Als Student für ein Auslandsjahr nach Japan – das ist doch viel zu teuer und die Sprache spreche ich ja sowieso nicht. Viele träumen zu Recht davon, Japan nicht nur im Urlaub kennenzulernen, aber beruflich in Japan Fuß zu fassen ist gar nicht so leicht. Als Student hat man zum Glück einige Optionen, die ich im Folgenden gerne erläutern möchte.
Viele träumen davon, eine längere Zeit im Land der aufgehenden Sonne zu verbringen, doch wie stellt man das an, was muss man für Voraussetzungen erfüllen, bekommt man überhaupt ein Visum oder muss man erst einen geeigneten Arbeitgeber finden? Für Studenten ist es gar nicht mal schwer, über ein Austauschprogramm oder ein Auslandssemester nach Japan zu gehen.
Der Traum ist schon lange da, als man plötzlich realisiert, dass man über die Uni ein Auslandssemester machen kann. Wie geht man am besten vor, um die Bürokratie zu besiegen und endlich, eines Tages, in seinem eigenen Zimmer in Japan aufzuwachen?
Schritt 1: Informationen sammeln
An jeder Uni gibt es eine Abteilung für Internationale Angelegenheiten. Dort findet man eine Vielzahl an Prospekten und Informationsmaterial zu den Ländern und Partneruniversitäten, die die Uni hat. Partneruniversitäten erleichtern einem den Prozess ungemein und selbst wenn es an der eigenen Universität keinen Japanorientierten Studiengang gibt, sollte man auf der Website oder im Büro in einem direkten Informationsgespräch nach einer Partneruniversität in Japan fragen.
Partneruniversitäten bieten eine Vielzahl an Vorteilen. In der Regel entfallen die Studiengebühren oder sind stark reduziert, wodurch man schon vor dem Aufenthalt mehrere Tausend Euro spart. Auch kann man oftmals im Universitätswohnheim wohnen und so Kosten sparen. Mehr Informationen dazu gibt es dann in dem Artikel „Als Student in Japan wohnen“.
Es gibt unterschiedliche Programme für ein Auslandssemester. Manche sind für spezielle Studiengänge zugelassen, manche sind allgemeine Programme, für die sich jeder Student bewerben kann. Was viele oftmals nicht wissen: Selbst wenn es kein allgemeines Programm gibt, besteht noch immer die Möglichkeit an einen unbesetzten Platz über einen anderen Studiengang zu kommen! Universitäten sind oft kooperativ, sodass man zwar über den Studiengang an die gewünschte Hochschule kommt, dann aber auch in seinem eigenen Bereich am Unterricht teilnehmen kann. Für Japan speziell bestehen die Programme in erster Linie meistens aus Sprachkursen mit der Option, an allgemeinen Kursen teilzunehmen, wenn das Japanisch gut genug ist.
Auch wenn die Universität wider Erwarten keinerlei Kontakte zu einer japanischen Hochschule pflegt, lohnt es sich, mit einem Berater der Universität zu sprechen und zu schauen, ob man auch einen selbstständig organisierten Aufenthalt in Japan an der Universität oder an Sprachschulen machen kann und was das am Ende kostet. Eure Berater werden euch auf jeden Fall Anlaufstellen nennen können, an die ihr euch wenden könnt.
Schritt 2: Die Bewerbung
Im besten Fall habt ihr über eure Uni ein Partnerschaftsprogramm gefunden, an dem ihr teilnehmen könnt. Jetzt kommt aber der schwierigste Teil: Die Bewerbung. Erst einmal bewerbt ihr euch an eurer eigenen Universität, wo die Bewerber verglichen werden. Die Bewerbungsmodalitäten variieren von Universität zu Universität. Bewerbt ihr euch als Japanologiestudent oder für einen freien Platz mit den Japanologiestudenten, werdet ihr mit viel mehr Wettbewerb und härteren Bewerbungskriterien rechnen müssen, als wenn die Universität keine Japanologie hat. Normalerweise müsst ihr ein Motivationsschreiben einreichen, warum ihr nach Japan wollt. Selbst wenn ihr keine Top-Noten habt, bewerbt euch trotzdem. Das Motivationsschreiben ist oftmals wichtiger, also gebt euch einfach dort wirklich Mühe und findet gute Gründe, dann sind die Noten eher nebensächlich, können aber bei vielen Bewerbern unter Umständen dennoch entscheidend sein.
Neben dem eigenen Motivationsschreiben und den Noten braucht ihr auch eine Beurteilung eines Dozenten. Da lohnt es sich, sobald man vorhat ins Ausland zu gehen, bei einem oder zwei Dozenten einen besonders guten Eindruck zu hinterlassen, wenn ihr das nicht eh schon habt.
Müsst ihr euch gegen andere Bewerber durchsetzen, werdet ihr in der Regel zu einem Interview eingeladen, erst danach bekommt ihr gesagt, ob ihr von Seiten der Uni an der Partneruniversität empfohlen werdet. Bloß, weil eure Heimatuniversität euch die Chance geben will, kann die Partneruniversität aus verschiedenen Gründen immer noch Nein sagen. Die Chancen, dass das passiert, sind gering, aber vorhanden.
Schritt 3: Bitte auf Englisch
Um eurer Partneruniversität die Entscheidung möglich zu machen, braucht ihr eure Dokumente wie Notenübersicht, Motivationsschreiben etc. noch Mal auf Englisch. Bei der Heimatuniversität reichen in der Regel natürlich deutsche Dokumente, allerdings wird an der Wunschuniversität der Zuständige höchstwahrscheinlich kein Deutsch sprechen.
Die Notenübersicht wird in der Regel von der Uni mit einem Stempel überprüft, damit die Noten stimmen und die Themen der Seminare auch keine wildfremde Bedeutung bekommen. Um aber keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen, solltet ihr euer Motivationsschreiben auf jeden Fall nochmal von jemandem mit sehr guten Englischkenntnissen gegenlesen lassen.
Auch wenn ihr Englisch studiert, schadet es sicher nicht, zu einem Dozenten eures Vertrauens in die Sprechstunde zu gehen und ihn zu bitten, euer Motivationsschreiben zu korrigieren. Meine Betreuerin fürs Auslandsjahr hatte sich vor Freude über eine vorzeigbare Mappe auf Englisch so gefreut, dass sie mir die grausigsten Horrorgeschichten erzählt hat. Seid keine Horrorgeschichten, seid Vorbildlich.
Schritt 4: Zusage
Habt ihr eure Dokumente rechtzeitig und vollständig auf Englisch (oder wahlweise natürlich auch Japanisch, wenn möglich) eingereicht, müsst ihr euch leider einige Wochen gedulden.
Kommt dann die Zusage, erhaltet ihr dann alle Dokumente, die ihr benötigt, um ein Studentenvisa zu beantragen. Da die Dokumente in der Regel sehr spät ankommen und die Ausstellung des Visas auch –je nach Aufwand- bis zu 2 oder 3 Wochen dauern kann (und bedenkt, dass viele Studenten zum selben Zeitpunkt ihre Zusagen erhalten), informiert euch schon vorher hier, wo ihr euer Visa beantragen müsst. Je nach Wohnort müsst ihr eine ganze Weile mit dem Auto oder der Bahn fahren, kümmert euch also in so einem Fall schon rechtzeitig um eine Möglichkeit und schiebt die Beantragung des Visas nicht bis auf die letzte Sekunde auf, sonst startet der Flieger am Ende ohne euch. Auch müsst ihr bedenken, dass ihr das Visum persönlich abholen müsst – plant das auf jeden Fall mit ein.
Noch Fragen zur Informationssuche oder Bewerbung? Stellt sie gerne in den Kommentaren!