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Bankmanagerin von MUFJ sagt Trinkgelagen nach der Arbeit den Kampf an

Wer abends oder früh am Morgen durch Japans Großstädte läuft, stolpert manchmal über ziemlich betrunkene Geschäftsleute. Das gemeinsame Trinken mit Kollegen oder dem Chef ist schon lange ein fester Teil in der Arbeitswelt, den jedoch nicht alle gut finden. Die Bankdirektorin von Mitsubishi UFJ Financial Group Inc. (MUFJ) sagt deswegen den Trinkgelagen nun den Kampf an.

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Saiko Nanri sagt ganz direkt, dass es endlich Zeit ist, dass Angestellte nach der Arbeit nicht mehr mit ihrem Vorgesetzten trinken. Schon lange versucht das Unternehmen alle zu motivieren, die Barriere zwischen Chefs und Untergebenen zu brechen. Während einige die Trinkgelage als Stressbewältigung und Förderung der Karriere bezeichnen, sind sie für andere eine Belastung und Zwang.

Nanri ist deutlich gegen die Tradition. Sie persönlich geht mit ihrem Team nicht trinken. Sie findet die Trinkgelage unproduktiv und unfair gegenüber Angestellten mit Kindern, die nicht teilnehmen können. Da Nanri selbst Mutter von zwei Teenager-Töchtern ist, weiß sie wie schwer das ist. Anderseits wüsste sie nicht, was für besonderes Wissen sie mit den Mitarbeitern teilen soll, wenn sie jeden Tag mit ihnen trinkt.

Sie will deswegen schon am Tag die Interaktion der Mitarbeiter verbessern. Nachts sollen ihre Mitarbeiter lieber die Zeit mit Freunden und Familie verbringen. Bis jetzt gab es nur positive Rückmeldungen von dem Konzept. Besonders Eltern freuten sich, dass sie nicht mehr durch die Trinkgelage ausgeschlossen sind. Es sei für Nanri nur ein kleiner Versuch, die Arbeitswelt zu verbessern und jungen Frauen den Einstieg zu erleichtern.

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Mütter haben keine Zeit für Parties

Nanri nutzte in der Vergangenheit Treffen mit Vorgesetzten, um an ihrer Karriere zu arbeiten und sich in der Männer-dominierten Welt durchzusetzen. Heute ist sie die erste Frau in einer Führungsposition bei Japans größter Bank. Sie sieht als Mutter die Treffen anders. Deswegen will sie beim Erfolg ihrer Taktik die Idee anderen Abteilungen weiterempfehlen, um neue Möglichkeiten der Kommunikation ohne Alkohol zu ermöglichen.

Andere Arbeitnehmer empfinden ebenfalls so und glauben zusätzlich, dass die Trinkgelage die Produktivität einschränken und weibliche Mitarbeiter verschrecken. Etwas was sich viele Firmen aktuell aufgrund des Arbeitskräftemangels nicht erlauben können. Premierminister Shinzo Abe selbst versucht Arbeitsplätze flexibler zu machen und Überstunden zu reduzieren. Vor allem Frauen und Mütter will er mehr in die Arbeitswelt locken. Die sind jedoch oft weniger begeistert, wenn sie nach einem anstrengenden Tag noch mit dem Chef Trinken sollen.

Junge Leute wollen ihren Chef nicht kennenlernen

Professor Kumiko Nemoto von der Kyoto University of Foreign Studies bringt das Problem auf den Punkt. Die Trinkgelage schließen berufstätige Mütter, helfende Väter und Ausländer die anderes gewöhnt sind größtenteils aus. Viele Vorgesetzte nutzen die Treffen, um ihre Angestellten zu bewerten. Wer nicht da ist, der kann demnach große Probleme mit seiner Karriere bekommen. Die Praxis könnte einer der Gründe sein, warum Japan so wenige Frauen in Führungspositionen hat, wie kaum ein anderes.

Eine Abschaffung des Trends steigert neben der Vielfalt die Leistung und offene Kommunikation während der Arbeit. Zusätzlich fühlen sich junge Menschen dann wohler in der Arbeitswelt. Viele wollen nämlich nicht unbedingt nach der Arbeit noch mit dem Chef verbringen. An den Büroparties am Jahresende, bei denen ebenfalls oft viel Alkohol fließt, zeigen sie gleichermaßen wenig Interesse. Laut einer Umfrage der Neo Marketing Inc. mögen mehr als die Hälfte der Angestellten in den 20er die Parties nicht. Hauptgrund dafür ist, dass sie den Chef nicht kennenlernen wollen.

Andere Experten stehen dem sogenannten Nominicationen offener gegenüber. Kazuaki Yamauchi von der Universität Aizu glaubt, dass die Trinkgelage bei der Kommunikation helfen und bezeichnet Alkohol als Schmieröl. Nach einer Umfrage mit 30 Geschäftsinhabern sind die Treffen nach der Arbeit immer noch eine beliebte Praktik.

Quelle: BLOOMBERG

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