ich Go lernen?
Es gibt in vielen größeren Städten regelmäßig stattfindende Spieleabende, die sich über interessierte Neulinge freuen. Eine Liste dazu findet man auf der Website des Deutschen Go Bundes. Auf den meisten Anime-Conventions wird ebenfalls ein Bereich zum spielen angeboten, wo man von den Helfern gerne an die Hand genommen wird. Wer nicht das Haus verlassen will, kann aber auch auf einen der kostenlosen Internet-Go-Server zurückgreifen auf denen man kinderleicht Gegner als aller Welt herausfordern oder einfach entspannt mit Freunden chatten und spielen kann. Auch dort kann man lehren und lernen.
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