In diesem Sommer erscheint „Kimi-tachi wa Dō Ikiru ka“ („Wie lebst du?“), der erste traditionell animierte Movie aus dem Studio Ghibli seit fast zehn Jahren. Der letzte Film, „Erinnerungen an Marnie“, erschien 2014. Es ist außerdem der erste Anime seit „Wie der Wind sich hebt“ (2013), der unter der Regie von Ghibli-Legende Hayao Miyazaki realisiert wird. Der Ghibli-Gründer ist inzwischen 82 Jahre alt und dafür bekannt, dass er sich für seine Anime-Projekte viel Zeit nimmt.
Umso überraschter waren die Fans, als Produzent und Ghibli-Urgestein Toshio Suzuki bekannt gab, dass es keinerlei Werbung für „Kimi-tachi wa Dō Ikiru ka“ geben wird. Bisher ist lediglich bekannt, dass es sich um eine Fantasy-Geschichte handelt, deren Titel an einen japanischen Roman aus dem Jahr 1937 angelehnt ist. Allerdings soll es sich um keine Adaption handeln. Der offizielle Kinostart in Japan ist für den 14. Juli 2023 geplant. Bis dahin sollen keine weiteren Eindrücke oder Trailer veröffentlicht werden.
Neue Marketing-Strategie
Bisher gibt es zwar ein Filmplakat zum neuen Film, jedoch keine weiteren Details über die Handlung oder den Cast. Alles wird streng unter Verschluss gehalten. Toshio Suzuki erklärte in einem Interview, warum man sich entschieden hat, auf das Marketing komplett zu verzichten. Selbstverständlich möchte das Studio, dass die Menschen den Film anschauen, und laut Suzuki hat man lange darüber nachgedacht, welche Werbemaßnahmen man ergreifen sollte. Am Ende der Überlegungen entschied man sich, ganz auf jegliche Werbung zu verzichten.
Suzuki erklärt, dass wenn man immer dasselbe mache, die Leute dem überdrüssig werden, also wollte man etwas völlig Neues ausprobieren. Deswegen habe man sich, auch im Sinne der Filmindustrie, entschieden, gar nichts zu machen. Durch Ankündigungen können sich die Fans ein Bild vom Anime machen, das dann später bestätigt wird. Deswegen würde ein Poster zum Anime reichen. Suzuki ist der Meinung, dass wenn man zu viele Trailer veröffentlicht, die Zuschauer den Inhalt des Films bereits kennen und dann nicht mehr ins Kino gehen. Ghibli hat sich für das genau Gegenteil entschieden.
Ursprünglich plante Suzuki, noch ein zweites Poster für „Kimi-tachi wa Dō Ikiru ka“ zu veröffentlichen. Hayao Miyazaki war von dem ersten aber so überzeugt, dass er entschied, dass eines genügt. Miyazaki und Suzuki arbeiten seit 1984 zusammen und nach Angaben der Produzenten waren seinen Kollegen noch nie so begeistert von einer seiner Darstellungen. Es wird deswegen keine weitere geben, auch keine Inserate in Zeitungen oder Trailer für TV- und Online-Werbung, selbst wenn die Fans darauf warten.
Hayao Miyazaki allein sorgt für genug Aufmerksamkeit
In der Vergangenheit äußerte sich Hayao Miyazaki mehrfach dazu, dass er das Streben nach finanziellem Gewinn ablehnt. Trotzdem war er anfänglich skeptisch, was den Plan, keine Werbung zu machen, anging. Im Gespräch konnte er aber überzeugt werden, dass der Titel und das Poster ausreichen, um die Fantasie der Fans anzuregen. Obwohl es sich um einen neuen Werbeansatz handelt, genießen Studio Ghibli und Hayao Miyazaki nicht nur in Japan, sondern auch international einen Legendenstatus. Deshalb genügt allein die Tatsache, dass der Anime von Miyazaki geschaffen wurde, um die Fans zu mobilisieren.
Die Tatsache, dass Suzuki nur aufgrund des Fehlens weiterer Werbung bereits zum Interview gebeten wird, ist Beweis dafür, dass seine Strategie aufgeht. Ghibli kann es sich selbstbewusst leisten, nur mit wenigen Informationen an die Öffentlichkeit zu gehen, den die Zuschauer warten nichtsdestotrotz darauf, sich „Kimi-tachi wa Dō Ikiru ka“ ansehen zu können.
