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Zwischen Samurai und Töpferkunst

Die Präfektur Yamaguchi – Geschichte und Handwerk

Yamaguchi ist die südlichste Präfektur der japanischen Hauptinsel Honshu und bekannt für hochwertige Töpferwaren und eine traditionsreiche Geschichte.

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Die heutige Präfektur liegt auf dem Gebiet der einstigen Provinzen Nagato und Suo. Sie wurde im Rahmen der Meiji Restauration eingeführt, mit welcher zugleich die Fürstentümer abgeschafft wurden. Nagato war auch als Choshu oder Hagi-Domäne bekannt und ein einflussreiches Fürstentum während der Tokugawa-Zeit. Zusammen mit der Satsuma Domäne (der heutigen Präfektur Kagoshima) war sie das einflussreichste Fürstentum, das sich gegen das Tokugawa-Shogunat auflehnte und dem Kaiser wieder mehr Macht einräumen wollte. Die Hauptstadt und der Verwaltungssitz der heutigen Präfektur ist die Stadt Yamaguchi. Die größte und wichtigste Stadt aber ist die Hafenstadt Shimonoseki, die sowohl über einen Tunnel als auch eine Brücke mit Japans südlicher Hauptinsel Kyushu verbunden ist.

Hagi – Stadt voller Geschichte

Hagi fungierte lange Zeit als Heimat des einflussreichsten Samurai-Clans der Gegend und war dadurch sehr mächtig während der Feudalzeit. So konnte sich hier eine vielfältige Kultur und ein qualitativ hochwertiges Kunsthandwerk entwickeln. Damals herrschte der mächtige Mori-Clan über das heutige Yamaguchi. Mit dem Bau der gleichnamigen Burg im Jahr 1604 wurde schließlich sogar der Sitz des Hiroshima-Clans hierher verlegt. So blieb Hagi mehr als 250 Jahre lang das politische Zentrum von Yamaguchi. Dieses historische Erbe ist der Stadt noch heute anzusehen.

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Die Altstadt von Hagi ist eine der Hauptattraktionen und befindet sich im nordwestlichen Teil der Stadt. Hier findet man viele traditionelle Häuser, die einst die Residenzen der dort lebenden Samurai und Händler waren. Sie sind von kleinen traditionellen Straßen durchzogen und von den typischen Mauern umgeben, die noch heute gerne japanische Anwesen zieren. Auch wenn von der ehemaligen Burg Hagi heute nur mehr Ruinen übrig sind, gehört sie trotzdem zu den bekannten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die Stätte gehört seit 2015 sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist gerade zur Zeit der Kirschblüte ein beliebtes Reiseziel. Darüber hinaus gibt es in Hagi viele Tempel und Schreine, die ebenfalls einen Besuch wert sind.

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Töpferkunst in Yamaguchi

Hagi-Keramik ist ein Aushängeschild der Stadt.
Hagi-Keramik ist ein Aushängeschild der Stadt. Bild: Raphael Fukuda

Hagi blieb von Naturkatastrophen und kriegerischen Auseinandersetzungen weitgehend verschont, sodass sich hier ein florierendes Kunsthandwerk entwickeln konnte. Vor allem die Töpferkunst ist über die Grenzen der Gegend hinaus als Hagi-Keramik (jap. 萩焼, hagi yaki) bekannt und beliebt. Vermutlich wurde diese Kunst im 16. Jahrhundert aus Korea eingeführt. Vorrangig wird in diesem Stil heute Teegeschirr hergestellt, aber auch Blumenvasen und Sake-Flaschen.

Die Besonderheit ist dabei die Lasur, die beim Brennen gewollte Risse erzeugt und die Hagi-Keramik damit beim Gebrauch „reifen“ lässt. Denn die Gerbstoffe des Tees setzen sich bei häufigem Gebrauch in den Rissen fest und sorgen dafür, dass diese noch deutlicher zutage treten. So entsteht ein sich ständig weiterentwickelndes Kunstwerk und damit eine besondere Art der Ästhetik. Noch heute findet man überall in der Stadt kleine Handwerksbetriebe, die noch auf traditionelle Art und Weise diese Keramik herstellen.

Samurai-Bezirk in Hagi, Yamaguchi.
Samurai-Bezirk in Hagi, Yamaguchi. Bild: Raphael Fukuda

Küstenlandschaften und Schreine

Yamaguchi besitzt viele wunderschöne Küstenlandschaften, ist aufgrund der Lage am unteren Ende der japanischen Hauptinsel Kyushu allerdings ein eher unbekanntes Reiseziel. Ein an der Küste liegender Schrein gewann durch die Erwähnung auf dem amerikanischen Sender CNN jedoch plötzlich an Beliebtheit: Unter den „31 schönsten Orten in Japan“ wurde auch der Motonosumi Inari-Schrein vorgestellt. Dieser besticht vor allem durch seine 123 roten Torii, die zusammen einen Tunnel bilden, der sich malerisch die Küste hinab schlängelt und ein beliebtes Fotomotiv bildet.
Der Legende nach kam der Schrein zu seinem Namen, als einem örtlichen Fischer im Traum ein weißer Fuchs erschien, der ihn bat, an dieser Stelle einen Schrein zu errichten. Früher wurde hier vor allem für eine gute Reisernte gebetet, heute aber werden auch Wünsche wie Wohlstand, Glück in der Liebe oder Erfolg in der Schule geäußert.

Iwakuni in Yamaguchi

Iwakuni ist eine kleine Stadt im Südosten der Präfektur Yamaguchi, die dennoch einige touristische Attraktionen zu bieten hat. Besonders bekannt ist die Kintai-Brücke, die aus 5 hölzernen Bögen besteht, die wiederum auf Steinsäulen stehen und den Fluss Nishiki überspannen. Die ursprüngliche Brücke wurde bereits im Jahre 1673 erbaut und ist seitdem ein Wahrzeichen der Stadt und sogar ein Nationalschatz Japans.

Am Ende der Brücke befindet sich mit dem dortigen Kikko Park eine weitere Attraktion der Stadt. Der Park besitzt unzählige Blumenarten, die vor allem im Frühling viele Besucher*innen anziehen. Auch viele Kirschbäume sind hier zu finden. Der Park ist zudem ein Schutzgebiet für eine weiße Schlangenart, die nur hier vorkommt. Weiße Schlangen sind das Symbol von Benten, der japanischen Göttin des Reichtums, weswegen die sie als Glücksbringer gelten.

Akiyoshidai – uralte Kalksteinhöhlen

Akiyoshidai ist das größte Karstplateau Japans und befindet sich im gleichnamigen Quasi-Nationalpark im Norden der Präfektur. Hier befinden sich viele Kalksteinhöhlen in unterschiedlichen Größen, die mehr als 350 Millionen Jahre alt sind. Eine davon ist die sogenannte Akiyoshido-Höhle, die zu den längsten Höhlen Japans gehört und von Besucher*innen teilweise betreten werden kann. Hier findet man unterschiedliche Kalkformationen und ein großes Netz aus Tunneln.

Weil die Gegend um Akiyoshidai Teil eines Geo-Parks ist, finden auf dem gesamten Gelände auch geführte Touren statt. Bei diesen kann man etwas über die Geschichte und Entstehung dieser Gegend lernen und wird über den Schutz der Natur und nachhaltige Regionalentwicklung informiert. Im Park befinden sich außerdem verschiedene Informationszentren, Museen, ein Observatorium und eine kleine Einkaufsstraße mit Restaurants und Geschäften.

Inseln und Strände

Yamaguchi bietet durch die südliche Lage und den Zugang zum Meer neben den felsigen Küstenlandschaften auch viele Möglichkeiten für Strandaufenthalte. Besonders beliebt ist die Insel Tsunoshima, die sich im nordwestlichen Teil der Präfektur befindet. Man erreicht sie über die zweitlängste Brücke Japans, die sogenannte Tsunoshima-Brücke, die eine Länge von 1.780 Metern besitzt. Sie ist für Autos und Fahrräder zugänglich und eine beliebte Attraktion auf dem Weg zur Insel, da sie sehr reizvolle Ausblicke bietet.

Auf der nur etwas mehr als 4 Quadratmeter großen Insel leben gerade einmal 900 Menschen und man kann die Natur hautnah erleben. Neben mehreren schönen Stränden bietet die Insel auch schöne Parks und einen mehr als 130 Jahre alten Leuchtturm. Wer also inmitten von Natur und Meer ein wenig entspannen möchte, ist hier genau richtig.

Blick auf die Insel Tsunoshima.
Blick auf die Insel Tsunoshima. Bild: Samuel Berner/ Unsplash

Yamaguchi ist mehr als nur das Tor zu Kyushu und bietet gerade Besucher*innen mit Interesse an japanischer Geschichte und Handwerkskunst eine Vielzahl an Möglichkeiten – und das abseits der Touristenmassen. Mehr Informationen finden sich auf Japan Travel.

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