Prostitution kann mit Sicherheit als ältester Beruf der Menschheit bezeichnet werden. Heutzutage ungern gesehen, war sie früher völlig normal und ab dem 20. Jahrhundert in Japan sogar staatlich geregelt und kontrolliert. In den folgenden Artikeln wird näher auf Prostitution in Japan, Prostitutionsgegner, und was das Militär damit zu tun hat, eingegangen. Dieses Mal wird auf die Gründe eingegangen, weshalb Frauen sich für Prostitution entschieden haben und wie mit ihnen umgegangen wurde.
Prostituierte wurden gezielt aus den armen, ländlichen Regionen Japans rekrutiert. Familien und Frauen sahen darin die beste Chance, um Schulden abzubezahlen oder kranken Familienmitgliedern zu helfen, und durch die Möglichkeit von Ehemännern und Vätern ihre Frauen und Töchter zur Prostitution zu zwingen, wurden sie oftmals an Bordellinhaber verkauft. Viele der Frauen hatten nur sechs Jahre Pflichtschulzeit absolviert, manche Prostituierte hatten nicht einmal das.
Nach dem Gesetz mussten Frauen sich persönlich bei der Polizei registrieren, um die Arbeit aufnehmen zu können, jedoch wurden alle, die nicht „Armut“ als Grund angaben, abgelehnt. Und obwohl es auch Frauen gab, die diese Tätigkeit von sich aus oder aus anderen Beweggründen aufnehmen wollten, waren sie dazu gezwungen denselben Grund wie die anderen anzugeben, wodurch der Staat sicherzustellen versuchte, dass Frauen von den Bordellen und ihrer Arbeit abhängig waren. Außerdem sollte so verhindert werden, dass Frauen die Arbeit aus Vergnügen heraus aufnahmen.
Auch die Inhaber der Bordelle stellten sicher, dass die Frauen bei ihnen blieben und ihre Schulden nicht abbezahlen konnten. Durch den niedrigen Lohn und den für die Frauen entstehenden Kosten (Verpflegung, Kleidung, Miete des Raums usw.) blieb ihnen allgemein nicht viel Geld übrig. Inhaber überredeten die Prostituierten dazu sich immer neue und schönere Kleidung zu kaufen, teureren Schmuck, und alles was ihnen dazu verhalf mehr Kunden anzulocken. Außerdem mussten sie auch ihre Arztbesuche bezahlen, die gerade in diesem Arbeitsbereich wegen sexuell übertragbaren Krankheiten häufiger vorkamen. Fielen die Frauen aus Krankheitsgründen aus, oder waren im Krankenhaus, versuchten die Besitzer sie vehement dazu zu überreden weiter zu arbeiten.
Versuchten Frauen ihre Arbeit niederzulegen, hatten sie oft Schwierigkeiten. Zum einen, weil vor dem neuen Gesetz zur staatlich überwachten Prostitution die Unterschrift des Bordellbesitzers vonnöten war, und zum anderen, weil sich die Polizei selbst nach der Erlassung des neuen Gesetzes oft weigerte den Antrag anzunehmen. Abgesehen davon konnten Prostituierte das Bordell nur verlassen, wenn sie vorher die Erlaubnis der Polizei eingeholt hatten. Wenn Frauen ihre Arbeit ablegten, bevor sie ihre Schulden komplett abbezahlt hatten, mussten die Eltern dafür aufkommen. Viele hatten allein deswegen keine Möglichkeit die Arbeit zu beenden.
Im Gegensatz zur westlichen Welt war es in Japan akzeptiert Prostituierte offen zu sehen. Sie hatten sich in einem Ausstellungsraum zu versammeln (harimise), der sie mit Gittern von dem Rest trennte. Interessierte konnten die Frauen begutachten und sich für eine entscheiden. 1916 wurde diese Art von Zurschaustellung jedoch abgeschafft.
Eine weitere Form der Prostitution entwickelte sich später mit Cafés und Tanzclubs. Sie waren den amerikanischen Vorbildern nachempfunden und lockten auch jüngere Kunden an. Zu Beginn waren sie harmlos, sanken aber schnell in die erotische Sparte. Beispielsweise durften die Kellnerinnen keine Schürzen mehr tragen, damit sie von den Kunden nicht als arbeitende Kraft, sondern als Frau gesehen wurden. Ihre Aufgaben lagen nicht nur in der Bedienung; sie sollten auch mit dem Kunden flirten. Und obwohl sie nicht als Prostituierte eingetragen waren, wurden sie von ihren Arbeitgebern genau dazu gezwungen.
Grund für die Bereitschaft der Frauen war, dass sie nicht bezahlt wurden – ihr einziges Einkommen bestand aus dem Trinkgeld der Kunden. Für ihr Essen und das Gehalt des Kochs mussten sie selbst aufkommen. Kamen sie zu spät oder fehlten wegen Krankheit, mussten sie Strafen bezahlen.
Unmögliche Ausmaße nahm das ganze zur Zeit der schweren Wirtschaftskrise an. Die Cafés konkurrierten durchgehend miteinander und begannen neue Dienstleistungen anzubieten, bei denen die Kellnerinnen ungehemmt berührt werden durften. Unter anderem mussten sie sich auf den Schoß des Kunden legen und Geräusche machen, wenn er sie berührte.
Christliche Gruppierungen kämpften vehement gegen diese Art von Vergnügungsorten und konnten dafür sorgen, dass sie stark eingeschränkt wurden.
Dies war der erste Teil der Reihe „Prostitution, „Trostfrauen“, Versklavung in Japan“. Im nächsten Teil wird näher auf die christlichen Gruppierungen eingegangen und wie sie sich für Prostituierte eingesetzt haben.
Hier geht es zum zweiten Teil: Link.
Literaturangaben:
• Garon, Sheldon (1993) “The World’s Oldest Debate? Prostitution and the State in Imperial Japan, 1900-1945”. In: The American Historical Review 98 (3). [Oxford University Press, American Historical Association]: 710–732.
• Iga, Mamoru (1968) “Sociocultural Factors in Japanese Prostitution and the „prostitution Prevention Law“”. In: The Journal of Sex Research 4 (2). Taylor & Francis, Ltd.: 127–146.
• Tipton, Elise K.; Tipton, Elsie K. (2008) “Cleansing the Nation: Urban Entertainments and Moral Reform in Interwar Japan”. In: Modern Asian Studies 42 (4). Cambridge University Press: 705–731.