Erst im Juni erschien in Japan ein Manga, der das Thema der stillen Diskriminierung wegen des Geschlechts aus der Sicht eines 10-jährigen Mädchens in verschiedenen Ländern und Kulturen darstellt. Die Geschichten verkauften sich so gut, dass mittlerweile eine dritte Auflage in Auftrag gegeben wurden.
Der Manga „Onnanoko ga iru Basho wa“ („Plätze für Mädchen“) wurde von der Zeichnerin Ebine Yamaji geschrieben. Der Verlag Kadokawa gibt die Geschichten in Japan heraus. Das Buch umfasst fünf Kurzgeschichten, die in Saudi-Arabien, Marokko, Indien, Japan und Afghanistan spielen.
Mädchen berichten von ihrem Leben
Die Mangaka erklärte, sie habe exakt diese fremden Länder ausgewählt, weil sie den meisten Japanern nicht vertraut sind. Sie befasste sich mit den Kulturen der Länder, indem sie Dokumente und Materialien aus den Regionen studierte. Der Manga zeigt, wie ungerecht Mädchen in verschiedenen Gesellschaften behandelt werden, in dem man ihnen bestimmte Rollen oder Werte nur aufgrund ihres Geschlechts aufzwingt. In den sozialen Netzwerken wurde das Buch heiß diskutiert und viele Menschen erklärten, dass sie sich mit den Figuren identifizieren könnten.
In einer der Geschichten wird einem saudi-arabischen Mädchen mitgeteilt, dass sie nicht mehr mit ihren männlichen Freunden Fußball spielen darf. Ihre Freundin ist nervös, weil sie noch keinen Ehemann gefunden hat. Die Mutter des Mädchens drängt sie zur Heirat, da sie sonst finanzielle Schwierigkeiten erwarten muss. Das Mädchen fragt sich, ob sie nicht auch ohne zu heiraten, leben kann.
Ein Mädchen in Marokko, das Bücher liebt, wird von einer älteren Frau darauf hingewiesen, dass sie putzen, waschen, kochen und nähen lernen muss, aber Lesen und Schreiben für sie nicht vorgesehen sind. Die Mangaka habe dreimal länger an dem Buch gearbeitet, weil sie vor allem die Gefühlslage der Mädchen besonders in den Fokus stellen wollte. Die Leser sollen die Gefühle der Mädchen, sowohl angenehme wie unangenehme, allein aus ihren Gesichtern ablesen können.
Alle Protagonistinnen sind 10 Jahre alt, denn dies ist ein Alter, in dem Kinder die Dinge noch unschuldig betrachten, aber auch schon ein Verständnis für die Welt der Erwachsenen haben. Schon in früheren Werken hat sich die Mangaka mit Themen wie sexuellen Übergriffen oder Homosexualität beschäftigt.

Sexismus auch in Japan weiterhin stark verbreitet
„Onnanoko ga iru Basho wa“ zeigt eine Welt, in der Frauen gezwungen sind, sich den Männern zu unterwerfen und eine bestimmte Rolle zu spielen, wenn sie überleben wollen. Auch in Japan gibt es ähnliche Probleme für junge Frauen. Dies spiegelt sich in der steigenden Zahl an Selbstmorden von Frauen in Japan wider, vor allem während der Corona-Pandemie. Bei den Männern sei die Zahl rückläufig, während sie bei Frauen im gleichen Zeitraum um 15,4 Prozent zugenommen hat.
Der Manga bietet keine offensichtlichen Tragödien oder Happy Ends, die Diskriminierung soll auch nicht bewertet werden. Aller Leser und Leserinnen sollen selbst entscheiden, wie sie die Geschichte interpretieren. Die beliebteste Geschichte spielt in Japan. Die kleine Marie lebt nach der Scheidung ihrer Eltern bei ihrer Mutter und Großmutter. Ihre Oma sagt Marie, dass sie fleißig lernen soll, um selbst glänzen zu können. Die Eltern von Marie trennten sich, weil ihr Vater wollte, dass seine Frau Ehefrau und Mutter ist, anstatt als Universitätsprofessorin ihren eigenen Weg zu gehen.
Mit der Geschichte stellt die Zeichnerin das Patriarchat in Japan zur Debatte. Die meisten Figuren im Manga sind weiblich und er ist auch für weibliche Leser gedacht. Alle Geschichten fordern die Frauen auf, ihre bisherige Sichtweise zu überdenken, damit sie neue Werte entdecken und weitergeben können.