Obwohl das Magical-Girl-Genre schon seit den frühen 60ern besteht, genießt kein anderes Werk soviel Ruhm wie Sailor Moon.
200 Anime-Folgen und 18 Sammelbände lösten internationalen Erfolg für die Mangaka Naoko Takeuchi aus. Hierzulande wurde Sailor Moon in den 90ern auf den Sendern RTL2 und Sat1 ausgestrahlt. Was macht die Heldin also so besonders, dass die ganze Welt sie kennt?
Der Zeichenstil
Von außen betrachtet stellt der Zeichenstil Sailor Moon mit einer Eleganz und Schönheit dar, wovon jedes junge Mädchen träumt. Gerade die Mangazeichnungen strahlen den Betrachter an, als würde man in ein Märchenbuch schauen. Die grazile Körperstruktur löst allerdings nicht nur Jubel aus. Da so ziemlich alle Charaktere eine sehr unrealistische „perfekte“ Figur haben, kommt natürlich auch Kritik zustande. Allerdings reden wir hier von einem Werk aus den 90ern, der allen den Einstieg in das Magical-Girl-Genre vereinfacht hat. Zudem wurden die extrem filigranen Zeichnungen im 90er-Anime umgeändert und normalisiert. Was wir hier sehen, ist ein Zeichenstil, der vor Ausdruck und Originalität strotzt. In seiner Eigenheit entsteht ein unverkennbarer Stil, den man in den heutigen Anime und Manga sehr selten wiederfindet.

Die Dualität des Charakters
Usagi Tsukino befindet sich im Zwiespalt. Eigentlich ist sie ein sehr faules und tollpatschiges Mädchen, das zu einer verantwortungsvollen Heldin heranwachsen muss. Auch ihre Angst zeichnet sie nicht gerade zu einer der besten Optionen für die Weltrettung aus. Und das ist der springende Punkt: Genau diese Art von Charakter ist es, mit denen sich der Leser bzw. Zuschauer am besten identifizieren kann. Jeder kennt das Gefühl, eine Aufgabe zu erhalten. Man glaubt, man schaffe sie nicht. Dafür ist Sailor Moon da. Der Charakter ist eine Ermutigung für alle. Man soll nicht aufgeben und kämpfen. Eine weitere Suggestion ist die Zusammenarbeit mit den anderen Sailor-Kriegerinnen und Tuxedo Mask. Auch wenn man sich in einer misslichen Lage befindet, man ist nie allein.

Inspiration und Tabubrecher
Im Anime und Manga von Sailor Moon findet man auch Themen, die in den 90er Jahren noch als sehr kritisch angesehen wurden. Die öffentliche Bekennung eines lesbischen Pärchens, Frauen, die sich lieber wie Männer kleiden und multiple Yuri-Situationen mit der Heldin führten zu heftigen Diskussionen. Es finden sich auch deutliche Spuren von Feminismus in der Story, da die Protagonisten zu 90% aus weiblichen Charakteren bestehen. Alleine die Tatsache, dass Sailor Moons Counter-feit Tuxedo Mask nicht viel ausrichten kann, außer den Gegner kurzzeitig abzulenken, beinhaltet eine wichtige Message: Eine Frau ist nicht schwächer als ein Mann. In diesem Fall ist sie sogar stärker.
Genau durch diese facettenreiche Welt begeisterte und inspirierte Sailor Moon weitere Magical-Girl-Anime, die nach ihrer Veröffentlichung geradezu die Oberhand des Anime-Programms gewannen. Es folgten Werke wie Card Captor Sakura, Do Re Mi, Wedding Peach, Jeanne, die Kamikazediebin, Pretty Cure und Puella Magi Madoka Magica. Demnach kann man Sailor Moon als die inoffizielle Mutter aller Magical-Girl-Anime bezeichnen.