In Japan läuft derzeit der bekannte Anime Sangatsu no Lion, der sich mit dem beliebten Brettspiel Shôgi befasst. Aber was macht dieses Spiel im Vergleich zu Schach eigentlich so besonders?
In Japan sind traditionelle Brett- und Kartenspiele mindestens ebenso beliebt wie moderne Spiele à la Yugioh! Darunter fällt neben dem Spiel Go vorrangig Shôgi – ein Brettspiel, das oftmals als japanisches Schach bezeichnet wird.
Das Spiel der Generäle
Obwohl das Spiel bereits im 12. Jahrhundert in Quellen erwähnt wurde, wird das Spiel Shôgi in seiner heutigen Form erst seit der Edo-Zeit gespielt, also ab dem 16. Jahrhundert. Die Variante ist unserem Schach prinzipiell recht ähnlich, unterscheidet sich aber in einigen Punkten sehr stark von diesem.
In Shôgi, was übersetzt „Spiel der Generäle“ heißt, dreht sich wie bei Schach auch alles um das Bezwingen des gegnerischen Königs. Hierbei unterscheidet man zwischen dem König auf der einen und dem Juwelengeneral auf der anderen Seite.

Die wichtigsten Spielfiguren werden dabei durch eine Reihe anderer Figuren im Kampf unterstützt, die sich zumeist nur unwesentlich von unseren Schachfiguren unterscheiden. Anstatt in Schwarz oder in Weiß findet man die Spielfiguren zudem als zweiseitige, mit Schriftzeichen bemalte Holzplättchen vor, die mit der spitz zulaufenden Seite in Richtung des Kontrahenten positioniert werden. Dies ist aufgrund von zwei großen Unterschieden zu unserem Schach sehr wichtig:
1. Shôgi-Figuren können befördert werden, wenn sie den Startbereich des Gegners erreichen. Dadurch werden diese umgedreht und erhalten weitere Bewegungsmöglichkeiten hinzu, was sie flexibler und stärker macht.
2. Anstatt einer Bewegung kann man im nachfolgenden Spiel auch eine besiegte Figur des Gegners auf das Feld setzen. Dieses „Wechseln der Seite“ soll Söldner im Krieg darstellen, die auch innerhalb von Schlachten ihren Herren verraten konnten.
Bis zum Durchbruch

Durch diese beiden Punkte unterscheidet sich eine Partie Shôgi meistens sehr stark von unserem Schach. Während dort im Laufe der Zeit immer weniger Figuren auf dem Brett zurückbleiben, kehren die Figuren im japanischen Spiel immer wieder zurück. Dadurch dauern viele Spiele länger, außerdem ist ein defensives Stellungsspiel besonders wichtig.
So versuchen also beide Spieler zu Beginn, durch ihre ersten Spielzüge eine möglichst starke Defensive zu errichten, die man meistens als „Burgen“ bezeichnet. Daraufhin beginnen die Spieler damit, gegenseitige Angriffe auf die gegnerischen Verteidigungen zu starten.
Hierbei wird eine Partie Shôgi oftmals sehr spannend, da die Spieler in einem ständigen Hin und Her die Führung wechseln, bis einem der Spieler schließlich der Durchbruch gelingt. Dies passiert oft durch das strategische Platzieren einer bereits besiegten Spielfigur, mit der man den Gegner überraschen kann, oder die ihn durch ihre Bewegungsmöglichkeiten schwer unter Druck setzt.
Nach dem Durchbruch einer Verteidigung schließlich beginnt der Angriff auf den feindlichen König. Der Verteidiger versucht dabei natürlich, den Gegner selbst unter Druck setzen zu können und womöglich sogar noch durch einen strategischen Gegenangriff das Spiel wieder zu drehen.
Shôgi spielen in Deutschland
Dadurch, dass das Spielfeld fast immer voll mit Figuren ist, wirkt Shôgi für Anfänger erst einmal oft ein wenig einschüchternd. Dies vergeht jedoch sehr schnell, wenn man sich mit den eigentlich sehr simplen Regeln einmal auseinandergesetzt hat und ein paar Partien gespielt hat.
In Deutschland gibt es eine zwar verhältnismäßig kleine, aber doch relativ aktive Turnier- und Vereinsszene. Wer also abseits von Onlinespielen auch einmal realen Gegnern gegenübersitzen möchte, sollte sich also einmal die Website des Shogi Deutschland e.V. ansehen, der die offene Deutsche Meisterschaft organisiert und unter dessen Schirmherrschaft sich auch diverse, kleine Spielgruppen zum gemeinsamen Spielen zusammenfinden.
