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Das dunkle Geschäft mit jungen Schulmädchen

Prostitution in Japan

Am Montag verhaftete die japanische Polizei den Betreiber einer „Teenie-Datingbörse“, nachdem seine Angestellte – eine 17-jährige Schülerin – bezahlten Sex mit einem 45-jährigen Mann hatte. Der Polizei gegenüber äußerte der 27-Jährige, dass er seine Mädchen lediglich auf Spaziergänge mit Kunden schicke. Was so harmlos klingt, ist in Wirklichkeit ein knallhartes Geschäft, das in Japan unter dem Namen „JK“-Business bekannt ist.

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Wenn die Dunkelheit über Tokyo einbricht, dann nimmt man im Rotlichtviertel von Shinjuku, in Shibuya oder auf den Straßen von Akihabara, dem ‚Electric Town‘ der Millionenmetropole, junge Japanerinnen in Schuluniformen oder kurzen Röcken wahr, die älteren Männern auf den ersten Blick vermeintlich harmlose Dienste anbieten: Die einen laden zum gemeinsamen ‚Spaziergang‘ ein und andere bieten sich als Unterhaltungsdame an. Dass sich hinter diesen harmlosen Serviceleistungen allerdings ein dunkles Geschäft – nämlich Sex mit Minderjährigen – verbirgt, ist schon lange kein Geheimnis mehr und wird in der japanischen Gesellschaft kontrovers diskutiert.

„JK“-Business – Das Geschäft mit der sexuellen Ausbeutung von Minderjährigen

Dieses Geschäft, das sich in einer Grauzone zwischen Kinderprostitution und Unterhaltung bewegt, nennt man in Japan „JK“-Business. Es leitet sich aus Joshi Kosei, dem japanischen Begriff für Oberschülerin ab und wirbt mit der Jugend und der damit verbundenen sexuellen Anziehungskraft von jugendlichen Mädchen. Das „JK“-Business kennt zahlreiche Varianten. Zum Beispiel rifure, wo die Mädchen Männer massieren und sich zu ihnen legen. Beim harmlos klingenden Osanpo gehen die Mädchen mit zumeist älteren Männern auf einen Spaziergang. Ob Massage, ein gemeinsamer Spaziergang oder nur ein harmloses Gespräch: viele Männer nutzen die Zweisamkeit, um den Mädchen sexuelle Handlungen gegen Geld aufzudrängen.

Dass Schulmädchen ihre Körper für Geld verkaufen, ist an sich kein neues Phänomen in Japan. Dem Gesetz nach sind bezahlte sexuelle Handlungen mit Personen unter 18 Jahren zwar verboten, dennoch suchen immer wieder Männer Sexkontakte zu Minderjährigen.

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Die Schattenseiten der Obsession mit kindlicher Niedlichkeit in Japan

Dieses Phänomen wird häufig mit dem sogenannten Lolita-Komplex in Verbindung gebracht, nach dem japanische Männer einen besonderen Reiz in der Unschuld und Reinheit blutjunger Mädchen in Schuluniformen sehen. Beflügelt wird diese Obsession durch Boulevardblätter, Magazine, Anime, Manga und nicht zuletzt durch die japanische Musikindustrie, die auf die großflächige Vermarktung von kindlichen Schulmädchen setzt.

Prostitution in Japan - Das Geschäft mit Mädchen in Schuluniformen
Kindlich wirkende junge Frauen mit Schuluniformen – Ein Schönheitsidel mit Schattenseiten | Flickr © Dick Thomas Johnson (CC BY 2.0)

Lolita-Boom – Immer mehr junge Mädchen geraten in die Fänge der Sexindustrie

Auch wenn die japanische Polizei in den letzten Jahren verstärkt gegen illegale Prostitution vorging, so boomt das „JK“-Business weiter. Das liegt zum Teil auch daran, dass sich die Betreiber der zwielichtigen Betriebe – zumeist hochorganisierte, kriminelle Netzwerke – immer neue ‚Geschäftsmodelle‘ ausdenken, um die Gesetzeslage gekonnt auszuspielen. So bieten sich Schülerinnen Männern neuerdings als ‚Wahrsagerinnen‘ oder ‚Gesprächspartnerinnen‘ an.

Im Mai 2015 enttarnte die Polizei beispielsweise einen Betrieb, in dem erwachsene Männer jugendlichen Schulmädchen beim traditionellen Origami-Falten unter den Rock schauen konnten – für knapp 50 Euro. Im November 2014 nahm die Polizei zwei Männer fest, die einen sogenannten ‚Kommunikations-Salon‘ betrieben, in dem ojisan (ältere Männer) jugendlichen Mädchen beim Anziehen von Badeanzügen halfen, nur um danach an diesen schnüffeln zu können.

Yumeno Nito, die 2011 eine Hilfsorganisation namens Colabo zur Unterstützung von Betroffenen gründete, glaubt, dass immer mehr japanische Schulmädchen in die Fänge der boomenden Sexindustrie geraten. Viele von ihnen werden dabei sexuell ausgebeutet oder sogar vergewaltigt. Laut Angaben des Metropolitan Police Departments von Tokyo gab es Ende 2016 insgesamt 230 „JK“-Betriebe. Die Dunkelziffer dürfte sehr viel höher sein.

Teure Designeroutfits und edle Handtaschen als Anreiz für schnellen Sex

Doch wie kommen junge japanische Schülerinnen auf die Idee, ihren Körper an ältere Männer zu verkaufen? Die Gründe hierfür sind vielfältig: zwar stammen viele der Mädchen aus problematischen Familienverhältnissen und lassen sich von finanziellen Versprechungen leiten, aber auch immer mehr Schülerinnen ohne finanzielle und familiäre Probleme geraten in die Fänge der Sexindustrie. Oft gaukeln die Zuhälter den Mädchen vor, es würde sich bei ihrer Tätigkeit um normale Nebenjobs im Unterhaltungsbereich handeln. Yumeno Nito sieht vor allem soziale Faktoren als Ursachen für das ‚Abgleiten‘ in die Sexindustrie. „Viele der Mädchen haben wenig soziale Kontakte und fühlen sich alleingelassen. In den „Hinterstraßen“ von Akihabara und Co. finden sie eine Art emotionalen Zufluchtsort.“

Laut einer Umfrage der Asahi Shimbun von 2016 gaben über die Hälfte von 42 minderjährigen Schulmädchen an, dass sie den Job machen, um sich Kleider, Kosmetik und andere Konsumgüter leisten zu können. Die meisten von ihnen stiegen ins Business ein, weil bereits eine Freundin in der Branche arbeitete. Auf den Konsumrausch und die Bereitschaft, den eigenen Körper zu verkaufen, reagieren Schulen und Eltern oftmals hilfslos. Im von Leistungsdruck und Konkurrenzdenken geprägten Bildungssystem Japans haben Schülerinnen wenig Zeit, neben der Schule einem regulären und schlecht bezahlten Nebenjob nachzugehen. Besonders unter den Mädchen, die diesem Druck nicht standhalten können, gibt es viele, die dem verheißungsvollen Ruf nach schnellem Geld folgen und dadurch in die Fänge der Sexindustrie geraten.

Der schwierige Kampf gegen die Prostitution von Minderjährigen

Laut einer Verordnung, die im Juli 2017 in Kraft trat, ist es jungen Mädchen unter 17 Jahren fortan verboten, im „JK“-Business zu arbeiten. Auch müssen sich Betreiber von Joshi Kosei-Etablissements offiziell registrieren und Angaben über Alter und Identität ihrer Mitarbeiter hinterlegen. Die Polizei ist dabei berechtigt, verdächtige Geschäfte zu durchsuchen und im Zweifel zu schließen. Bei Verstößen gegen die Verordnung müssen Geschäftsführer und Angestellte mit Strafen von ca. 1 Million Yen (ca. 7,560 Euro) rechnen.

Zwar kämpft Japan mit Razzien und derartigen Verordnungen zunehmend gegen das „JK“-Business an, aber Kritiker befürchten, dass solche Maßnahmen die Betreiber nur dazu veranlasse, ihre zwielichtigen Serviceangebote in den Untergrund zu verlagern, wo sie noch schlechter zu verfolgen sind. Ein Großteil der Branche bietet seine Dienste bereits jetzt schon im Internet und auf Online-Datingbörsen an. Laut Einschätzungen von Experten lasse sich das Problem ohnehin erst lösen, wenn auch die Kunden mit zur Verantwortung gezogen werden.

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