In Japan gibt es zahlreiche Arcadezentren, wo es die verschiedensten Videospiele gibt. Meistens sind dort jedoch eher jüngere Leute anzutreffen. In einer Spielhalle in Kobe sieht es hingegen ganz anders aus, dort dürfen nämlich nur Senioren eine Runde zocken.
ISR e-Sports heißt die kleine Einrichtung im Chuo-Bezirk der Stadt. Sie gehört zu den Arcades, die ganz auf E-Sport am PC ausgelegt sind, und hat dementsprechend keine Spielautomaten. In Japan werden diese Einrichtungen aktuell allerdings immer beliebter, auch unter Menschen, bei denen es in der Jugend noch gar keine Computer gab.
Senioren erhalten genaue Einführung
Schon vor einer Weile wurde festgestellt, dass Videospiele dabei helfen Demenz und Einsamkeit bei Senioren vorzubeugen. Bei dem Arcadezentrum handelt es sich deswegen nicht um eine herkömmliche E-Sport-Einrichtung, sondern um den Versuch Videospiele in die Pflegeeinrichtungen zu bringen.
Seit Juli hat die Einrichtung offen und bereits die ersten Stammkunden. Geleitet wird das Zentrum von Koji Nashimoto und willkommen sind alle Menschen ab 60 Jahren. Wer jünger ist, muss leider draußen bleiben. An sechs großen Computern mit sehr bequemen Stühlen, die bei langem Sitzen nicht müde machen, sollen auch ältere Bürger Spaß an Videospielen haben.
Die Besucher lernen in dem Zentrum vor allem erstmal einfache Sachen. Geduldig wird erklärt, wie man sich richtig einen Account erstellt, einloggt und die ersten Spiele spielt. Wer neu in dem Bereich ist, dem wird gezeigt, wie die Maus funktioniert und wie ganz einfache Spiele wie Mahjongg oder Go gestartet werden.
Neue Jobs durchs Zocken
Für viele ist es dabei eine ganz neue Erfahrung online zu spielen. Trotz Schwierigkeiten sind die meisten jedoch motiviert weiter zu lernen und zu üben. Zwei Stunden plus 30 Minuten Pause kosten umgerechnet nur 7,96 Euro. Zu den Computern gibt es noch einen Gesprächsraum mit Sicherheitsmaßnahmen gegen Covid-19.
Eine 65 alte Frau erklärte, dass sie zu Hause immer Sudoku und andere Puzzlespiele auf ihrem Tablet gespielt hat. Allein habe das jedoch keinen Spaß gemacht. In dem Zentrum kann sie nun neue Spiele und vor allem auch neue Freunde kennenlernen.
Nashimoto, der zusätzlich Präsident einer Personalagentur ist, erklärte, wieso das Zentrum eröffnet hat. Er bemerkte, dass es nur wenige Jobs für ältere Menschen gibt, die kaum Qualifikationen haben. Als er dann eines Tages eine Runde online spielte, kam ihm die Idee, dass Senioren ähnliche Spiele trotz Immobilität zu Hause spielen können.
Mit dem Arcadezentrum will er deswegen nicht nur etwas gegen Demenz und Einsamkeit tun, sondern auch neue Jobmöglichkeiten schaffen. Besucher werden deswegen ermutigt sich mit E-Sport vertraut zu machen, damit sie als Lehrer dann in anderen Einrichtungen für Senioren oder Pflegeheimen arbeiten können.
Großes Projekt von der Stadt selbst
Nashimoto ist sich dabei sicher, dass die Videospiele nicht nur was für junge Menschen sind, da sie wie jeder Sport bei allen zur Gesundheit beitragen können. Er hofft deswegen, dass die Menschen zu ihnen kommen und mehr lernen wollen.
Besonders aufgrund der derzeitigen Pandemie wächst das Interesse an dem Sport im öffentlichen Sektor immer mehr. Die Stadtregierung von Kobe arbeitet mit Telekommunikationsgiganten Nippon Telegraph and Telephone West Corp. (NTT West) und PACkage Inc. zusammen, um ein Testprogramm für E-Sport in Pflegeeinrichtungen zu starten.
Es soll E-Sport-Ausrüstung in verschiedenen Einrichtungen der Stadt installiert werden, damit Bewohner sie unter anderem zur Interaktion mit Familienmitgliedern nutzen können. Gleichzeitig sollen die vitalen Werte von Spielern gemessen werden, um zu gucken, ob es wirklich positive körperliche Auswirkungen gibt.
Die Spiele sollen sich dabei langsam steigern. Unter anderem soll mit Shogi und Go angefangen werden und dann zu Titeln wie Puyo Puyo gewechselt werden. Geplant ist das Programm für den kommenden Winter und soll bis zum Ende des Geschäftsjahres 2021 gehen. Einrichtungen, die teilnehmen wollen, können sich zurzeit offen bewerben.
TAS