20 Jahre ist es jetzt her, dass Japan einen Plan zur Digitalisierung auf den Weg gebracht hat. Die Corona-Pandemie zeigt besonders gut auf, dass der Plan nicht funktioniert hat, denn von einer Digitalisierung ist das Land noch sehr weit entfernt.
Zwar wurde nun ein weiterer Plan vorgelegt, um die Digitalisierung zu beschleunigen, doch so einfach wie man sich das vorstellt, wird das nicht.
Digitalisierung bisher kaum vorangekommen
Viele Mitarbeiter in den verschiedenen Ministerien schaffen es immer noch nicht, eine Telefonkonferenz zu eröffnen und nur ein kleiner Teil der Verwaltungsarbeit kann online erledigt werden. Laut dem Japan Research Institute werden weniger als 12 Prozent der Verwaltungsarbeiten im Land online durchgeführt.
Die nicht funktionierende Digitalisierung führt laut Analysten dazu, dass die private Wirtschaft kaum Anreize hat, die eigene Digitalisierung voranzutreiben. Das größte Problem für die Digitalisierung Japans stellen allerdings die Hanko und Papierdokumente dar. Denn es ist normal, dass ein Dokument mit einem Siegel abgestempelt wird und im Gegensatz zur E-Mail ist das Fax-Gerät sehr beliebt.
Inkompatible IT-Systeme
Außerdem tragen die Strukturen der Bürokratie dazu bei, dass die Digitalisierung verhindert wird. Derzeit hat jedes Ministerium in Japan ein eigenes lokales Netzwerk mit verschiedenen Anbietern aufgebaut, was es schwierig macht, Telefonkonferenzen zwischen den Ministerien abzuhalten, da jedes Netzwerk seine eigenen Sicherheitsrichtlinien hat.
Insgesamt könnte es die japanische Regierung 323 Millionen Arbeitsstunden pro Jahr kosten, wenn nicht digitalisiert wird. Was Personalkosten in Höhe von fast 849 Milliarden Yen bedeuten würde, schätzt ein Gremium für die Reform der Regulierungsvorschriften der Regierung in einem im Juli letzten Jahres veröffentlichten Bericht.
Japans Image als High-Tech-Land stimmt schon lange nicht mehr
Das rüttelt an dem Image Japans, eine der führenden High-Tech-Nationen der Welt zu sein. Tatsächlich rangiert die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt in einer Umfrage des Schweizer Think-Tanks IMD zur digitalen Wettbewerbsfähigkeit auf Platz 23 von 63 Ländern und liegt damit hinter asiatischen Nationen wie Singapur, Südkorea und China.
Im letzten OECD-Ausblick zur digitalen Wirtschaft belegte Japan mit nur 5,4 Prozent der Bürger, die digitale Anwendungen in öffentlichen Ämtern nutzen, den niedrigsten Rang unter 31 Ländern bei Online-Verfahren, weit hinter Dänemark, Estland und Island mit jeweils rund 70 Prozent.