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Karoshi – der Tod durch Überarbeitung in Japan

Als Karoshi wird in Japan das Phänomen beschrieben, wenn ein Mensch durch Überarbeitung stirbt. Jüngster Vorfall ist der tragische Tod des Animators Kazunori Mizuno. Diese Art des Todes gibt es auch in China (guòláosǐ) und Südkorea (kwarosa).

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Die Todesursache von Karoshi ist meist ein durch Stress ausgelöster Herzinfarkt oder Schlaganfall. Auch Suizid oder Suizidversuche können als Karoshi bezeichnet werden, wenn sie auf eine arbeitsbedingte psychische Erkrankung zurückzuführen sind.

Der erste Fall eines Karoshi

Den ersten Fall eines Karoshi gab es bereits im Jahr 1969, als ein verheirateter Arbeiter an einem Schlaganfall starb. Erst nach mehreren plötzlichen Todesfällen wurden die Medien im Jahr 1980 auf dieses Phänomen aufmerksam. Im Jahr 1987 erschienen die ersten Karoshi-Statistiken, als Antwort auf die steigende Sorge der Öffentlichkeit.

Als Ursache für den Tod durch Überarbeitung gilt der rasante wirtschaftliche Aufstieg nach dem Zweiten Weltkrieg. Als die Ölkrise Anfang der 70er Jahre auch in Japan ihre Spuren hinterließ, wurden die Medien auf ungewöhnliche Todesfälle aufmerksam. Scheinbar waren diese auf Überarbeitung der Opfer zurückzuführen. Auch heute ist der Arbeitsdruck bei Japanern noch sehr hoch, da in Japan eine traditionell hohe Arbeitsdisziplin herrscht. Die Interessen der Firmen stehen an erster Stelle und der Arbeitnehmer haben sich diesen zu unterwerfen.

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© Sumikai

Karoshi gilt inzwischen auch als juristisch anerkannte, haftungspflichtige Todesart. Um tatsächlich eine Entschädigungszahlung zu bekommen, muss der Tod allerdings zuvor von der Arbeitsüberwachungsbehörde als Karoshi, also berufsbedingten Tod, anerkannt werden. Hierbei wird die Belastung am Arbeitsplatz während der letzten 6 Monate analysiert.

Mögliche Faktoren können sein, wenn der Mensch mehr als 100 Überstunden im Monat hatte oder über zwei bis sechs Monate jeweils mehr als 80 Überstunden arbeitete. Auch unregelmäßige Arbeitszeiten, Schichtwechsel, lange Arbeitszeiten ohne Pause und häufige Dienstreisen können als Faktoren für den Karoshi angesehen werden.

Angehörige schreckten vor langwierigen Beweisführung zurück

Zunächst schreckten viele Angehörige wegen der langwierigen und schwierigen Beweisführung davor zurück, Entschädigungszahlungen zu fordern. Doch inzwischen werden immer mehr Arbeitgeber von Angehörigen der Karoshi-Opfer auf Entschädigungszahlungen verklagt. Und das mit Erfolg. So wurden vor etwa 20 Jahren noch 95% der Anträge abgelehnt. Doch durch den wachsenden öffentlichen Druck waren es im Jahr 2007 nur noch 58% der Anträge, die abgelehnt wurden.

Ende 2016 wurde von der japanischen Regierung ein Buch mit den Daten zu Überstunden zusammengestellt. Laut diesem Bericht gaben 23% der befragten Unternehmen an, dass einige ihrer Arbeitnehmer im Monat mehr als 80 Überstunden gemacht hätten.

Im vergangenen Steuerjahr, welches am 31. März 2016 endete, wurden 93 Fälle von Selbstmord oder versuchten Suizids durch Überarbeitung von dem Arbeitsministerium anerkannt. Seitens der Polizei wurden jedoch 2159 Selbstmorde registriert, die durch Probleme am Arbeitsplatz entstanden sein sollen.

Für diese Daten befragte man in der Zeit vom Dezember 2015 bis Januar 2016 10.000 Unternehmen, von denen 1743 antworteten. Außerdem wurden die Angaben von etwa 20.000 Mitarbeitern ausgewertet.

Inzwischen gibt es in Japan etwa 40 Kliniken, die sich auf die Versorgung von Menschen, die „Karoshi-gefährdet“ sind, spezialisiert haben. Außerdem können sich die Angehörigen der Karoshi-Opfer auch in einem Beratungszentrum informieren.

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