Japanische Sommer sind überwiegend heiß und schwül. Während das Land im Juni von starken Regenfällen heimgesucht wird, klettern die Temperaturen in den Folgemonaten auf Höchstwerte. Wie gehen Japaner mit der Sommerhitze um und welche Tipps und Tricks bringen Abkühlung?
Wer in den Sommermonaten nach Japan reist, der wird es am eigenen Leib erlebt haben: hier kann es sehr heiß und feucht werden, was auf die hohe Luftfeuchtigkeit im Inselreich zurückzuführen ist. Temperaturen von 30-38 Grad sind hier nichts Ungewöhnliches. Derzeit leidet das Land sogar unter einer Hitzewelle, die bereits mehrere Menschenleben forderte und die von Behörden und Regierung als zum Teil „lebensbedrohlich“ eingestuft wird.
Die zum Teil erdrückende Hitze muss aber noch kein Grund sein, die Japanreise zu stornieren. Immerhin sind die Japaner an die klimatischen Bedingungen gewöhnt und haben vielerlei Tipps und Tricks gefunden, um sich auch an heißen Tagen Abkühlung zu schaffen. Wer von den Japanern lernt und die Klimabedingungen studiert, der kann auch in den Sommermonaten optimale Urlaubsbedingungen finden und sich den Alltag etwas erleichtern.
Es muss nicht immer Tokyo sein | Wo finde ich optimale Wetterbedingungen und welche Regionen sind besonders heiß?

Tropische Inseln mit Korallenriffen, schneebedeckte Landschaften und üppige Wälder. Nur wenige Länder bieten so viele unterschiedliche Klimazonen wie das Inselreich. Der Süden ist von einem subtropischen Klima geprägt. Besonders in Okinawa und in der Region Kyushu kann es entsprechend sehr heiß werden. Im Nordosten hingegen ist es deutlich kühler. Wer der Sommerhitze entkommen will, der könnte zum Beispiel eine Reise nach Hokkaido in Erwägung ziehen. Die Insel, die für lange und kalte Winter bekannt ist, bietet Reisenden in den Sommermonaten ein mildes und gemäßigtes Klima. Die klimatischen Bedingungen auf der Hauptinsel Honshu reichen vom kühleren Norden bis zu subtropischen Zonen im Süden.
Auf der Hauptinsel liegen auch Millionenmetropolen wie Tokyo und Yokohama. Besonders hier kann es in den Sommermonaten erdrückend heiß werden. Schuld daran sind unter anderem der hohe Energieverbrauch, die Massen an Beton, Stahl und Asphalt, Autoabgase und die Millionen Klimaanlagen, die hier rund um die Uhr auf Hochtouren laufen. Wer der Hitze in den sogenannten „Beton-Backöfen“ entkommen will, dem sei ein Tagesausflug an diverse Strände oder in kühlere Bergregionen empfohlen. Orte wie Karuizawa, Hakkone, Nikko oder gar Japans schönster Gipfel, der Fujisan, bieten nicht nur wunderbare Landschaften, sondern auch die gewünschte Abkühlung.
Klimaanlagen, Sonnenschirme, nasse Handtücher und Cremes

Wie aber gehen Japaner mit den glühenden Sommertemperaturen um? Die von langen Arbeitszeiten und Leistungsdruck geprägte Arbeitskultur Japans lässt nicht unbedingt Freiraum für spontane Ausflüge an Strände und Seen. Die Antwort scheint auf der Hand zu liegen: Klimaanlagen. Kaum ein Haushalt kommt heute ohne sie aus und U-Bahnen, Büros, Einkaufszentren und Bahnhöfe bleiben im Sommer angenehm kühl, während die Hitze an der freien Luft nahezu erdrückend ist. Um sich draußen vor den hohen Temperaturen und der Sonne zu schützen, greifen die Japaner auf beschichtete Sonnenschirme und Cremes mit hohem Lichtschutzfaktor zurück. Auch Schweißtücher, Kühlkissen, nasse Handtücher, Wasserflaschen zur Regulierung des Flüssigkeitshaushalts und Erfrischungssprays dürfen hier nicht fehlen.
Mit welcher Kleidung Japaner der Hitze trotzen

Während man hier bei uns im Sommer auf T-Shirts, kurze Shorts und Sandalen zurückgreift, bevorzugen Japaner auch im Sommer eher lange Kleidung. Zum einen, um sich vor der Sonneneinstrahlung zu schützen und zum anderen, um Erkältungen vorzubeugen. Immerhin kann der Wechsel zwischen stark klimatisierten Innenräumen und warmer Außenluft verheerende Auswirkungen auf das ohnehin schon geschwächte Immunsystem haben.
Um der Sommerhitze zu trotzen, hat man im Inselreich auch zahlreiche Gadgets und Kleidungsstücke erfunden, um den Körper abzukühlen. So gibt es beispielsweise luftdurchlässige Kleidung mit Kühlaggregaten, in Kleidung eingebaute Ventilatoren, Kühlmatten für Kinder und Haustiere und die allseits beliebte AIRism-Technologie von Uniqlo. Durch die sogenannte Cupro-Faser kann AIRism-Kleidung Feuchtigkeit absorbieren und abgeben, um so die Hitze vom Körper abzuleiten.
Seit Jahrhunderten schon tragen Japaner im Sommer einen traditionellen Yukata aus Baumwolle, der in seinem Aussehen einem Kimono ähnelt, aber deutlich weniger Schichten hat und zudem auch noch luftdurchlässig ist. Während der sogenannte Sommerkimono üblicherweise von Frauen getragen wird, bevorzugen Männer den Jinbei (jap. 甚平), ein aus knielanger Hose und Hemd bestehendes Kleidungsstück, das an einen Pyjama erinnert und ebenso luftdurchlässig und angenehm ist wie der Yukata.
Kakigōri – Das Trend-Eis für den Sommer

Kaum ein Eis ist im Sommer so beliebt wie Kakigōri (かき氷 oder 欠き氷), Shaved Ice (zu dt. Geschabtes Eis oder Eisschnee) mit Sirup, Früchten, Kondensmilch oder roten Bohnen. Zwar sollte man vom übermäßigem Konsum absehen, um den Körper nicht übermäßigen Temperaturschwankungen auszusetzen, jedoch ist das Kakigōri ‚Shaved Ice‘ die ultimative Erfrischung für die heißen Sommermonate.
Uchiwa – Der traditionelle Handfächer

Der japanische Blattfächer Uchiwa (jap. 団扇) ist der perfekte Begleiter für die heißen Sommermonate in Japan. Während man hierzulande eher auf den klassischen Faltfächer trifft (jap. Ogi (扇) oder Sensu (扇子), bevorzugt man in Japan den Blattfächer. Dieser liegt besser in der Hand und hat einen größeren Kühleffekt. Mit seinen teils aufwendigen und traditionellen Designs eignet er sich nicht nur als praktisches Japan-Souvenir, auch Unternehmen nutzen den Uchiwa als Werbemittel. Auf viel frequentierten Straßen, in Nachtclubs und auf Events werden die Fächer in den heißen Sommermonaten kostenlos verteilt und bringen zumindest ein bisschen frische Luft.
Unagi – Aal für den von der Hitze geschwächten Kreislauf

Der japanische Hochsommer ist zugleich die Hochsaison für den in Japan so beliebten Aal. Tausende Restaurants und Essensstände haben sich auf seine Zubereitung spezialisiert. Da der Fisch nährstoff- und vitaminreich ist, soll er der sommerlichen Müdigkeit entgegenwirken und dem Körper neue Kräfte schenken. In Japan gibt es sogar den sogenannten Doyo Ushinohi (jap. 土用の丑の日), den ‚Tag des Ochsen‘, an dem man traditionell Unagi isst.
Furin – Der Klang des Sommers

Nach der Regenzeit, die das Land in der Regel zwischen Juni und Juli heimsucht, hängen Japaner häufig eine Art Glockenspiel (Windglöckchen mit Windfahne) auf die Veranda, den Balkon oder in den Garten. Das sogenannte Furin (jap. 風鈴), gilt neben der Zikade als Symbol des Sommers und fehlt in kaum einem Haushalt. Es erklingt schon beim leichtesten Windhauch und macht die ersehnten Brise auch akustisch greifbar. Das zarte, melodische Klingen der Glöckchen vermittelt den Menschen das Gefühl von Kühle und einer frischen Brise.
Sommer in Japan – Von Feuerwerken, Volksfesten und Stränden

So heiß und erdrückend der Sommer gerade in Großstädten wie Tokyo, Kyoto, Osaka oder Yokohama auch sein mag, der japanische Sommer ist vielfältig und die Japaner haben zahlreiche Tipps und Tricks gefunden, um den klimatischen Bedingungen zu trotzen. Die Sommermonate sind auch die Hochphase für zahlreiche bunte Volksfeste (Matsuri), Feuerwerke (Hanabi), Grillfeste und Ausflüge ans Meer. Wer im Sommer ein Ticket nach Japan bucht, sollte also nicht vor der Hitze zurückschrecken. Mit der richtigen Reiseplanung, der richtigen Reiseroute und mit dem einen oder anderen Trick kann auch der so heiße Sommer in vollen Zügen ausgekostet werden.