Anime entführen die Zuschauer immer wieder an zauberhafte Orte und lassen sich die Unannehmlichkeiten des Alltags vergessen. Die Realität für die Menschen, die diese Geschichten aber zum Leben erwecken, sah lange Zeit anders aus. Viele Künstler kritisierten die anhaltend schlechten Arbeitsbedingungen in der Branche.
Der Anime-Produzent Masuo Ueda wollte nicht mehr tatenlos zusehen und gründete die Nippon Anime & Film Culture Association (NAFCA). Die Gruppe will die größten Probleme zeitnah angehen, vor allem geht es darum, die langen Arbeitszeiten und niedrigen Löhne in den Griff zu kriegen. Ueda war lange Zeit Geschäftsführer des Studios Sunrise und Präsident von A-1 Pictures und Aniplex.
Anime-Industrie schon lange in der Kritik
Zu den Gründungsmitgliedern der Vereinigung gehören auch Synchronsprecher und andere Staff-Mitglieder von Anime-Produktionen. Alle Mitarbeiter an Anime lieben ihre Arbeit, auch wenn die Arbeitsbedingungen alles andere als traumhaft sind. Ueda befürchtet, dass viele Mitarbeiter auf lange Sicht wegen Burnout ausfallen. Allein im Jahr 2021 wurden in der Anime-Industrie in Japan 2,7 Billionen Yen (17,2 Milliarden Euro) erwirtschaftet.
Viele Animateure haben davon aber nichts. Vor allem junge Angestellte arbeiten für wenig Geld. In kleinen und mittelgroßen Studios sorgen für allen instabile Bedingungen dafür, dass die Zeichner vor einer ungewissen Zukunft stehen. Bis man in der Branche Fuß gefasst hat, leben viele Angestellte an der Armutsgrenze. Laut Ueda gründete er die NAFCA, um das Umfeld generell zu verändern, da man nicht mehr auf staatliche Intervention warten wolle. Eine der Hauptaufgaben des Verbandes soll in der Förderung neuer Talente bestehen.
Naomichi Yamato, Anime-Regisseur und ebenfalls Vorstandmitglied der NAFCA, erklärte, dass es Tradition sei, dass ältere Kollegen ihre Fähigkeiten an junge Künstler weitergeben. Wegen der Zunahme an Produktionen gäbe es aber kaum noch die Zeit, um Kenntnisse weiterzugeben. Wegen des Mangels an Arbeitskräften würden Künstler ohne große Ausbildung eingestellt, die keine Vorkenntnisse mitbringen und dann selbst auch unsicher bleiben, was die Qualität ihrer Arbeit angeht.
Anime sind ein wichtiger Bestandteil der japanischen Kultur
Die Studios geraten immer mehr in Schieflage, weil die neuen Mitarbeiter Aufgaben bekommen, für die sie nicht die Kenntnisse haben, deswegen lässt die Qualität der Arbeit nach, Termine werden nicht mehr eingehalten und Fähigkeiten gehen im Laufe der Zeit verloren. Durch einen ausgearbeiteten Test sollen neuen Mitarbeiter ihre Fähigkeiten nachweisen, sodass im Zweifelsfall Angebote gemacht werden können, Defizite auszumerzen. Auch Ausbildungsprogramme und Umschulungsmöglichkeiten für professionelle Animateure sind geplant.
Die NAFCA will mit der Politik zusammenarbeiten. Obwohl sich Synchronsprecher und Schauspieler lieber aus der Politik heraushalten, sei die Situation mittlerweile so ernst geworden, dass man nicht länger die Augen davor verschließen sollte. Insgesamt soll sich das Arbeitsumfeld in der Branche zum Besseren verändern, denn Anime seien ein bedeutender Bestandteil der japanischen Kultur und dies soll auch so bleiben.