Um Obdachlose gegen das Coronavirus zu impfen, werden die Bezirke in Tokyo flexibel und arbeiten dabei mit Selbsthilfegruppen zusammen.
Im Rahmen der Impfkampagne hatte die japanische Regierung Impfgutscheine an alle Einwohner verschickt, mit denen sie sich impfen lassen können. Da viele wohnungslose Menschen allerdings über keine Postanschrift verfügen, sind sie durch das Raster gefallen.
Unkomplizierte Identitätsfeststellung bei Obdachlosen
Das japanische Gesundheitsministerium hat die regionalen Behörden daher bereits vor längerer Zeit aufgefordert, dass sie flexibel sein müssen, damit Obdachlose geimpft werden können. Dabei ging es insbesondere um die Bestätigung der Identität, da nicht alle in den staatlichen Registern verzeichnet sind.
In Tokyo hat man daher nun reagiert und sich mit Selbsthilfegruppen zusammengetan, um die Menschen zu impfen.
Im Stadtteil Higashi-Ikebukuro suchen Beamte und Mitarbeiter der Gruppen wohnungslose Menschen auf, um zu beraten. Gleichzeitig wird ihnen die kostenlose Impfung angeboten.
Da viele Obdachlose gesundheitlich angeschlagen sind, gehören sie zu der sogenannten Risikogruppe, was eine Impfung unabdingbar macht.
Provisorisches Impfzentrum soll noch mehr Menschen erreichen
Und die Methode hat erfolgt, denn in dem provisorisch eingerichteten Impfzentrum bilden sich mittlerweile lange Schlangen von wartenden Menschen.
In Toshima Ward hat man bereits im Juni damit begonnen, Impfdokumente für Menschen auszustellen, die keinen Aufenthaltstitel oder Personalausweis besitzen. Bislang haben die Behörden etwa 100 Menschen Impfdokumente ausgestellt, damit sie sich in einem Impfzentrum impfen lassen können.
Mit dem provisorischen Impfzentrum versucht man nun, mehr Menschen zu erreichen.
Die Bezirksverwaltung hat die Selbsthilfegruppen gebeten, in Flyern über das Impfzentrum zu informieren, damit Obdachlose wissen, wo sie sich impfen lassen können.
Die Behörden des Taito Ward gehen einen anderen Weg, um die Identität der Menschen ohne Dokumente zu bestätigen. Personen, die einen Impfgutschein bekommen, müssen Daten angeben, die nur sie kennen können.
Bei der Impfung werden diese Daten erneut abgefragt, um so die Identität zu bestätigen.
In Shinjuku gibt es jedes Jahr bereits Gesundheitschecks für Obdachlose, in diesem Jahr können sich die Menschen dort direkt impfen lassen. Dabei geht man unkompliziert vor und verzichtet auf eine Abfrage der Daten.
Maßnahmen reichen nicht aus
Zwar helfen diese Programme dabei, Infektionen unter Obdachlosen zu verhindern, allerdings weisen die Selbsthilfegruppen darauf hin, dass im Falle einer Infektion mit dem Coronavirus es für diese Menschen kein Ort gibt, an dem sie sich ausruhen und erholen können.
Auch auf eine sechste Infektionswelle ist man nicht vernünftig vorbereitet.