Angesichts des schnellen Anstiegs der Neuinfektionen wird die Debatte über einen Lockdown in Japan immer lauter, lähmt das Land allerdings auch bei der Reaktion auf die Pandemie.
Das Land meldet mittlerweile täglich über 10.000 Neuinfektionen und hat als einzige Maßnahme den Ausnahmezustand, der allerdings seine Wirkung verloren hat.
Menschen ignorieren Corona-Maßnahmen
Bekannte Ausflugsziele zählen immer mehr Besucher, auch wenn die Politik versucht, die Menschen davon abzuhalten, zu reisen.
Allerdings lehnt der japanische Premierminister einen Lockdown ab und argumentiert, dass die gesetzliche Beschränkung der Bewegungsfreiheit verfassungswidrig ist und daher in Japan nicht durchsetzbar. Außerdem betont er immer wieder, dass diese Maßnahme für sein Land nicht geeignet ist.
Unabhängig vom eigentlichen Nutzen ist der Lockdown in Japan zu einem politischen Spielball geworden. Die Konservativen, die eine Änderung der Verfassung wollen, sehen die Pandemie als Gelegenheit der Regierung mehr Befugnisse in Krisenzeiten zu geben. Die Opposition lehnt die Verknüpfung der Pandemie mit einer Verfassungsänderung ab.
Der größte Teil der Bevölkerung ist allerdings für eine Änderung.
Lockdown könnte eine geeignete Maßnahme zur Pandemiebekämpfung sein
Das Problem ist allerdings, dass Japan dringend eine geeignete Maßnahme zur Pandemiebekämpfung benötigt, denn solange die Politik weiter debattiert, steigt die Zahl der Neuinfektionen unaufhörlich an.
Die Befürchtungen, dass das Gesundheitssystem zusammenbrechen wird, sind groß, da man dies bei der dritten Welle beobachten konnte.
Die Selbstbeschränkung, auf die die Politik seit Beginn der Pandemie setzt, ist allerdings ausgereizt und immer mehr Unternehmen ignorieren die Corona-Maßnahmen der Regierung.
Zwar hatte die japanische Regierung bereits Gesetze geändert und Beschränkungen eingeführt, aber die sind freiwillig.
Das eigentliche Problem, dass die Regierung allerdings ist, ist die Tatsche, dass ein Lockdown der Wirtschaft enorm schaden würde.
Laut einer Studie der Universitäten Waseda und Hyogo wurde eine strenge Abriegelung, so wie in der chinesischen Stadt Wuhan, innerhalb einer Woche die Wirtschaftsleistung um 3,7 Billionen Yen reduzieren, innerhalb eines Monats sogar um 27,8 Billionen Yen. Das wäre ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,72 Prozent und 5,25 Prozent.
Forderungen aus der Politik werden lauter
Allerdings bringen immer mehr Politiker auf Regionaler und Landesebene einen Lockdown ins Gespräch, da man sich von dieser Maßnahme Erfolg im Kampf gegen die Pandemie verspricht.
Am vergangenen Freitag forderte dann auch das Gremium aus Gesundheitsexperten, dass die japanische Regierung in allen Fragen der Pandemie berät, diese Maßnahme mit dem Hinweis, dass der aktuelle Anstieg der Neuinfektionen anders kaum noch unter Kontrolle gebracht werden kann.
Auch die National Governors’ Association hat sich dieser Forderung am Wochenende angeschlossen.
Japans Premierminister konterte allerdings mit dem Argument, dass die Impfkampagne das effektivere Mittel gegen die Pandemie sei.
„In Europa und allen anderen Ländern, in denen Maßnahmen zur Infektionskontrolle – wie Abriegelungen und Geldstrafen, wenn Menschen während der Ausgangssperre ins Freie gehen – eingeführt wurden, ging die Zahl der Infektionen zurück, stieg aber trotz der Abriegelungen wieder an“, so Suga. „Letztlich denke ich, dass der Impfstoff wirksam ist. Deshalb glaube ich, dass die Methode der Ausgangssperren für Japan nicht geeignet ist.“