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Sumikai Reisetipps

Zu Besuch in Himeji – fünf Besonderheiten der schönsten Burg Japans

Wer Himeji besucht, der hat genau ein Ziel: Himeji-jo, wegen ihren weißen Wände und geschwungenen Dächern auch bekannt als „Burg des Weißen Reihers“. In dieser Ausgabe unserer Reisetipps bereiten wir euch mit Fakten, Legenden und Kuriositäten rund um die Burg auf einen Besuch des beliebten Weltkulturerbes vor.

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Die Burg von Himeji ist wohl eine der am einfachsten zu erreichenden Attraktionen Japans. Beim Verlassen des Bahnhofs blickt ihr bereits direkt auf die über der Stadt thronende Burg mit ihrem gewaltigen Hauptturm. Der Weg vom Bahnhof zum äußersten Burggraben und einem der Eingangstore dauert weniger als zehn Minuten.

Geschichten, Legenden, Geister – Himeji hat alles

In ihrer heutigen Form erbaut wurde die Burg im späten 16. bis frühen 17. Jahrhundert unter der Aufsicht der Reichseiniger Hideyoshi Toyotomi und Ieyasu Tokugawa. Trotz einer Bombardierung Himejis im 2. Weltkrieg blieb die Burg weitestgehend unbeschädigt, so dass sie nicht nur eine der größten, sondern auch eine der am besten erhaltenen Burgen Japans ist.

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1. Gut geschützt – die Verteidigungsanlagen von Himeji

Schon beim ersten Blick auf die Burg fallen ihre gewaltigen Mauern, breiten Gräben und massiven Tore auf. Sie alle sind Teil eines ausgeklügelten Verteidigungssystems, das sie – so sagt man – uneinnehmbar machte. Bewiesen wurde diese Behauptung nie, keine feindliche Armee versuchte jemals, Himeji einzunehmen.

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Himeji-Bahnhof
Nicht zu verfehlen: Himeji-jo vom Bahnhofsvorplatz aus gesehen. Bild: Robert Fischer

Drei Burggräben schützten ursprünglich das riesige Burggelände, heute ist nur noch der innerste Graben vollständig erhalten. Hinter den jeweils 20 Meter breiten Gräben, deren Überwinden bereits eine Herausforderung darstellte, wartete direkt die nächste Hürde: die Mauern von Himeji.

Die sind, wie bei anderen Burgen aus der Feudalzeit Japans, nicht gerade gebaut, sondern angeschrägt. Die vielen Mauern zu bauen, war keine leichte Aufgabe. Eine der Legenden von Himeji besagt, dass Burgherr Toyotomi beim Bau des ursprünglichen Hauptturms die Steine ausgingen.

Eine alte Witwe überließ dem Burgherrn daraufhin ihren Mahlstein, mit dem sie per Hand Getreide und Reis zu Mehl verarbeitete. Andere Bewohner Himejis, berührt von der Selbstlosigkeit der Alten, übergaben daraufhin ebenfalls Steine aus ihrem Haushalt. Noch heute ist der sogenannte „Ubagaishi“, der Stein der alten Witwe, durch ein Netz besonders gekennzeichnet und geschützt.

Hazama
So nah und doch so fern: bis zum Hauptturm sind lange, verwinkelte Wege zurückzulegen. Bild: Robert Fischer

Am oberen Ende der Mauern werdet ihr oft Löcher in Form von Dreiecken, Kreisen und Rechtecken sehen. Sie werden „hazama“ genannt. Hinter ihnen konnten sich Schützen mit Bögen und Gewehren positionieren und Angreifer unter Beschuss nehmen. An Toren und dem Hauptturm finden sich zudem „seki otoshi“ – breitere Öffnungen, durch die Steine auf Feinde geworfen werden konnten.

Um es Angreifern so schwierig wie möglich zu machen, den Hauptturm im Zentrum der Burg zu erreichen, sind die Wege durch Himeji-jo besonders verwinkelt angelegt. Das macht sich auch beim Besuch der Burg bemerkbar, denn ihr müsst eben jenen Wegen folgen. Aus hundert Metern Luftlinie werden dann schnell über dreihundert Meter Fußweg, teils führen euch die Wege sogar nach einer scharfen Biegung in die ursprüngliche Richtung zurück.

Seki Otoshi
Gut zu sehen sind die „Seki Otoshi“ an den Ecken, aus denen Steine auf Angreifer geworfen werden konnten. Bild: Robert Fischer

Weil es neben dem Hauptturm noch über 80 weitere Gebäude auf dem Burggelände gibt, zu denen die verzweigten Wege führen, ist es trotz Beschilderung gar nicht so einfach, sich in Himeji-jo zurechtzufinden. Macht euch also keine Sorgen, wenn ihr statt am Hauptturm etwa am Außenwall landet. Das gibt euch umso mehr Zeit, die Feinheiten der cleveren Verteidigungsanlagen gebührend zu bewundern.

2. Wohlbehütet – die Geschichte von Prinzessin Sen

Die heute erhaltenen Teile von Himeji-jo geben euch vor allem einen Einblick in das militärische Leben auf der Burg. Doch hier wurde nicht nur bewacht und für den Kampf trainiert, sondern auch gelebt. Viele der Residenzgebäude wurden im Nachgang der Samurai-Zeit jedoch abgerissen.

Was überlebt hat, sind die Geschichten der Bewohner. Aus denen sticht besonders die der Prinzessin Sen-hime heraus, der wohl berühmtesten Bewohnerin der Burg. Sen war die Enkelin Ieyasu Tokugawas, der Japan nach langer Zeit des Kriegs unter seiner Herrschaft vereinte. Verheiratet wurde sie aus politischen Gründen schon im Alter von sieben Jahren mit dem Sohn von Hideyoshi Toyotomi.

Gärten
In den weitläufigen Grünflächen der Burg findet sich der Garten von Prinzessin Sen. Bild: Robert Fischer

Mit ihm lebte sie in der Burg von Osaka – bis sich die einstigen Gefährten überwarfen und die Armee ihres Großvaters das Heim von Sen belagerten und schließlich niederbrannten. Ihr Ehemann starb in der Belagerung von Osaka, Sen selbst wurde in Sicherheit gebracht.

Der Mann, der sie rettete, war ein getreuer Vasall ihres Großvaters, dem als Belohnung die Ehe mit Sen versprochen wurde. Der Legende nach lehnte sie ihn jedoch ab – aufgrund der Brandnarben, die er bei ihrer Rettung davongetragen hatte. Stattdessen heiratete Sen den Sohn der Honda-Familie, aus der auch der gleichnamige Autohersteller hervorging, und zog in die Burg Himeji.

In einem der heute noch erhaltenen Türme aus dem zivilen Bereich der Burg soll ihr Ankleidezimmer gelegen haben. Und beim Wandeln durch die Wehrgänge Himeji-jos erreicht ihr neben Wachräumen auch ein Zimmer, in dem Figuren von Sen und ihren Dienerinnen beim Kartenspiel zu sehen sind. Ein Garten im südöstlichen Bereich der inneren Burganlage ist als Päonien-Garten der Prinzessin Sen bekannt.

Sen
Kartenspiel mit Katze: so stellen sich die Kuratoren das Alltagsleben von Sen vor. Bild: Robert Fischer

3. Unheimliche Bewohner – Geistergeschichten von Himeji-jo

Während Sens Geschichte auf historischen Tatsachen beruht, gibt es zwei weitere „Bewohner“ der Burg Himeji, deren Existenz rein mythischer Natur ist. Den Legenden nach gibt es nämlich noch eine zweite Pinzessin auf der Burg – Osakabehime. Sie ist eine Yokai, ein japanisches Geisterwesen, das im zentralen Burgturm wohnt und die Menschen meidet.

Einmal im Jahr, so die Sage weiter, traf sich Osakabehime mit dem Burgherrn, um ihm das Schicksal Himeji-jos vorauszusagen. Ob es sich bei Osakabehime um eine Berggottheit, einen Kitsune-Fuchsgeist oder vielleicht doch den Geist einer ehemaligen Geliebten eines Kaisers handelte, da sind sich die Geschichten nicht einig. An ihre Existenz glaubten jedoch auch die Burgherrn Toyotomi und Ikeda, die Schreine zu Ehren von Osakabehime errichten ließen.

Eine zweite Geistergeschichte von Himeji dreht sich um einen Brunnen im Burghof, der als Okikus Brunnen bekannt ist. Hier soll sich eine Geschichte zugetragen haben, die in verschiedenen Varianten in mehreren Regionen Japans existiert.

Okiku
Okikus Brunnen ist heute gefüllt mit Münzen, die Besucher in die Tiefe werfen. Bild: Robert Fischer

Okiku war demnach eine Dienerin im Schloss, die in der Küche tätig war. Ob ihrer Schönheit verlangte ein Samurai, dass sie seine Geliebte werden solle, doch Okiku lehnte ab. Also griff der Samurai zu einer List: er versteckte einen der wertvollen zehn Teller, die sie täglich abwusch.

Mit dem Verlust des Tellers konfrontiert, begann Okiku wieder und wieder die Teller zu zählen, doch immer waren es nur neun. Der Samurai bot ihr an, den fehlenden Teller zu vergessen, wenn sie ihm endlich nachgäbe. Doch erneut lehnte Okiku ab.

In seiner Wut ließ der Samurai Okiku schlagen, über dem Brunnen aufhängen und schließlich töten. Ihr Geist, geplagt von der Hinterlist des Samurai und ihres tragischen Schicksals, verweilte im Brunnen und zählte jede Nacht verzweifelt weiter die Teller, auf der Suche nach dem verlorenen zehnten.

5. Stolz und stark – der Tenshu-Hauptturm

Habt ihr die verschlungenen Wege durch die Verteidigungswälle der Burg erfolgreich hinter euch gebracht, wartet als Belohnung der Aufstieg in den imposanten Tenshu, den Hauptturm der Burg. Er besteht eigentlich aus mehreren verbundenen Türmen, von denen der größte insgesamt sechs Etagen und einen Keller umfasst. Ein optischer Trick lässt den Tenshu dabei kleiner wirken, als er ist: von außen lassen sich nur fünf Stockwerke erkennen.

Tenshu
Der beeindruckende Tenshu von Himeji macht aus jedem Winkel eine gute Figur. Bild: Robert Fischer

Im Tenshu selbst geht es über steile, schmale Holztreppen immer höher hinauf. Dabei lernt ihr einiges über die Geschichte der Burg, unter anderem anhand von Holzmodellen der ursprünglichen Anlagen auf dem Gelände. Vor allem aber seht ihr, wie auch das Herz von Himeji-jo verteidigt werden konnte.

Schließlich hielt sich in der Spitze des Tenshu im Kriegsfall der Burgherr auf – und den sollten Feinde nicht so einfach erreichen können, selbst wenn sie es bis zum Turm geschafft hatten. Als erste Maßnahme sind deshalb in der ersten Etage des Tenshu Waffenregale an den Wänden verteilt, auf denen Gewehre und Speere für eine schnelle Bewaffnung der Verteidiger gelagert werden konnten.

Saferoom
Dicke Holztüren mit Eisenbeschlägen und Sicherheits-Schlössern schützten die Adligen im Notfall. Bild: Robert Fischer

Eine fiese Besonderheit sind zudem die „musha kakushi“ im dritten und vierten Stockwerk. Dabei handelt es sich um mehrere kleine Geheimräume, die entlang der Wege im Turm in der Wand eingelassen sind. Sie bieten gerade genug Platz, dass sich ein bis zwei Krieger darin verstecken können. Aus den Geheimräumen heraus lassen sich dann Überraschungsangriffe auf nichtsahnende Angreifer ausführen.

Vorbei führt der Weg außerden an dicken Holztüren, hinter denen sich Fluchtwege und Schutzräume verbergen. Nach einem Aufstieg rund 40 Meter Höhe erreicht ihr schließlich die oberste Etage des Tenshu. Dort steht ein kleiner Schrein mit einer Sake-Flasche, die sogar in den Erschütterungen des Hanshin-Erdbebens von 1995 aufrecht stehen blieb, während die Stadt Himeji selbst starke Schäden davontrug.

Schrein
Obst, Gemüse und eine Flasche Sake: Opfergaben am Schrein in der Spitze des Turms. Bild: Robert Fischer

Aus den Fenstern des Turmzimmers habt ihr einen wunderschönen Blick über das Burggelände und die Umgebung von Himeji. Im Frühling lohnt sich der Aufstieg doppelt – sehr viele Kirschbäume zieren das Burggelände und verwandeln es während der Kirschblüte in ein Hanami-Paradies.

5. Tee mit Burgblick – der Garten Koko-en

So schön der Blick aus dem Tenshu ist – am beeindruckendsten sieht Himeji-jo aus, wenn man die Burg aus etwas Entfernung in ihrer ganzen Pracht sehen kann. Ein geeigneter Ort dafür ist der Koko-en, ein japanischer Garten in direkter Nachbarschaft zur Burg.

Errichtet wurde der Koko-en 1992 zur Feier des 100-jährigen Jubiläums der Ernennung Himejis zu einer eigenständigen Gemeinde. Streng genommen hat er mit der alten Burg also wenig zu tun. Tatsächlich liegt der Koko-en jedoch auf dem historischen Burggelände.

Wo sich heute ein wunderschöner Landschaftsgarten erstreckt, standen einst die Wohngebäude der Burgherren und ihrer Samurai-Untergebenen. Überreste der Wohngebäude wurden bei archäologischen Ausgrabungen gefunden. Auch ein prächtiger Garten gehörte zu dem Gelände.

Heute beheimatet der Koko-en, von dem aus man an verschiedenen Stellen einen schönen Blick auf die benachbarte Burg und ihren Hauptturm werfen kann, neun verschiedene traditionelle Gärten. Deren Anordnung orientiert sich an der Lage der ursprünglichen Wohngebäude auf dem Gelände.

Kokoen
Herbstlaubfärbung im Koko-en. Bild: Wikimedia/ScribblingGeek

Vor allem lädt der Koko-en zum Entspannen abseits der Besucherströme in der Burg ein, wo es gerade in der Hauptsaison auch mal eng werden kann. In ruhiger Atmosphäre erwarten euch im Koko-en ein traditionelles Teehaus und ein Restaurant, in denen ihr nach dem Schlendern vorbei an Teichen und Bächen einkehren könnt.

Besonders markant ist der überdachte Holzkorridor zwischen dem Restaurant Kassui-ken und dem Cho-on-sai Gasthaus. Der Korridor fungiert gleichzeitig als Brücke über einen Teich und bietet neben beeindruckender Architektur auch malerische Blickwinkel auf einen Wasserfall und den Burgherrn-Garten. Gemütlicher kann man einen Besuch in Himeji kaum ausklingen lassen.

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