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Traditionellen Bräuche treffen auf die moderne Welt

Neujahrstraditionen in Japan

Neujahrstraditionen in Japan sind vielfältig und haben ihre Wurzeln zumeist in traditionellen Bräuchen, aber es gibt auch neue Traditionen.

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Bei uns ist Weihnachten das traditionelle Familienfest, gemeinsames Essen und danach gemeinsames Geschenke auspacken, eventuell noch in die Kirsche gehen. In Japan ist der Heiligabend für Pärchen und Verliebte reserviert Neujahr wiederum verbringen viele hier in Deutschland mit dem Partner oder Freunden, während in Japan das Neujahr im Kreis der Familie verbracht wird.

Bônenkai

In den Firmen macht sich das Ende des Jahres nicht nur durch geschäftige Vorbereitungen für den Jahresabschluss bemerkbar, sondern auch durch die alljährlichen Bônenkai (忘年会 – wörtlich „Vergiss das Jahr Versammlung“) die im Laufe des Dezembers abgehalten werden. Wie der Name schon sagt, ist der Zweck der Feier, Probleme und Schwierigkeiten des vergangenen Jahres hinter sich zu lassen. Bei viel Alkohol biete das Bônenkai oft auch Gelegenheit, einen lockereren Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten zu haben.

In der Regel startet ein Bônenkai in einer Izakaya (Restaurant/Kneipe) wo zunächst ausgiebig gegessen und getrunken wird. Danach ist der Abend aber noch nicht zu Ende. Je nachdem wie ausdauernd die Mitarbeiter sind, verläuft der Abend in verschiedenen Stufen. Die Izakaya ist Stufe eins, dann geht es weiter zum Karaoke, danach zur nächsten Bar und dann ist auch schon fast Zeit wieder was zu Essen. Nach so viel Alkohol ist es nicht verwunderlich, dass Bônenkai Teilnehmer teilweise etwas unangenehm auffallen. Die Tokyo Metro weist in einem seiner 家でやろう (Lasst uns das zu Hause machen) Poster darauf hin und ermahnt alle, sich ordentlich zu verhalten.

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Neujahrsdekorationen

Zu Hause haben die Vorbereitungen für Neujahr auch längst begonnen und man sieht schon vor vielen Häusern traditionelle Kadomatsu Neujahrsdekorationen stehen. Kadomatsu sind Gestecke aus (Glücks-)Kiefer und Bambus.

Sie werden neben der Haustüre positioniert. An die Türe selbst werden Shimekazari gehängt, die böse Geister davon abhalten sollen, das Haus zu betreten. Sie bestehen aus einem, vom Shinto Schrein gesegneten, Strohseil (Shimenawa) und haben neben Orangen, Farnen und weiteren Dingen ebenfalls rituelle Papier-Streifen (Shide). Kleinstversionen des Shimekazari können auch an Autos gesichtet werden. Maneki-nekos, die winkenden Glückskatzen, die man oft auch in Restaurants sieht, werden ebenfalls gerne als Dekoration aufgestellt.

Mochi und Mochitsuki

Auch Mochis sind ein fester Bestandteil der Neujahrstraditionen in Japan. Mit der Familie wird gemeinsam beim Mochitsuki Mochi zubereitet, indem der Mochigome (Mochi Reis) zunächst gewaschen und gedämpft wird, bevor er dann anschließend in einem Holztrog mit einem großen Holzhammer bearbeitet wird, bis er seine weiche und geschmeidige Form annimmt.

Im Anschluss wird die Mochi-Masse in kleine runde Formen gebracht und entweder in seiner rohen Form gelassen oder gefüllt (zum Beispiel mit rotem Bohnenmus). Das Video zeigt eine unglaublich schnelle Mochitsuki Performance die man vermutlich nicht zu Hause nachmachen sollte, im Grunde ist die Bearbeitung aber die gleiche.

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Der selbst gemachte Mochi wird außerdem als Kagami-Mochi als Teil der Neujahrsdekoration genutzt. Dabei wird quasi aus einem großen Mochi, einem etwas kleineren und einer Bitterorange ein kleiner Turm gebaut, der dann auf oder neben den Hausaltar gestellt wird.

Die beiden Mochi-Scheiben repräsentieren das vergangene und das kommende Jahr; der Name der Bitterorange (daidai) kann mit „Generationen“ übersetzt werden und ist Symbol für das Weiterbestehen der Familie. Heutzutage kann der Kagami-Mochi aber natürlich auch schon fertig im Supermarkt gekauft werden, wobei die teure daidai durch eine Satsuma (japanische Mandarinenart) ersetzt ist. Die Dekoration wird traditionell im kagami-biraki am 2. Samstag oder Sonntag im Januar verspeist.

Doch Mochi ist leider auch für eine weniger schöne Seite des Neujahrs verantwortlich. Um Neujahr kommt es in Japan immer wieder zu tragischen Erstickungstoden durch Mochi.

Vor allem älteren Menschen fehlt es an der nötigen Speichelproduktion, um den klebrigen Reiskuchen zu essen, sodass er sich im Hals festsetzt. Als fester Bestandteil der Neujahrstraditionen möchten viele trotzdem nicht darauf verzichten.

Nengajô

Nengajô nennt man die Postkarten, die man zu Neujahr an seine Familie und Freunde versendet. Sie wurden seit der Meiji Zeit als Lebenszeichen für weit entfernt lebende Verwandte genutzt, dass es der eigenen Familie gut geht.

Werden die Postkarten im vorbestimmten Zeitraum (Mitte bis Ende Dezember) verschickt und mit Nengajô markiert, werden die Postkarten pünktlich am 01.01. zugestellt. Die Neujahrskarten sind eine gute Gelegenheit, die eigene Handschrift zu präsentieren, da traditionell alle Karten per Hand geschrieben und adressiert werden.

Das bedeutet, aber für den Großteil der Kartenverschicker auch, dass man dafür Zeit einplanen muss, damit die Nengajô so kunstvoll wie möglich werden.

Neben dem Bestreben seiner Familie und Freunden einen Gruß zukommen zu lassen, gibt es noch einen anderen Grund warum die Nengajô immer noch sehr beliebt sind. Die Postkarten kommen mit einer Losnummer, mit der man an der Neujahrsverlosung teilnehmen kann.

Die Verlosung findet in der Regel am 15.01. statt und Gewinne sind hauptsächlich Haushaltsgegenstände wie Fernseher, Waschmaschinen und anderes.

Nengajô
© みさきのイラスト素材; © by Satoshi KAYA via Wikimedia Commons

Frühjahrsputz (大掃除 – Ôsôji)

Etwas das man natürlich auch nicht vernachlässigen sollte, wenn die Familie zu Neujahr auf der Matte steht, ist der Jahresend- oder Frühjahrsputz (大掃除 – Ôsôji) um das Haus auf Hochglanz zu bringen.

Osechi-Ryôri (お節料理) und Toshikoshi Soba (年越し蕎麦)

Osechi-Ryôri ist traditionelles Neujahrsessen, das aus verschiedenen Zutaten besteht, die alle eine bestimmte Bedeutung haben. So steht beispielsweise kazunoko für einen Kinderwunsch, kuromame für Gesundheit, konbu für Freude und tai für Erfolg. Die Zubereitung nimmt bei dieser Vielzahl an Gerichten mehrere Stunden in Anspruch und ist dadurch ein essentieller Bestandteil der Neujahrs-Vorbereitungen am 31. Dezember.

Ein weiteres, weitaus simpleres, Neujahrsgericht sind die toshikoshi soba (年越し蕎麦), die man am Tag vor Neujahr isst. Wörtlich übersetzt sind sie „Jahres überquerende Nudeln“ und die Länge der Nudeln wird mit langem Leben, Gesundheit und Energie für das neue Jahr gleichgesetzt. Natürlich ist es aber auch recht praktisch am Tag vor Neujahr ein einfaches Gericht zu servieren, wenn man gleichzeitig mit den aufwendigen Vorbereitungen der Osechi-Ryôri beschäftigt ist.

Kôhaku uta gassen (紅白歌合戦)

Der Kôhaku uta gassen ist der „Rot-Weiße-Gesangswettstreit“, wird aber meist nur Kôhaku genannt, und wird seit 1951 jedes Jahr an Silvester ausgestrahlt. Die beliebtesten Künstler aus Pop und Enka bilden zwei Gruppen, die Akagumi und die Shirogumi, und tragen Lieder vor, die von einer Jury bewertet werden.

Es gibt jeweils Anführer der beiden Gruppen, die die Moderation des Abends übernehmen. In den letzten Jahren war die beliebte Band Arashi. Der Anführer der Shirogumi und wird auch in diesem Jahr wieder, zusammen mit Schauspielerin Yoshitaka Yuriko, die Leitung übernehmen. Mittlerweile ist es Tradition geworden, den Kôhaku zu sehen bevor man um Mitternacht zum Schrein geht oder den Glocken lauscht.

Schreinbesuch (Hatsumôde)

Der erste Schreinbesuch des Jahres (Hatsumôde) ist eine wichtige Tradition und viele besuchen in der Nacht zum Neujahr einen Schrein oder Tempel. Um Mitternacht am 31.12. werden am Schrein die Glocken und damit das neue Jahr eingeläutet.

Bevor die Glocken anfangen zu läuten kann man den Schrein nicht betreten, weshalb sich davor je nach Ort lange Schlangen bilden. Im Schrein selber opfert man 5 oder 50 Yen Münzen, da diese Löcher in der Mitte haben und das Glück einfangen sollen, und spricht das erste Gebet des Jahres.

Viele kaufen dort auch ein Omamori (Glücksbringer) und das erste Mikuji (Orakel) und an Ständen mit Amazake (süßer Reiswein) kann man sich dann ein wenig aufwärmen,  bevor es zurück nach Hause geht, um den ersten Sonnenaufgang zu betrachten (Hatsunode). Für den Hatsumôde werden sogar Extra-Zugfahrzeiten eingerichtet, da normalerweise gegen Mitternacht der letzte Zug fährt.

Otoshidama (お年玉)

Wenn schon das Weihnachtsfest nicht für sie gedacht ist dann müssen Kinder wenigstens an Neujahr doch etwas mehr Aufmerksamkeit bekommen. Traditionellerweise werden den Kindern keine Geschenke gemacht, sondern sie bekommen Otoshidama von ihren Eltern, Großeltern und anderen nahen Verwandten.

Zur Meiji Zeit bestanden Otoshidama aus Mochi und Mandarinen, heutzutage sind es aber hübsche Umschläge, in denen Geld verschenkt wird. Der durchschnittliche Betrag liegt bei 5.000 Yen (ca. 34 Euro), aber es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Umschlag über 10.000 Yen (ca. 68 Euro) enthält. Der Betrag variiert mit dem Alter des Kindes.

Oseibo (御歳暮) & Fukubukuro

Doch nicht nur Kindern werden an Neujahr Geschenke gemacht. Die Oseibo sind Jahresend-Geschenke und bilden mit den Ochûgen (Jahresmitte-Geschenken) die zwei Geschenk-Traditionen in Japan.

Zu diesen Gelegenheiten wird hauptsächlich „Nützliches“ verschenkt, von Waschpulver bis zur Bier-Auswahl. Beschenkt werden Kollegen, Vorgesetzte, Kunden und Vermieter, Menschen mit denen man geschäftlich zu tun hat. Oseibo sind wie fast alles in Japan hübsch und aufwendig verpackt und können glücklicherweise gleich so gekauft werden.

Auch wenn wir es gerne würden, von uns gibt es dieses Jahr zwar keine Oseibo, aber ein herzliches:“あけましておめでとうございます。今年もどうぞよろしくお願いします!“ (akemashite omedetô gozaimasu. kotoshi mo dôzo yoroshiku onegaishimasu!) Frohes Neues Jahr. Bitte bleiben Sie uns auch in diesem Jahr gewogen. Oder als Kurzform, die von vielen Jugendlichen in SMS unter Freunden genutzt wird: „あけおめことよろ“ (akeome kotoyoro)

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