Im Oktober 2017 veröffentlichte Tokyopop den ersten Band von Nagabes Shonen-Geschichte Siúil, a Rún – Das fremde Mädchen. Das Werk ist mit seinen bisherigen vier in Japan erschienenen Ausgaben noch nicht abgeschlossen.
Die kleine Shiva lebt aufgrund eines Fluches, der ihre Ortschaft heimgesucht hat, in einem unbewohnten Dorf bei einem unheimlichen Wesen, das sie Doktor nennt. Tag ein und aus wartet das Mädchen auf die Heimkehr ihrer Oma. Obwohl Shiva den Doktor nicht berühren darf, um nicht verflucht zu werden, entsteht im Laufe ihres Zusammenlebens ein tiefes Band. Dennoch sehnt sich Shiva nach ihrer Oma und ist ihrer Umwelt gegenüber neugierig gesinnt. Wie das Mädchen schon bald feststellen muss, sehen die Menschen, die außerhalb des abgeriegelten Dorfes leben, sie mit anderen Augen. Einerseits birgt dies Gefahren, andererseits lauern durch jene Wesen, die den Fluch verbreiten, noch andere auf Shiva …
Wenn du einen »Fremden« triffst, darfst du ihn nicht berühren …
Nagabe gelingt es mit Siúil, a Rún sowohl erzählerisch als auch künstlerisch zwei verschiedene Perspektiven wiederzugeben. Auf der einen Seite haben wir den ganz gewöhnlichen Alltag und das überaus liebreizende Miteinander zwischen Shiva und ihrem sogenannten Doktor. Shiva entpuppt sich als neugieriges, heiteres und liebenswertes Mädchen – demzufolge ein ganz normales Kind. Sie führt ein behütetes Leben bei einem mysteriösen Wesen, das normalerweise ein unbehagliches Gefühl auslösen dürfte. Zudem darf Shiva ihren Mitbewohner nicht berühren. Doktor hegt ihr gegenüber Geheimnisse, scheint jedoch gutmütig zu sein, was das Zusammenspiel der Figuren sehr zur Geltung bringt.
Zwar lädt das Miteinander der beiden durchaus zum Schmunzeln ein, dominant ist allerdings eine angespannte Atmosphäre, da der Fluch stets Gesprächsthema ist und Nagabes Zeichnungen und Dialogführung diesen düsteren Faktor auch hervorheben. So sind die Kulissen oftmals dunkel, viele Schattierungen und Schraffuren werden demzufolge eingesetzt. Selbst Nagabes skizzenhaftes Zeichnen trägt enorm zu der mysteriösen Atmosphäre bei. Dennoch wird der eine oder andere Leser die Zeichnungen in manchen Panels wohl öfter anschauen müssen, um die Ereignisse bildlich besser zu verstehen. Zu guter Letzt fallen die Dialoge äußerst kurz aus, wodurch sich die Geschichte in ruhigen und verständlichen Schritten erzählt.
Die ersten fünf Kapitel von Siúil, a Rún veranschaulichen überwiegend die Beziehung zwischen Shiva und Doktor, geben nach und nach allerdings ebenso erste Zusammenhänge preis, wer oder was für den Fluch verantwortlich ist. Dies verleiht der Handlung fantasievolle, schon fast märchenhafte, Elemente. Auf die genauen Gegebenheiten werde ich nicht näher eingehen. Dennoch werfen allein diese neu gewonnenen Fakten um den Fluch allerlei Fragen auf. Die Geschichte lebt quasi von den Geheimnissen, die um die zwei unterschiedlichen Protagonisten gesponnen werden. Genau das macht auch den großen Spannungsfaktor von Siúil, a Rún aus. Ob sich der Charakterpool der Story noch vergrößern wird, offenbaren die nächsten Bände.
Tokyopop veröffentlicht Nagabes Siúil, a Rún im Großtaschenbuchformat und mit Klappbroschur. Auch dürfen sich Käufer auf zwei Farbseiten freuen. Band 1 wartet mit den ersten fünf Kapiteln und einem Extra auf. Im Wesentlichen ist der Stückpreis von 9,95 EUR aufgrund des Formats und der Farbseiten begründet.
Geheimnisvolle Protagonisten gespickt mit einer spannenden Story, die sowohl liebreizende als auch düstere Aspekte enthält – so lässt sich Nagabes Siúil, a Rún in Kurzform beschreiben. Der spezielle Zeichenstil ist an manchen Stellen etwas konfus, unterstreicht jedoch im Großen und Ganzen die Atmosphäre des Manga. Wer ruhig erzählte Geschichten mit reichlich Mystery mag, der sollte dieses Werk nicht verpassen.
Info
Siúil, a Rún, Band 1
Original Name: とつくにの少女
Transkription: Totsukuni no Shojo
Von: Nagabe
Verlag: Tokyopop
Verfügbar: 4+ Bände
Preis: 9,95 €
Genre: Shonen, Mystery, Drama
Empfehlung: 15+ Jahre
ISBN: 978-3842039780
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