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»Prison School« – Manga-Test

Im Sommer steht die Anime-Adaption von Akira Hiramotos verschrobener Ecchi-Komödie Prison School an. Kangoku Gakuen, wie die Serie im Original heißt, läuft seit 2011 erfolgreich in Kodanshas Young Magazine und zählt bislang 16 Ausgaben. Anfang April macht Egmont Manga für das deutsche Publikum die Pforten der Prison School auf und stellt den ersten Band in die Händlerregale.

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Bisher war die private Hachimitsu-Oberschule eine Eliteschule ausschließlich für Mädchen. Die Institution lebt von seinen Traditionen und genießt allseits große Anerkennung, doch in diesem Schuljahr soll eine neue Regelung alles verändern. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten werden Jungs an der Akademie zugelassen. Doch zum Jahresbeginn bleiben von den Einschreibungen nicht viele übrig: Gerade einmal fünf männliche Mitschüler unter Hunderten von Mädchen. Unter den wenigen Glücklichen in diesem betörend süßen Paradies zählt Kiyoshi Fujino. Was für den Jungen auf den ersten Blick wie die Erfüllung seiner feuchten Träume schien, stellt sich kurze Zeit später als großer Irrtum heraus, denn die Schülerrinnen heißen die Jungs nicht willkommen. Ganz und gar nicht. Unter den Augen des Rektors und des Lehrkollegs verborgen, sorgt ein geheimer Schülerrat dafür, dass die Ordnung nicht verletzt wird. Für den Zirkel sind die Jungen Eindringlinge und ein Schandfleck an dem Internat. So wird den Schülerinnen jeglichen Kontakt zu den männlichen Individuen untersagt. Sehr bald schon fühlen sich Kiyoshi und seine Leidensgenossen auf dem Schulgelände im wahrsten Sinne wie Häftlinge in einer Strafvollzugsanstalt. Und die Jungs würden alles unternehmen, um diesem Gefängnis zu entfliehen…

Im Gegensatz zu anderen Ausbruchsgeschichten wie Rainbow: Nisha Rokubou no Shichinin nimmt sich Prison School von Vorhinein nicht ernst. Schöpfer Akira Hiramoto verlagert das Geschehen an eine Oberschule, auf dessen Schulhof ein Zuchthaus errichtet ist. Der erste Band führt dabei das absurde Szenario ein, wieso unsere fünf Pechvögel in den Knast gesteckt werden und dort für einen Monat verweilen müssen. Essenzielle Plotelemente, wieso sich die Schüler nicht an ihre Eltern wenden können oder warum der Lehrkörper da nicht eingreift, werden in einem Nebensatz abgefrühstückt. Leser müssen die Prämisse so wie sie ist hinunterschlucken, aber daraus stricken sich dann zahlreiche aberwitzige und verzwickte Situationen, die viele gute Lacher beinhalten.

Die abgedrehte Komödie lebt von der ungewöhnlichen Clique, die sich um den Protagonisten Kyoshi versammelt hat. Durch die Bank weg kann man jeden in der Truppe als Freak bezeichnen: Eine Brillenschlange, der neben seiner besserwisserischen Art ständig auf altertümliche Weise spricht, ein groß gewachsener Fettsack, der eine ausgeprägte masochistische Neigung besitzt, ein blonder Raufbold, der wie die anderen eine perverse Ader in sich trägt und ein Kapuzenträger, der aus einem unbekannten Grund stets sein Gesicht bedeckt hält und durch seinen schlimmen röchelnden Husten ein derbes Mundwerk verschleiert. Die Kerle nutzen ebenso jede Gelegenheit, um ihre Macke zum Vorschein zu bringen. Einzig den Protagonisten Kiyoshi kann man halbwegs als Normalo in der fünfköpfigen Gruppe bezeichnen.

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So ganz unschuldig ist Kiyoshi aber nicht, da der Schüler sich in das verrückte Vorhaben der anderen ziemlich leicht mit einspannen lässt. Denn natürlich ist die erste Mission, der sich die Clique verschrieben hat, die Mädels im Bad zu bespannen. Wie man sich schon denken kann, scheitert die Aktion und da tritt der geheime Schülerrat auf den Plan. Was in anderen Ecchi-Vertretern eine Lappalie ist, wird hier zum Aufhänger, das Quintett in das Gefängnis zu bugsieren, wo ihnen mitunter drakonische Strafen blühen. Der geheime Schülerrat besteht aus ebenso verqueren Persönlichkeiten. Da haben wir zum einen die Vizepräsidentin (siehe Titelcover), die mit ihrer dominanten und sadistischen Tendenz die Jungs in doppelter Hinsicht zum Schwitzen bringt. Assistentin Hana, welche nach dem ersten Eindruck eine liebe Frohnatur ist, jedoch  auch eine gewalttätige Neigung verbirgt, welche den Jungs noch das Fürchten lehrt. Schließlich die mysteriöse Präsidentin, die »männliche Subjekte« überaus verabscheut und die Fäden hinter all dem Trubel zieht. Es hört sich zwar grausam an und manche Erniedrigungen gehen definitiv zu weit, aber zum Teil genießen die Jungs die Strafen und sie finden sich schnell in ihren Gefängnisalltag ein. Der schwarze Humor dürfte dabei nicht jedermanns Sache sein.
Das einzige was Kiyoshi abhält, nicht einfach die Flinte ins Korn zu werfen und den Arrest abzusitzen, ist seine Mitschülerin Chiyo. Denn mit dem Mädchen hat Kiyoshi an seinem ersten Schultag ein halbwegs normales Gespräch geführt weil er ihre Leidenschaft zum Sumoringen teilt. So haben sich die beiden Schüler zu einem Match verabredet. Und dieses Date wird in der hirnrissigen Lage zum letzten Hoffnungsschimmer, auf jeden Fall aus dem Gefängnis auszubrechen.
Die Zeichnungen von Prison School bestechen neben den erwachsenen Proportionen vor allem durch die urkomischen Gesichtszüge. Die grotesk verzerrten Visagen unterstützen wunderbar die Pointe bei den Gags und tragen wunderbar die Gefühlswelt der Charaktere nach außen. Zwar beißen sich die übertrieben schattierten und detailreichen Bilder mit dem üblichen, ansprechenden Stil aber gerade im Manga-Segment schätzte ich den Mut zur Hässlichkeit. Daneben bekommen Ecchi-Liebhaber ihre Portion an üppigen Dekolletés, kurvigen Hintern und zusätzlich wird noch manch ein verkorkster Fetisch befriedigt. Die deutsche Übersetzung ist auch löblich. Von der Obszönität des Originals wurde nichts gemildert. Die Dialoge sind an den passenden Stellen vulgär und bleiben authentisch. Übrigens wurde in der deutschen Fassung das erste Cover des Originals mit dem zweiten ausgetauscht, wahrscheinlich um ein repräsentativeres Motiv für das hiesige Debüt zu haben.
Mit Prison School beschert uns Egmont Manga eine ungewöhnliche Comedy-Serie, die dermaßen abgehoben und irrsinnig witzig ist. Das Szenario ist zwar absurd aber wenn ihr euch erst mal darin fallen gelassen habt, kann die Ausbruchsgeschichte unheimlich unterhalten. Das Geschehen trägt stets eine gesunde Portion an Selbstironie, so dass die extremen und obszönen Aspekte nicht so schlimm aufstoßen. Für den köstlichen Humor tragen die Charaktere bei, die allesamt irgendwo einen Knacks haben. Unterstützt wird das Ganze zusätzlich noch durch die grotesken Gesichtsausdrücke, die euch mit Sicherheit ein paar Lacher entlocken können. Wenn euch der Humor zusagt, solltet ihr an der Serie bleiben. Solche Geschichten entfalten ihren Reiz und die Spannung erst, wenn es ans Pläneschmieden für den Ausbruch geht. Werden unsere Unglücksraben in absehbarer Zeit den süßen Duft der Freiheit riechen können?
Wir bedanken uns bei Egmont Manga für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars Prison School, Band 1.

Details

Titel: Prison School
Originaltitel: Kangoku Gakuen
Mangaka: Akira Hiramoto
Erscheinungsjahr: 2011 (JP) 2015 (DE)
Verlag: Kodansha (JP) Egmont Manga (DE)
Genre: Comedy, Ecchi
Altersempfehlung: Ab 16 Jahren
Preis: 7,50 €
Bestellen: [amazon text=Amazon&chan=animey&asin=
3770484541]

Kangoku Gakuen Vol. 1 © 2011 Akira Hiramoto/Kodansha
Prison School Vol. 1 © 2015 Egmont Verlagsgesellschaften mbH

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