Anime House ist hierzulande ein eher kleiner Publisher, der die deutschen Anime-Fans trotzdem stetig mit ausgewählten Serien wie „Danmachi“ erfreut. Ende April veröffentlichte Anime House die 12 Episoden umfassende Action-Mystery-Reihe „Special 7 – Special Crime Investigation Unit“.
In einer anderen Version des modernen Tokyos leben Menschen friedlich neben allerlei fantastischen Wesen wie Zwergen, Vampiren oder Homunkuli. Die meisten Vertreter dieser Spezies führen ein friedliches Leben miteinander. Früher waren Drachen die mächtigsten Wesen dieser Welt, mittlerweile sind sie aber großteils vom Angesicht der Erde verschwunden. Zumindest so lange, bis die Terror-Vereinigung Nine auftaucht, um die Macht der Drachen für ihre Zwecke zu nutzen.
Was ist heute schon normal?
Um sich dieser Bedrohung entgegenzustellen, wurde die Special Crime Investigation Unit (kurz Special 7) gegründet, die sich aus Vertretern der verschiedenen Spezies zusammensetzt. Nachdem der Anführer von Nine, der sich selbst Warlock nannte, gefasst wurde, hat Spezial 7 eigentlich keine Aufgabe mehr, deswegen klinkt sich die Gruppe immer wieder in Fälle der normalen Polizei ein und löst sie mit ihren Mitteln in der Regel schnell und effizient. Das macht die Polizisten bei ihren Kollegen allerdings nicht unbedingt beliebter.
Bei einem Banküberfall trifft der Special 7-Agent Shiori Ichinose zufällig auf den jungen enthusiastischen Polizisten Seiji Nanatsuki. Zusammen gelingt es den beiden, die Situation zu lösen und ehe Seiji sich versieht, gehört auch er zu den Special 7. Während der Normalo von den neuen Kollegen und ihren Fähigkeiten mehr als beeindruckt ist, zeigt sich bald, dass er selbst nicht so normal ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Seiji bringt Dinge ins Rollen, die ihm schon bald über den Kopf wachsen, aber die Special 7 halten zusammen, komme was wolle.

Auf den ersten Blick bietet „Special 7“ inhaltlich eine bunte Mischung, wie sie zu den äußerst unterschiedlichen Charakteren der Einheit passt. Jeder hat seine Stärke, trägt aber auch sein eigenes Päckchen mit sich herum. Seiji landet als dauer-optimistischer und prinzipientreuer Wirbelwind in der Gruppe und wird dem eher wortkargen und pessimistischen Ichinose als Partner zugeteilt, der ihn mit wenig netten Spitznamen belegt. Trotzdem gelingt es de m jungen Polizisten, sich als festes Mitglied des Teams zu etablieren.
Ein starker Start, der auch stark nachlässt
Die Handlung setzt stark auf Tempo, sodass sie bereits mit einem großen Knall beginnt. Leider kann sie nicht im vollen Umfang halten, was die ersten Szenen versprechen. Die Mischung aus Polizei-Krimi mit Fantasy-Elementen wirkt zwar auf den ersten Blick überzeugend, allerdings schaffen die „Special 7“ es nicht völlig den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Die ersten Folgen funktionieren nach immer demselben Muster, sodass man sich bald denken kann, wie es weiter geht.
Der Weg zum großen finalen Endkampf wird zeitweise von eingeschobenen Geschichten unterbrochen, in denen einige Figuren näher beleuchtet werden, sodass sie zumindest ein wenig aus dem Klischee, dem die meisten unterworfen sind, ausbrechen können. Das Ende hingegen lässt den Zuschauer reichlich ratlos zurück, denn es wirkt irgendwie, als wären den Machern die Ideen ausgegangen. Ein großer Kampf ist ja schön und gut, aber ein wenig Erklärung und Hintergrund tut auch diesem gut.

„Special 7“ ist unter dem Strich eine nett erzählte Fantasy-Geschichte mit teilweise sehr sympathischen Figuren, die aber zeitweise einen besseren Rahmen verdient hätten. Einige unerwartete Wendungen versuchen Spannung aufkommen zu lassen, allerdings geht diese im allgemein hohen Tempo unter. Überraschungen brauchen Zeit, um zu wirken und sollten nicht direkt mit der nächsten unerwarteten Entwicklung überdeckt werden.
Aber krachen muss es
Auch die Animationen erweisen sich als grundsolide, ohne allerdings wirklich außergewöhnlich zu sein. Kämpfe und Magie sind gut und rasant in Szene gesetzt, bieten inhaltlich aber nicht viel Neues. Der Endkampf gewährt einige neue Einblicke in das Aussehen moderner Drachen, an dieser Stelle wäre aber mehr möglich gewesen. Zum Ende hin, scheinen die Macher einfach froh zu sein, die Geschichte erzählt zu haben.
„Special 7“ konzentriert sich auf die sieben Kernmitglieder der Einheit, die sich aus Menschen, einem Zwerg, einer Vampirin, einem Homunkulus und einem Elfen zusammensetzen. Jeder bringt seine Fähigkeiten in die Arbeit mit ein. Leider bleiben die Figuren in den Klischees stecken. Seiji wird als idealistischer Charakter dem eher pessimistischen Ichinose gegenübergestellt, selbstverständlich sollen die beiden auch noch ein Team bilden. Durch kleine Szenen aus dem Privatleben wirken die Charaktere zwar etwas nahbarer, bleiben ihren Rollen aber treu.

In Anbetracht der Tatsache, was für Spezies im Anime zusammenleben, wirkt das Setting sehr normal. Fast hat man als Zuschauer das Gefühl, man müsste nur nach Japan fahren, um eine ähnliche Geschichte dort zu erleben. Die Hintergründe und Szenen wurden mit einem schönen Blick für Details erstellt, sodass sich die Figuren in diesen richtig austoben können.
Special 7 ausrücken!
Die Übersetzung ins Deutsche übernahm das bisher unbekannte Studio HNYWOOD aus Heilbronn, was noch keine große Aussage über die Qualität der Synchronisation erlaubt. Die deutschen Sprecher geben sich Mühe. Allerdings passt die Wahl des Studios zur Stimmung des Anime. Die Arbeit der Sprecher ist ordentlich, aber nicht wirklich mitreißend.
Mit Maxi Belle wurde für Seiji Nanatsuki ein Sprecher mit viel Erfahrung engagiert, der die rundum positive Einstellung seiner Figur sehr gut zu transportieren weiß. Aber gerade diese Einstellung macht ihn auch ein wenig langweilig. Nanatsuki ist einfach nur gut, was ihn insgesamt ein wenig langweilig macht. Ein paar mehr Ecken und Kanten hätten ihm schon gutgetan.
Jan Langer leiht dem Charakter Kujaku Nijou seine Stimme und ist neben Maxi Belle der Sprecher mit der größten Erfahrung. Die anderen Figuren müssen sich mit weniger bekannten Stimme begnügen. Trotzdem kann man feststellen, dass sich alle Mühe geben, ihren Figuren Leben einzuhauchen und die Handlung zu stützen, was mal mehr mal weniger gelingt.
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Anime House veröffentlicht alle 12 Episoden auf zwei Discs, die in einem einfachen Schuber zusammengefasst sind. Als Extra gibt es ein Booklet, das die Special 7 vorstellt. Auf der zweiten Disc ist außerdem noch eine OVA, die den Charakter Kujaku Nijou in den Mittelpunkt stellt. Der Collection-Schuber ist nett anzusehen und passt zum Gesamt-Auftreten des Anime. Nett, aber nicht überragend.
Fazit
„Special 7 – Special Crime Investigation Unit“ ist ein Anime, den man sich für einen entspannten Fantasy-Abend ansehen kann. In Erinnerung bleiben wird er den meisten Zuschauern aber wahrscheinlich nicht. Die Geschichte hat einige gute Ansätze, die aber nicht konsequent verfolgt wurden. Das Ende wirkt eher so, als wollte man die Handlung zu einem Abschluss bringen, anstatt sie richtig aufzulösen.
Die Animationen und die deutsche Synchronisation sind zwar gut gemacht, können die schlappe Handlung aber auch nicht aufwerten. Die Hauptfiguren sind sympathisch und abwechslungsreich gestaltet, sodass jeder Zuschauer einen Liebling findet, sie bleiben aber Stereotypen, ohne sich innerhalb der Geschichte weiterzuentwickeln. Ähnlich wie bei der Handlung will auch bei den Charakteren der Funke nicht so richtig überspringen.
Info

Name: Special 7 – Special Crime Investigation Unit
Original Name: 警視庁 特務部 特殊凶悪犯対策室 第七課 -トクナナ-
Transkription: Keishichou Tokumu-bu Tokushu Kyouaku-han Taisaku-Shitsu Dai-Nana-ka -Tokunana-
Studio: ANIMA&CO
Deutscher Publisher: Anime House
Regisseur: Takayuki Kuriyama / Harume Kosaka
Drehbuch: Yuichiro Higashide
Musik: Ryo Takahashi
Erschienen am: 7. April 2022
Synchronisation: HNYWOOD GmbH, Heilbronn
Dialogregie: Markus Lange
Dialogbuch: Robert Weber
Länge: 12 Episoden
Freigegeben ab: ab 12 Jahren
Genre: Action, Mystery
Sprachen: Deutsch, Japanisch mit Untertitel
Medium: DVD / Blu-Ray
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