Kakerlaken, Zikaden, Hundertfüßer und Co. – Welchem Ungeziefer man in Japan begegnet und warum man einigen Insekten besser aus dem Weg gehen sollte.
Inseln mit Korallenriffen, schneebedeckte Gipfel, Vulkane, unberührte Strände und üppige Wälder. Nur wenige Länder bieten so viele verschiedene Klimazonen und Ökosysteme wie Japan. Dank des gemäßigten bis subtropischen Klimas ist hier eine reiche Artenvielfalt von Vögeln, Säugetieren, Meerestieren und zu guter Letzt auch Insekten beheimatet.
Einer Vielzahl von Insekten kommt in der japanischen Kultur eine besondere Rolle zu. So tauchten beispielsweise Libellen und Glühwürmchen schon in literarischen Werken des 8. Jahrhunderts auf und Schmetterlinge symbolisieren Liebe und Glück. Der allgegenwärtige Gesang der Zikaden ist das vermeintlich bekannteste Symbol des japanischen Sommers und einige Insekten sind sogar begehrte Haustiere, die es am Automaten zu kaufen gibt. So werden Hirschkäfer gerne von kleinen Kindern gehalten, um sie in Spielen gegeneinander kämpfen zu lassen.
Weniger beliebt, aber meist größer als unsere heimischen Exemplare, sind Schaben, Tausendfüßler, Hornissen und anderes Ungeziefer, das den ein oder anderen Japanreisenden mit Sicherheit schon mal in den Wahnsinn getrieben hat.
In unserem Überblick erfahrt ihr, welchen Insekten ihr auf Japanreisen womöglich begegnen könnt und vor welchen man sich besser in Acht nehmen sollte.
Zikaden

Schon seit Jahrtausenden sind Zikaden (jap. 蝉) ein Bestandteil der japanischen Mythologie, Kunst und Folklore. Weil die Zikaden ebenso unzertrennlich mit dem Sommer verbunden sind wie das feucht-schwüle Klima, werden sie vielerorts auch als „Klang des japanischen Sommers“ bezeichnet. Das ohrenbetäubend laute Zirpen der Semi, so heißen die japanischen Exemplare, kann Lautstärken von bis zu 120 Dezibel erreichen. 14 verschiedene Arten gibt es in Japan, einige von ihnen werden nach dem Ton benannt, den sie erzeugen. Da die Zikaden meist an Bäumen sitzen und verstummen, wenn man sich ihnen nähert, sind sie recht unauffällig. Lediglich zum Herbstanfang, wenn sie sterben, liegen sie am Straßenrand und werden ab und an von kleinen Kindern aufgesammelt.
Glühwürmchen

Neben den Zikaden sind auch die Glühwürmchen (jap. 蛍) unzertrennbar mit dem japanischen Sommer verbunden. Die sogenannten Hotaru sind eine Art Heiligtum, das für die Harmonie von Mensch und Natur und für die leidenschaftliche Liebe in der Poesie steht. In Japan wird es als besonders romantisch empfunden, in lauen Sommernächten Glühwürmchen am Himmel zu bewundern. Auch wenn der Anblick der Leuchtkäfer heute immer seltener wird, so finden besonders im Sommer vielerorts Feste statt, die den Glühwürmchen gewidmet sind. Das Betrachten der Insekten, das Hotaru-gari, wird häufig mit dem Bewundern der Kirschblüte oder mit dem Sammeln des Herbstlaubs gleichgesetzt und findet jeweils in den Sommermonaten statt.
Hundertfüßer

Zwar sind die sogenannten Mukaden (jap. ムカデ) nicht so weit verbreitet wie Zikaden oder Schaben, aber wer je für längere Zeit in Japan gelebt habt, der wird diesem bis zu 10 Zentimeter langen Insekt vermutlich schon einmal begegnet sein. Der Hundertfüßer ist dabei nicht ganz ungefährlich, denn sein Biss ist nicht nur schmerzhaft, sondern kann auch unangenehme Nachwirkungen wie Entzündungen, starke Schwellungen und allergische Reaktionen mit sich bringen. Die Insekten verstecken sich gerne in Gräsern, Blüten, aber auch in Nischen und Ecken von Wohnhäusern, also sollte man immer auf der Acht sein.
Riesenhornissen

Riesenhornissen, die sogenannten Ōsuzumebachi (jap. オオスズメバチ), sind ein gefürchtetes Insekt in Japan. Laut Angaben des öffentlichen Rundfunksenders NHK sterben jedes Jahr rund 20 Menschen an den tödlichen Folgen eines Hornissenstichs. Erst im September diesen Jahres verstarb eine 87-jährige Rollstuhlfahrerin, nachdem sie von einem Schwarm Riesenhornissen angegriffen wurde. Zwar haben es die Tiere nicht auf Menschen abgesehen und die meisten Todesopfer sind an allergischen Reaktionen verstorben, aber nichtsdestotrotz empfiehlt es sich, den Riesenhornissen aus dem Weg zu gehen. Ein Biss kann nämlich nicht nur allergische Reaktionen hervorrufen, sondern ist auch sehr schmerzhaft.
Feuerameisen

Es ist erst wenige Monate her, dass Meldungen aus japanischen Hafenstädten das Land in Unruhe versetzten. In mehreren Containerladungen aus anderen Ländern wurden aggressive Rote Feuerameisen entdeckt. Die ursprünglich aus Südamerika stammende Ameisenart stellt vor allem für die heimischen Insektenarten eine neue Bedrohung dar, ist aber auch für Menschen nicht ganz ungefährlich: Beissen die Tiere zu, dann führt das nicht nur zu Hautirritationen, die Opfer verspüren auch einen brennenden Schmerz. Wirklich gefährlich werden kann ein Stich allerdings nur Allergikern.
Hirschkäfer

Seit Jahrhunderten werden Hirschkäfer (jap. クワガタ) und andere verwandte Käferarten in Japan gesammelt und sogar als Haustiere gehalten. Die mit einem imposanten „Geweih“ ausgestatteten Tiere kann man heutzutage in speziellen Käfergeschäften, im Baumarkt oder sogar aus dem Automaten kaufen, was auch in Japan nicht ganz unumstritten ist. Besonders kleine Kinder lassen ihre Käfer gerne gegeneinander antreten und erwachsene Sammler geben gerne mal ein halbes Vermögen für besonders prachtvolle Exemplare aus.
Kakerlaken

Kakerlaken (jap. ゴキブリ) sind wohl das meist gehasste und zugleich ekelerregendste Ungeziefer in Japan. Wegen des feuchten Klimas sind die Tiere hier allgegenwärtig, gedeihen prächtig und können zum Horror der meisten Europäer auch wirklich groß werden. Gokiburi, wie die Kakerlaken in Japan genannt werden, sind eine wahre Plage und kaum ist der Sommer da, krabbeln die großen, schwarz-braunen Kreaturen an allen Ecken und Enden rum. Auch wenn die japanischen Hygienestandards hoch sind, bleibt kaum ein Haushalt vor ihnen verschont.
Ob durchs offene Fenster (Ja, in Japan können die Kakerlaken auch fliegen), durch den Lüftungsschacht, durch die Kanalisation oder durch Türritzen und Löcher in den Wänden…. Kakerlaken finden immer einen Weg ins Haus und wer mit dem Gedanken spielt, nach Japan zu ziehen, der sollte auch damit rechnen, mit diesem Ungeziefer Bekanntschaft zu machen. Konbini und Drogerien halten zumeist eine große Auswahl an Sprays und Mitteln gegen die ungebetenen Gäste bereit. Besonders verbreitet ist auch das sogenannte Gokiburi Hoi Hoi (jap. ごきぶりホイホイ), eine Kakerlakenfalle, auf der die Tiere kleben bleiben und dann langsam verhungern, was im schlimmsten Falle ein paar lange Tage dauern kann. Wer die Ekelviecher nicht auch noch anlocken möchte, dem sei geraten, keinerlei Essensreste im Freien rumliegen zu lassen und seine Küche akribisch sauber zu halten.
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