Visual Novels gibt es mittlerweile ziemlich viele auf dem Markt, weswegen Entwickler gerne versuchen ihren Storys einen besonderen Twist zu geben und allerlei Spielereien einbauen. G.rev hat für „Yurukill: The Calumniation Games“ allerdings tief in die Genre-Kiste gegriffen und präsentiert eine ziemlich ungewöhnliche Gameplay-Kombination. Ob der Mix funktioniert, haben wir ausprobiert.
Der 29 Jahre alte Sengoku Shunju wacht eines Tages in einer Zelle auf einem Passagierschiff auf. Schnell wird deutlich, dass er nicht der einzige ist, der in einer Zelle sitzt und nicht weiß, wo er ist. Eine merkwürdige Frau mit Katzenmaske offenbart ihnen, dass sie auf dem Weg zum Freizeitpark Yurukill Land sind, wo es für die Anwesenden eine einmalige Chance gibt.
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Yurukill Land: Ein Freizeitpark mit mordsmäßigen Attraktionen
Wenn sie es schaffen, erfolgreich alle Attraktion im Park zu absolvieren, dann erhalten sie die Freiheit zurück. Wie sich nämlich herausstellt, sitzen alle Anwesenden wegen verschiedener Verbrechen im Gefängnis. Den „Verurteilten“ wird im Freizeitpark ein „Vollstrecker“ zugeteilt, der ihnen jederzeit die Lebenslichter auspusten kann und auch die Attraktionen selbst können tödlich enden.
Sengoku ist jedoch bereit, all das in Kauf zu nehmen, denn der angebliche Massenmörder sitzt unschuldig im Gefängnis. Doch es treibt ihn noch viel mehr an, denn anscheinend befindet sich der wahre Täter unter den Teilnehmern und Sengoku will alles dran setzten, ihn zu finden. Dabei stellt er fest, dass wohl viel mehr hinter dem Yurukill steckt.
Wer schonmal mit „Danganronpa“ oder ähnlichen Games in den Kontakt gekommen ist, wird schnell merken, dass die grundlegende Story nun wirklich nichts Neues ist. Dafür macht sie aber einen soliden Job und sorgt mit verschiedenen Twist dafür, dass man bis zum Schluss gefesselt bleibt. Tatsächlich basiert die Story auf einer originalen Geschichte von Homura Kawamoto dem Autor von „Kakegurui“.

Helfen tun da auch die recht schrägen Charaktere, die man mit der Zeit kennenlernt. Die Story nimmt sich dabei recht viel Zeit, um die Situation jedes „Verurteilten“ und „Vollstreckers“ darzustellen. Es wird dabei durchaus emotionale, wenn auch auf eine recht kitschige Art und Weise, wie man es halt von Visuel Novels dieser Art gewöhnt ist.
Feuergefechte statt Diskussionen
Abgearbeitet wird die Story in mehreren Kapiteln, in denen man in unterschiedlichen Attraktion nach Hinweisen suchen und Rätsel lösen muss. Die Rätsel selbst sind in den meisten Fällen keine wirkliche Herausforderung und wenn sie es mal sind, dann liegt es an den undeutlichen Formulierungen. Gott sei Dank gibt es dafür eine großzügige Rätselhilfe. An der Stelle merkt man dann auch schon, dass das Herumgerätselt eher ein kleines Extra ist und man sich auf einen anderen Gameplay-Aspekt mehr fokussiert hat.

Yurukill ist eine wirklich außergewöhnliche Kombination an Genren. Spieler erwartet nämlich neben einer Mystery-Visual-Novel mit Rätselelementen auch ein Shoot ‘em up. Ja richtig gelesen. Während man sich den größten Teil durch Dialoge klickt und sich durch die Attraktionen arbeitet, erwartet einem am Ende jeden Kapitels eine Shoot ‘em up Passage mit Raumschiffen. Wie genau das jetzt mit der Story zusammenhängt, verraten wir nicht. Wir können aber definitiv sagen, dass das Geballer ordentlich Spaß macht und erstaunlich gut mit dem Rest zusammenpasst.
Das Gameplay selbst ist unspektakulär. Auf den Spieler warten verschiedene Raumschiffe, Level und Gegner, die mit einem kreativen Charakterdesign glänzen können. Wie viele Leben man bekommt, hängt davon ab, wie viele Fragen man zu dem aktuellen Abschnitt vor Beginn der Ballerei richtig beantwortet. Nicht nur hier ist Konzentration gefragt, die gegnerischen Projektile gibt es nämlich in Massen und ein Treffer kann tödlich sein, wenn man seine Outburst-Leiste nicht ausreichend ausgefüllt hat. Am Ende jeden Abschnitts wartet ein Bossgegner, den es zu besiegen gilt.
Dazu muss man das Wissen, was man in dem Kapitel gesammelt hat, logisch beim Boss anwenden. Dank unterschiedlicher Schwierigkeitsgraden sollten auch Shoot ‘em up Anfänger die, doch recht fordernd werdenden Abschnitte, ebenfalls meistern können. Als besonderen Leckerbissen kann man die Level in einem besonderen Modus auch nach der Story erneut spielen und sich in einer Online-Highscore-Liste verewigen.
Solide Grafik in 2D und 3D
Technisch lief „YuruKill“ bei uns auf der Switch manchmal etwas unsauber, kleinere Ruckler gab es vor allem in den Shoot ’em up Sequenzen. Zusätzlich verstehen wir nicht ganz, warum die Touchfunktion der Switch nicht unterstützt wird. Das Spiel hätte davon definitiv profitiert, aber das ist nur eine kleine Anmerkung unsererseits.
Aller Figuren werden als 2D-Zeichnungen mit einfachen Animationen dargestellt. Diese sind genau wie die gezeichneten Hintergründe vom Aussehen wirklich gelungen, aber nicht spektakulär. Die simplen Redeanimationen wirken hingegen manchmal etwas merkwürdig. Die Zwischensequenzen sind ebenfalls nur minimalistisch animiert, was aber zum gewollten Stil von einem Schattentheater passt.

Stark im Kontrast dazu, sind die Shoot ’em up Sequenzen, die in 3D gehalten sind. Dadurch wird eine besonders futuristische Atmosphäre geschaffen, wovon vor allem die hübschen Gegnerdesigns profitieren. Die Level-Settings selbst sind hingegen kahl und langweilig gehalten, vermutlich um nicht zu sehr von der ganzen farbenfrohen Action abzulenken. So trist hätte es am Ende dann aber nicht werden müssen.
Das mit dem Deutsch üben wir nochmal
Musikalisch beweist „YuruKill“ definitiv das richtige Händchen. Der Ost ist eine bunte Mischung, das passende für jeden Abschnitt. Neben Titeln, die während der Rätsels ordentlich Spannung und eine bedrückende Stimmung aufbauen, dreht man bei dem Shoot´em Up Abschnitt gerne mal etwas lauter, um die Techno oder Rock-Beats ordentlich dröhnen zu lassen.
Zusätzlich wurde natürlich auch an die obligatorischen Opening- und Ending-Songs gedacht, die jetzt zwar nicht ganz so rausstechen, aber trotzdem gut sind. Generell hätten wir nichts dagegen, wenn der Soundtrack auch demnächst auf Spotify und Co. zu finden ist.
In den letzten Jahren haben viele Entwickler aufgehört, textlastige Games aus Japan noch ins Deutsche zu übersetzten. Umso überraschter waren wir, dass man sich bei „YuruKill“ tatsächlich die Mühe gemacht hat. Mühe ist in dem Fall allerdings ein wenig übertrieben, denn wenn wir definitiv zu meckern haben, dann bei der Lokalisierung.
Die ist nämlich, um es ganz hart zu sagen, ziemlich schlampig. Übersetzungsfehler, inhaltliche Fehler und einfach komplett vergessenen Texte sind uns wiederholt begegnet. Besonders zweites sorgt dann doch teilweise für Verwirrung. Sollte NIS da nicht demnächst nachbessern, raten wir dazu, das Game doch eher auf Englisch zu spielen.

Die Synchronisation gibt es übrigens nur auf Japanisch, was aber auch voll okay ist. Wie wir es gewohnt sind, machen die Sprecher einen hervorragenden Job. Besonders die Stimme von Binko, gesprochen von Yū Kobayashi, die viele vor allem als Sasha Braus aus „Attack on Titan“ kennen dürften, verdient unseren tiefen Respekt. Keine andere Figur springt so mit den Stimmen und versucht wirklich was besonders abzuliefern. Aber auch der restliche Cast muss sich natürlich nicht verstecken
Fazit
Es ist wirklich schön zu sehen, dass man den Mut hat, mal was Neues ausprobieren. Auch wenn die Idee eines Visuel-Novel-Adventures mit Shoot´em Up Abschnitten ziemlich absurd klingt, funktioniert die Idee doch recht gut. Zu verdanken ist das in erster Linie dem Setting und der Story, die einen wirklich bis zum Ende festhalten. Dazu kommen die bunte Mischung an Charakteren und das simple Gameplay, die dank exzellenten Cast und Musikuntermalung richtig punkten können.
Die Shoot´em Up Sektion macht wirklich Spaß und sind durch die unterschiedlichen Designs nicht öde, auch wenn sie für einige vermutlich fordernd sind. Dank der verschiedene Schwierigkeitsgrade sollte aber jeder seinen Weg finden. Bonuspunkte gibt es natürlich für den separaten Modus, wo man gemütlich Online sein Ausweich-Talent beweisen kann.
„YuruKill“ ist am Ende ein kurzer, unterhaltsamer, solider Genremix und wir freuen uns durchaus auf eine Fortsetzung, die hoffentlich einige Makel ausbessert. Gerade weil mal etwas Neues versucht wurde, hatten wir uns nämlich ein klein wenig mehr erhofft. Besonders bei den Rätsel gibt es deutlich kreatives verschenktes Potenziale. Manchmal viel zu einfach, manchmal unfair.
Allgemein ist in der Hinsicht der Schwierigkeitsgrad manchmal etwas frustrierend, obwohl es Hinweise bis zu drei Hinweise gibt. Man hat deutlich das Gefühl, dass die Rätsel an dritter Stelle standen. Wo es von uns ordentlich auf die Finger gibt, ist die deutsche Übersetzung, die trägt nämlich manchmal zum herumrätseln bei und sollte dringend überarbeitet werden.
Info

Yurukill: The Calumniation Games
Original Name: 冤罪執行遊戯ユルキル
Publisher: IzanagiGames, Nippon Ichi Software
Entwickler: G.rev
Genre: Action, Mysterie Visuel Novel
Platform: Nintendo Switch, PlayStation 4, Microsoft Windows, PlayStation 5
Empfehlung: 12 Jahre
Release: 08. Juli 2022
Preis: 39,99 € (Nintendo eShop) Amazon