Die Entscheidung, vegetarisch oder vegan zu leben ist häufig damit verbunden, Dinge aufzugeben. Neben dem Essen selbst bezieht sich dies auch auf das soziale Leben. Kein Mitternachtsdöner nach dem zehnten Bier, keine Fleischplatte mehr bei Opas Lieblingsgriechen und nicht mal schnell eine Bock- oder Bratwurst beim Imbisswagen irgendwo in der Stadt.
In Deutschland hält sich die Liste der Dinge, die aufgegeben werden müssen jedoch recht gering. Viele Restaurants bieten vegetarisch-vegane Optionen an, sodass häufig jeder etwas für sich finden kann.
In Japan ist dies noch ein wenig anders. Wer grundlegend zuhause kocht und seinem persönlichen Bentokult in vollem Maße frönen will, der ist auch dazu in Japan angehalten. Wenn alle Zutaten selbst gekauft und zubereitet werden, lässt es sich wohl in jedem Land dieser Erde vegan leben. Ansonsten wird es dann doch etwas schwerer.
Japan ist ein Land, in dem das gesellschaftliche Zusammensein eine besondere Rolle spielt. Häufig wird zusammen gegessen, getrunken, nicht selten auch beides. In den Lieblingsfresstempeln der japanischen Studenten und Arbeiter, den Izakayas, wird dabei häufig ein Set ausgewählt. Und dabei ist es recht wahrscheinlich, dass lediglich der Sojabohnenstarter vegan ist.
Fleisch hat einen hohen Stellenwert in Japan, was man an solchen Sets bereits zu genüge bemerkt. Ähnlich ist es mit vielen Snacks und Schnellprodukten. Sushi, Ramen, Eierreis, Gyoza, Tempura und anderes frittiertes Essen: Häufig kommt man um das Fleisch nicht herum oder muss sich mit einer Auswahl von ein bis zwei Alternativen (z.B. Daikonsushi, frittierte Lotuswurzeln etc.) zufrieden geben. Wenn man an einen Izakaya gerät, in dem kein Set, sondern einzelne Speisen geordert werden können, hat man natürlich etwas mehr Möglichkeiten. Pommes, frittierte Schwarzwurzeln, gesalzene Sojabohnen und ab und an andere frittierte Gemüsesorten. Als Vegetarier kann man zudem auf Eierprodukte und Käse zurückgreifen. Insgesamt sieht es jedoch nicht sehr rosig damit aus, außerhalb mit der Firma oder seinem Sprachkurs auf veganes Essen zu treffen.
Im Gegensatz zu Südkorea, wo die traditionelle Küche sich trotzig neben Importprodukten, wie Pizza, frittiertem Hähnchen und Kuchenkreationen bester Gesundheit erfreut, scheint in Japan die traditionelle, fleischarme Küche eher in den Hintergrund oder in eine Nische für Vielverdiener und Feiertagsrestaurants gedrängt worden zu sein. Zuhause wird ohne Frage auch traditionell gekocht, vor allem bei der älteren Generation, aber außerhalb sind nicht gedämpftes und eingelegtes Gemüse, sondern gebratenes, frittiertes oder im heißen Sud frisch gekochtes Fleisch beziehungsweise Fisch die Trendsetter, vielleicht auch, um die alkoholreicher gewordenen Abende im modernen Japan kompensieren zu können.
Japan befindet sich im Moment jedoch auch im Wandel. Immer stärker entsteht ein Bewusstsein für gesunde Ernährung, weshalb auch einige Restaurants oder sogar Universitäten vegetarisch-vegane Produkte anbieten. Mo’s Burger, Yoshinoya Beef Bowl, Sukiya, Coco Ichibanya, Mc Donalds und Freshness Burger bieten bereits vegetarische oder vegane Optionen an. Und auch die Tokyo University hat mittlerweile eine vegane Auswahl in Mensas im Angebot. Neben solchen großen Akteuren entstehen auch immer mehr kleine Restaurants, Cafés und Pinten, die sich einer fleischfreien Ernährung verschrieben haben.
Insgesamt ist es also noch ein wenig trüb am japanischen Fleischloshimmel, aber die dunklen Wolken öffnen sich langsam. Wer also nicht unbedingt ein Nomikai (ein gemeinschaftliches Trink- und Essgelage) braucht oder dort auch mal „nur“ mit Frittiertem und Rohkost sein Abendmahl zusammenbasteln kann, sollte so in größeren Städten in Japan mit ein paar Anstrengungen weiterhin seinen fleischfreien Lebensstil verfolgen können.
Habt ihr bereits Erfahrungen mit vegetarisch-veganer Kost in Japan gemacht? Was sind eure Erfahrungen? Wie seid ihr zurecht gekommen? Und habt ihr Tipps für andere, die gerne Fleisch im Stall lassen wollen?