Nachdem bereits Tokyopop und Nipponart die Anime-Serie veröffentlicht haben, bekommt „Kiddy Grade“ bei Hardball Films nicht nur eine dritte Chance, die Zuschauer in Deutschland zu bezaubern, sondern auch die erste Gelegenheit, dies auf Blu-Ray zu tun.
In einer fernen Zukunft ist es der Menschheit gelungen, dank hochmoderner Technik, das gesamte Universum zu bevölkern. Obwohl sich die Menschen auf zahllosen Planeten niedergelassen hat, gibt es weiterhin viele Spannung und auch die Kriminalität wächst in dieser unendlichen Welt weiter. Die Galactic Organization of Trade and Tariffs (G.O.T.T.) hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Frieden zu bewahren. Das Spezialeinsatzkommando, das sich um besonders schwerwiegende Fälle kümmert, besteht größtenteils aus Jugendlichen.
Die beiden ES-Agentinnen Éclair (französisch für Blitz) und Lumière (französisch Licht) stehen noch ganz am Anfang ihrer Karriere und gehören zur untersten Klasse der Einheit, trotzdem müssen sie viele gefährliche und aufwühlende Aufträge ausführen, bei denen sich ihnen bald die Frage stellt, ob sie mit der G.O.T.T. wirklich auf der Seite der „Guten“ stehen. Ihnen wird bei ihren Aufträgen immer öfter der Inspekteur Armbrust zur Seite gestellt, der mit seinen ziemlich seltsamen Methoden ebenfalls nicht gerade zur Beruhigung der beiden jungen Frauen beiträgt.
Sowohl Éclair als auch Lumière verfügen über übermenschliche Fähigkeiten, die ihnen helfen, ihre Aufgaben zu erfüllen. Gleichzeitig haben die beiden jungen Frauen fast keine Erinnerungen an ihre Vergangenheit und auch unter den verschiedenen ES-Agenten ist der Zusammenhalt nicht immer so, wie man ihn bei guten Kollegen warten würde, was die Erfüllung der Missionen nicht unbedingt leichter macht.

Das Universum ist nicht genug
Die ersten Episoden vermitteln einen Eindruck des hoch technisierten Universums, in dem die beiden Agentinnen ihrer Arbeit nachgehen und stellt vor allem die Figuren näher vor. Dabei sind es vor allem einzelne Aufträge, die in den Episoden behandelt werden. Deswegen fällt es anfangs schwer, einen roten Faden und eine Entwicklung innerhalb der Handlung zu erkennen. Trotzdem wissen die Geschichten zu unterhalten, was vor allem an den sehr sympathischen Charakteren liegt.
Die Mischung aus Action, Technik und ein wenig Fan-Service sorgt dafür, dass man sich nicht langweilt und trotzdem interessiert darauf wartet, in welche Katastrophen Éclair und Lumière wieder verwickelt werden. Éclair kann mit ihrer übermenschlichen Kraft, aber auch einem gewissen Witz jede Situation meistern und Lumière steht ihrer Partnerin vor allem bei technischen Problemen zu Seite, sodass die beiden alle Abenteuer überstehen.
Das erste Volume „Kiddy Grade“ umfasst 12 Episoden, wobei es erst zum Ende der zweiten Disk hin interessant wird. Erste Unstimmigkeiten zwischen den Agenten treten schon früh auf und auch das seltsame Verhalten der Direktoren wirft im Laufe der Zeit Fragen auf, die zur Mitte der Geschichte hin, mehr Brisanz bekommen. Auf jeden Fall wird die Spannung auf die zweite Hälfte der Geschichte hochgehalten, sodass man als Zuschauer kaum auf das Release der zweiten Blu-Ray warten möchte.

Es kommt nicht auf das Alter an
„Kiddy Grade“ startete 2001 im japanischen Fernsehen. Die 20 Jahre sieht man dem Anime an einigen Stellen auch an. Trotzdem muss er sich nicht hinter anderen, auch jüngeren Reihen, verstecken. Das Studio Gonzo gehört nicht umsonst bis heute zu den besten Anime-Studios Japans. Für die damalige Zeit erweisen sich die Animationen als sehr gut gelungen, sowohl die Charaktere als auch die große Welt, in der sie sich bewegen sind, ansprechend gestaltet. Für den ganz großen Wurf hat es zwar auch im Stil her nicht gereicht, trotzdem wird man als Zuschauer, der gern schönen Animationen sieht, nicht enttäuscht.
Der Anime beantwortet auch die Frage, ob die Menschheit allein im All ist, denn es sind sonst durchweg Menschen, die sich dort tummeln, einige sind zwar wie Éclair und Lumière mit außergewöhnlichen Fähigkeiten ausgestattet, allerdings bleiben sie Menschen. Auch Cyborgs und Androiden sind zu finden, aber auch diese bringen keine große Abwechslung, sodass an dieser Stelle einiges an kreativem Potenzial ungenutzt bleibt. Zwar wartet der Anime mit der einen oder anderen futuristischen Technik auf, aber auch diese ordnet sich der Handlung unter.

Gerade in den ersten Folgen sind es vor allem die Hauptfiguren, die die Geschichte tragen, die verschiedenen Einsätze und die Fähigkeiten, die die beiden dabei nutzen, sorgen für Unterhaltung, weil sie auch ansprechend dargestellt sind. Die fröhliche Éclair stellt nicht nur optisch einen passenden Kontrast zur eher ruhigen Lumière dar, sondern sorgt gleichzeitig noch für ein wenig Fan-Service, ohne dass dieser aufdringlich wird. Deswegen kann „Kiddy Grade“ sowohl männliche als auch weibliche Zuschauer für sich gewinnen, solange keine allzu großen Ansprüche gestellt werden.
Gerade bei den Action-Sequenzen sieht man der Geschichte ihr Alter an. Diese sind zwar mit viel Dynamik gestaltet, allerdings können die Animationen dem Tempo, das vor allem Éclair im Ernstfall vorlegt, nur schwer folgen. Dann gibt es aber durchaus wieder Momente, in denen gerade Lumière und ihre mehr oder weniger freiwilligen Hightech-Partner gut in Szene gesetzt werden können.
Zwar nicht überirdisch, aber auch nicht unten durch
Auch die deutsche Übersetzung kann trotz ihres Alters und einiger Sprecher mit eher weniger Erfahrung überzeugen. Für die Protagonisten entschied man für damals und heute bekannte Stimmen, sodass ein gewisser Wiedererkennungswert vorhanden ist. Insgesamt passt sich die Übersetzung in das allgemeine Gefühl für den Anime ein, ganz in Ordnung, ohne aber an einer Stelle wirklich herausragend zu sein.
Mit Stephanie Damare als superstarke und entschlossene Éclair sowie Mia Diekow als Lumière setzte das Studio Hamburg Synchron auf erfahrene Sprecherinnen, die den japanischen Seiyuus in nichts nachstehen. Vor allem Mia Diekow lässt die eher ruhige und unauffällige Lumière nicht gänzlich untergehen. Für Simon Lardon war die Rolle des Agenten Armbrust ein Ausflug in die Welt der Synchronsprecher, den er trotzdem gut hinbekommen hat.

Hardball Film veröffentlicht den kompletten Anime „Kiddy Grade“ (24 Episoden) in zwei kleinen Boxen. Neben Discs mit den ersten 12 Folgen enthält Volume eins 3 Postkarten, Trailer und originale Werbespots für das japanische Release, sowie Clear Versionen des Openings und Endings. Erstmals liegt die komplette Geschichte hierzulande in High Definition auf Blu-Ray vor, was die Qualität noch steigert. Wer das erste Volume direkt über den Publisher bestellt, erhält außerdem einen Magneten.
Fazit Kiddy Grade Volumen 1
„Kiddy Grade“ hat zwar schon 20 Jahre auf dem Buckel, trotzdem können die Animation durchaus überzeugen, selbst wenn die Action-Szenen manchmal ein wenig statisch bleiben. Sympathische Charaktere und eine interessante Weltraum-Kulisse versprechen kurzweilige Unterhaltung. Die ersten Episoden sind nur ein schwacher Vorgeschmack auf die Tiefe, die die Geschichte später entwickelt.
Ein guter deutscher Cast trägt dazu bei, dass der Anime Spaß macht. Insgesamt sind Fans entspannter Action-Unterhaltung mit „Kiddy Grade“ gut bedient. Die Geschichte kann unterhalten, ohne vom Zuschauer allzu viel Mitdenken zu erfordern. Die Animationen sind fundiert gemacht und passen zur Story. Zwar ist der Anime nicht unbedingt ein Highlight, für einen schönen Fernsehabend macht man damit aber nichts falsch.

Info
Kiddy Grade
Original Name: キディ・グレイド
Studio: Gonzo
Deutscher Publisher: Hardball Films
Regisseur: Keiji Gotoh
Drehbuch: Hidefumi Kimura
Musik: Shiro Hamaguchi
Erschienen am: 2001 – 2002
Synchronisation: Studio Hamburg Synchron GmbH
Länge: 1 Staffeln mit 24 Episoden
Freigegeben ab: 16 Jahren
Genre: Action, Drama
Sprachen: Deutsch, Japanisch, mit deutschen Untertiteln
Medium: DVD + Blu-Ray
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