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Zu Besuch in einem japanischen Haushalt – Das sollte man vorher wissen

Es kommt nur selten vor, dass Japaner ausländische Reisende zu sich nach Hause einladen. Wem sich diese Gelegenheit bietet, der sollte sich dieser Ehre bewusst sein und gewisse Regeln und Umgangsformen verinnerlichen, um den Hausbesuch so angenehm wie möglich zu gestalten. Mit diesen Tipps und Fakten helfen wir euch, Besuche in japanischen Haushalten gekonnt zu meistern und einen guten Eindruck zu hinterlassen.

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Verhaltensweisen und Umgangsformen laufen in Japan nach viel strengeren Regeln ab als in vielen anderen Ländern und Japaner sind Meister ihrer Etikette. Zwar ist man sich hier der Tatsache bewusst, dass ausländische Gäste nicht vollständig mit den japanischen Gepflogenheiten vertraut sein dürften. Es wird dementsprechend auch nicht erwartet, dass man sich wie ein Japaner verhält, aber es kann auch nicht schaden, ein paar Grundregeln zu beachten und damit seinem Gastgeber Respekt zu zollen.

Gastgeschenke

Zu Besuch in einem japanischen Haushalt
Geschenke austauschen gehört in Japan zum guten Ton | Pakutaso: Susi Paku

Wer eingeladen wird, der sollte ein kleines Gastgeschenk mitbringen, denn Geschenke gehören in Japan zum guten Ton. Was die Geschenkkultur angeht, so gibt es einige Unterschiede zu deutschen Gewohnheiten. Zum Einen sollte ein Geschenk nicht zu teuer sein, weil das den Beschenkten in Zugzwang bringen könnte und zum Anderen sollte ein Geschenk schön verpackt sein, denn das zeugt von Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Besonders freuen sich Japaner über landestypische Geschenke aus der Heimat, die es in Japan nicht zu kaufen gibt. Beliebt sind beispielsweise deutsches Kunsthandwerk, ausgefallene Haribo-Sorten, Weißwein, Stollen, Kekse, Schwarzbrot, aber auch Drogerieprodukte wie Badesalze, Kosmetik oder Hautcremes.

Möchte man sein Geschenk überreichen, so fügt man in der Regel bescheiden hinzu, dass es sich nur um eine (langweilige) Kleinigkeit handelt (jap. tsumaranai mono desu ga) und übergibt das Präsent mit beiden Händen. Wundert euch nicht, wenn der Gegenüber ein Geschenk nicht gleich auspackt. In Japan werden Geschenke häufig nicht in Anwesenheit des Schenkenden ausgepackt, sondern zunächst zur Seite gelegt.

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Was man vermeiden sollte: Ein Geschenk sollte nie in schwarz oder weiß verpackt sein, da Weiß zwar für Reinheit, aber auch für den Tod und Trauer stehen kann. Schwarz wird, ähnlich wie hier, mit dem Tod assoziiert. Auch sollte man keine Quartette verschenken, denn die Zahl vier, die in Japan „shi“ ausgesprochen wird, ist gleichbedeutend mit dem Tod und wird daher im Alltag so weit es geht vermieden.

Schuhe ausziehen

Zu Besuch in einem japanischen Haushalt
Schuhe ausziehen als oberstes Gebot | Flickr: Magalie L’Abbé (CC BY-NC 2.0)

In Japan ist es üblich, dass man vor dem Betreten einer Wohnung seine Schuhe auszieht. Das gilt auch für einige traditionelle Restaurants, Kneipen, Tempel und Gasthäuser. Man zieht die Schuhe in der Regel im sogenannten Genkan aus, dem Eingangsbereich eines Hauses. Hier streift man seine Schuhe ab und schlüpft in die eigens zu diesem Zweck bereitgestellten Slipper (Pantoffeln). Die Straßenschuhe kann man in einem Schrank verstauen oder fein säuberlich und mit der Spitze zum Ausgang ausrichten. Mit den Hauspantoffeln kann man nun das Haus oder die Wohnung betreten. Lediglich in traditionellen, mit Tatami-Matten ausgelegten Räumen sollte man die Hauspantoffeln wieder ausziehen, da diese die Reismatten beschädigen könnten.

Auch abstreifen muss man seine Hausschuhe, bevor man die Toilette aufsucht, denn dieser Bereich gilt als „unrein“. Hier gilt: Raus aus den Hauspantoffeln und rein in die extra dafür vorgesehenen Toiletten-Slipper. Die Klo-Pantoffeln müssen nach dem Besuch des stillen Örtchens wieder ausgezogen werden, was besonders von ausländischen Gästen häufig vergessen wird und meist zur allgemeinen Belustigung beiträgt. Am besten stellt man sie so hin, dass der nächste Gast wieder bequem hineinschlüpfen kann.

Am Tisch

Zu Besuch in einem japanischen Haushalt
Hausgemachtes japanisches Menü © Naomi Dillenséger

Stäbchen (jap. 箸 oder お箸) – In Japan isst man die meisten Speisen mit Hashi, Essstäbchen, die in der Regel aus Holz, Bambus, Metall oder Kunststoff gefertigt werden. Wer vorher wenig Gelegenheit hatte, mit Stäbchen zu essen, der kann auch nach Besteck fragen. Mit den Essstäbchen etwas aufspießen, in der Luft wedeln, damit spielen oder auf andere Personen zeigen, gehört in Japan nicht zum guten Ton. Wenn man nicht gerade mit den Stäbchen isst, dann sollte man sie auf einem Stäbchenhalter (Hashioki) ruhen lassen. Nimmt man sich Essen von gemeinsamen Schalen und Tellern, dann sollte man dazu nach Möglichkeit nicht die eigenen Stäbchen verwenden. Gibt es zu diesem Zweck keine Extra-Stäbchen, dann dreht man seine eigenen Stäbchen einfach um und greift mit dem anderen Ende zu.

Esskultur und Tischmanieren in Japan
Bei Schalen mit Deckel wird nach dem Essen der Deckel wieder auf die Schale gelegt © Naomi Dillenséger

Absolut vermeiden sollte man, die Stäbchen senkrecht in den Reis zu stecken oder Essen von Stäbchen zu Stäbchen zu reichen, denn dies erinnert an ein buddhistisches Totenritual. Assoziationen mit dem Tod kann auch das Kreuzen von Stäbchen auf dem Tisch hervorrufen, daher sollte man darauf achten, die Stäbchen nicht zu kreuzen und bei Nichtgebrauch wieder auf den Hashioki zu legen.

Beim Trinken wird sich traditionell immer gegenseitig eingeschenkt. Dabei wird das Glas oder der Becher mit beiden Händen dem Einschenkenden entgegengehalten. Vermeidet, falls möglich, selbst einzuschenken, beziehungsweise schenkt in diesem Fall anderen zuerst ein, bevor ihr euch selbst einschenkt. Manchmal wird die Person neben euch darauf bestehen, euer Glas zu füllen. Oft wird schon nachgeschenkt, wenn das Glas noch nicht ganz leer ist. Möchtet ihr nichts mehr trinken, lasst einen größeren Rest im Glas zurück.

Im Bad

Zu Besuch in einem japanischen Haushalt
Eine japanische Badewanne | Flickr: EastEdge Partners (CC BY-NC 2.0)

Wenn man die Ehre hat, in einem japanischen Haushalt übernachten zu dürfen, so wird man auch ein Bad nehmen, denn Japaner baden grundsätzlich jeden Tag. In Japan geht Baden über reine Körperhygiene hinaus und ist vielmehr eine ritualisierte Tradition, die Körper und Geist verwöhnt. Ebenso streng, wie es die Japaner mit Tischmanieren und anderen Traditionen halten, achtet man im heißen Bad auf Etikette und Grundregeln.

Ob im Bad zuhause, im Sento (öffentliches Badehaus) oder im Onsen (heiße Quellen), das Baderitual ist an sich immer das Gleiche. Man darf unter keinen Umständen ins heiße Wasser eintauchen, ohne sich zuvor gründlich gereinigt zu haben. Dazu duscht man sich in der Regel auf einem kleinen Hocker sitzend ab und schrubbt seinen Körper gründlich sauber. Erst wenn der Körper gründlich gereinigt wurde, darf man in das heiße Badewasser hineingleiten und seine Seele baumeln lassen.

Für diejenigen, die das erste Mal in ein japanisches Bad abtauchen, ist Vorsicht geboten, denn das Wasser ist in der Regel über 42 Grad Celsius heiß, weshalb man nur bis zu den Schultern in das Wasser eintaucht. Weil das Badewasser von der ganzen Familie genutzt wird und manchmal mehrere Tage nicht gewechselt wird, sollte man das Wasser immer sauber halten und unter keinen Umständen mit Seifenresten „verschmutzen“. Auch sollte man die Wanne wieder abdecken, sollte man sie abgedeckt vorgefunden haben. So hält sich das Wasser länger warm und man muss nicht so viel nachheizen.

Schlafen

Zu Besuch in einem japanischen Haushalt
Futon | Flickr: Gullevek (CC BY-NC-ND 2.0)

Nach einem wohltuenden Bad wird man sich automatisch müde fühlen. Zwar finden wir heute in vielen japanischen Haushalten zunehmend normale Betten, doch oftmals hat man noch die Gelegenheit, auf einem traditionellen Bett (Futon) zu schlafen. Tagsüber wird dieses im Wandschrank verstaut und abends auf den Tatami-Matten ausgebreitet, was ein Wohnzimmer in Windeseile in ein Schlafzimmer verwandeln kann. Viele Menschen sind nicht besonders von der Idee angetan, auf dem Boden schlafen zu müssen, aber ein Futon ist nicht nur praktisch, sondern auch bequemer als man denken mag.

Ihr seid neugierig, wie es wohl zu Besuch in einem japanischen Haushalt ist, aber ihr wisst nicht, wo ihr unterkommen könntet? In vielen japanischen Städten gibt es heutzutage die Möglichkeit zu kostenlosen „Home Visits“ bei japanischen Familien. Am besten sucht ihr ein örtliches Touristeninformationszentrum auf und lasst euch darüber Auskunft geben. Der Besuch in einem japanischen Haushalt ist jedenfalls eine wertvolle Erfahrung, die es Gästen ermöglicht, noch tiefer in die japanische Kultur einzutauchen und mehr über Land und Leute zu erfahren.

Bildrechte |  Pakutaso: Susi-Paku | Flickr: EastEdge Partners (CC BY-NC 2.0) | Magalie L’Abbé (CC BY-NC 2.0) Gullevek (CC BY-NC-ND 2.0)

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