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Professioneller Wappen-Designer – Kamon für jedermann

Kamon (家紋), die japanischen Familienwappen, sind bekannt für ihre oftmals minimalistischen und geometrischen Designs. Dadurch haben viele einen durchaus „modernen“ Touch, selbst wenn sie hunderte von Jahren alt sind.

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Hatoba Shoryu, Kamon-Designer
© SATOKO KAWASAKI PHOTO

Einst als Familienzugehörigkeits-Emblem auf der Kleidung und sozusagen als „Visitenkarte“ unerlässlich, ist der Gebrauch heutzutage sehr eingeschränkt.

Für den Durchschnitts-Japaner besteht heute die Verwendung hauptsächlich noch bei der Hochzeit, wo der Ehemann einen sogenannten „Montsuki“ und darüber einen „Haori“ trägt, beide geschmückt mit dem Familienwappen auf Brust und Ärmeln.

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Ansonsten ist das Kamon bei traditionellen Künsten noch weit verbreitet (z.B. in verschiedenen Theater-Traditionen, der Teezeremonie oder bei klassischen Kampfkunst-Schulen).

Hierbei werden die Familienwappen sehr ernst genommen und die Benutzung bestimmter schuleigener Wappen sind stark reglementiert.

In all diesen Künsten gibt es natürlich auch immer mehr westliche Schüler und diese haben selbstverständlich kein eigenes Kamon. Nun gibt es diverse Möglichkeiten, zu einem eigenen Kamon zu kommen.

Bei einem japanischen Ehepartner kann man z.B. den Schwiegervater höflich bitten, sein Familienwappen tragen zu dürfen (falls vorhanden).
Ein Schüler kann auch um Erlaubnis bitten, ein schuleigenes Wappen zu verwenden, da klassische Schulen oftmals mehrere verschiedene führen. Das ist übrigens nicht etwas, was der Schüler selbst entscheiden kann. Dies wird vom Schuloberhaupt gewährt… oder nicht. Und daran hält man sich.

Detailarbeit an einem Design
© SATOKO KAWASAKI PHOTO

Viel zu oft gehen Schüler allerdings online und suchen sich einfach eines aus, welches ihnen gerade gefällt. Dies aber ohne jegliche Verbindung zum jeweiligen Wappen, was ich persönlich sehr schade finde. Man könnte es schon fast als kleinen Diebstahl ansehen.

Nun gäbe es da noch eine weitere Möglichkeit… und erst noch eine, bei der man sein EIGENES Kamon erhält und gleichzeitig helfen kann, ein altes Handwerk am Leben zu erhalten.
Monshō uwae-shi, so lautet die japanische Bezeichnung für professionelle Wappen-Designer. Aus den genannten Gründen ist diese Berufsgattung vom Aussterben bedroht.
In Tōkyō gibt es noch einen: Hatoba Shoryu.

Hatoba-san führt die Firma „Kyo-gen“, welche 1910 gegründet wurde, in dritter Generation. Dabei handelt es sich um eines der letzten Familienwappen-Design-Studios überhaupt.

Heutzutage existieren ca. 20’000 Kamon. Deren Motive stammen hauptsächlich aus dem Naturbereich (z.B. Pflanzen, Vögel, Insekten und andere Tiere) aber auch verschiedene Gegenstände, wie Münzen, Fächer, Werkzeuge usw. sind oft Thema.

Die Arbeit selbst verlangt eine sehr hohe Detailgenauigkeit sowie grossen ästhetischen Geschmack. Denn alle Teile eines Wappens müssen auf einer meist kreisrunden Fläche im Durchmesser von 38mm Platz finden wenn es sich um einen Männer-Kimono oder Montsuki handelt. Für Frauen-Kimono ist dies sogar auf 21 mm beschränkt.

Hatoba-san’s Lehre dauerte fünf Jahre unter seinem Lehrmeister. Um die Tradition am Leben zu erhalten, kann er sich natürlich nicht ausschliesslich auf private Kundschaft verlassen. So geht er immer wieder mal Partnerschaften mit Firmen ein um deren Auftritt oder Signet zu gestalten. Häufig handelt es sich dabei um Geschäfte, welche ebenfalls in traditionellen Handwerken tätig sind wie z.B. die Herstellung japanischer Süssigkeiten (wagashi), Sushi-Restaurants etc.

Eine andere Idee von Hatoba-san ist es, Kamon als eigene Kunstwerke zu thematisieren und sie auf schönen Stoffen eingerahmt zu präsentieren wie Gemälde.

Kyo-gen

 

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