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HomeNachrichten aus JapanDie Woche in Japan - Laufzeitverlängerung für Atomreaktoren, mehr Geld für Kinder...

Wochenrückblick

Die Woche in Japan – Laufzeitverlängerung für Atomreaktoren, mehr Geld für Kinder und Probleme mit Touristen

In dieser Woche hat die japanische Regierung einige Gesetze geändert, allen voran eine Änderung zur Laufzeitverlängerung von Atomreaktoren. Auch die erste Hürde für eine Änderung der Gesetze gegen Sexualverbrechen wurden geändert. Dazu wurde entschieden, dass mehr Geld in die Kinderbetreuung fließen soll und man will etwas gegen die steigenden Todeszahlen durch Hitzeschlag tun.

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Außerdem gibt es in Kyoto schon wieder Probleme, die durch Touristen verursacht werden, allerdings auch hausgemacht sind.

Atomreaktoren dürfen länger als 60 Jahre laufen

Atomreaktoren dürfen in Japan bald über die aktuellen 60 Jahre hinaus laufen. Möglich macht dies eine Gesetzesänderung, die besagt, dass unter anderem Abschaltzeiten von Reaktoren nicht mehr zur Betriebszeit dazugezählt werden.

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Gleichzeitig wurde das Reaktorregulierungsgesetz geändert. Die Atomaufsichtsbehörde wird demnach den Zustand der Reaktoren und der zugehörigen Anlagen nach 30 Betriebsjahren mindestens alle 10 Jahre überprüfen, womit die Sicherheit der alten Atomreaktoren gewährleistet werden soll.

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Natürlich wird die Laufzeitverlängerung auch kritisiert, insbesondere die schwammig formulierten Bewertungsregeln.

Verschärfung der Gesetze gegen Sexualverbrechen nehmen erste Hürde

Bereits im Februar wurde angekündigt, dass die Gesetze gegen Sexualverbrechen verschärft werden sollen und in dieser Woche wurde nun die erste Hürde genommen. Das japanische Unterhaus hat die Reform durchgewunken.

Die Änderungen umfassen zudem eine Anhebung der sexuellen Mündigkeit von 13 auf 16 Jahre. Zudem sollen Sexualverbrechen in Japan auch dann bestraft werden, wenn keine körperliche Gewalt oder Nötigung vorliegt.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Verlängerung der Verjährungsfrist für Vergewaltigungen. Die Reform sieht 15 Jahre vor, derzeit sind es 10.

Mehr Geld für die Kinderbetreuung

Japan hat ein Kinderproblem, also genauer ein Problem mit der sinkenden Geburtenrate. Das Problem ist auch endlich vollständig bei der Regierung angekommen und dort greift man zum altbewährten Mittel: Geld.

Denn Japans Premierminister will rund 3,5 Billionen Yen  (etwa 23,4 Milliarden Euro) mehr in die Kinderbetreuung pumpen. Wie das Ganze finanziert werden soll, ist allerdings fraglich. Zunächst sollen Überbrückungsanleihen ausgegeben und 2028 eine alternative Finanzierungsquelle gefunden werden.

Es wird allerdings bezweifelt, dass diese Maßnahmen die Geburtenrate maßgeblich anheben wird, denn die Probleme liegen viel tiefer und sind nicht ausschließlich mit Geld zu lösen.

Kampf gegen die steigende Zahl von Hitzschlag

In Japan steigt die Zahl der Tage mit extremer Hitze (+30 Grad) und damit leider auch die Zahl der Menschen, die an einem Hitzschlag sterben.

Die japanische Regierung hat in dieser Woche einen 5-Jahres-Plan formuliert, um die durchschnittliche Zahl der Todesfälle bis 2030 zu halbieren. Derzeit liegt der Jahresdurchschnitt bei 1.295 Todesfällen.

Der Plan sieht unter anderem vor, dass die Regierung prüfen will, wie ältere Menschen und Menschen mit einer Behinderung während einer Hitzewelle evakuiert werden können. Gleichzeitig soll auch die Installation von Klimaanlagen in Klassenzimmern und Turnhallen gefördert, und Maßnahmen ergriffen werden, die verhindern, dass Kinder in Schulbussen zurückgelassen werden.

Kein NATO-Beitritt, aber eine Kooperation

Japan wird der NATO nicht beitreten, betonte der japanische Premierminister in dieser Woche, aber er bestätigte auch, dass Japan mit der NATO kooperieren wird.

„Ich bin mir keiner Entscheidung bewusst, die in der NATO bezüglich der Einrichtung eines solchen Büros getroffen wurde“, so Premierminister Fumio Kishida in einer Parlamentssitzung am Mittwoch und fügte hinzu, sein Land plane nicht, der NATO als Mitglied oder Halbmitglied beizutreten.

Kampf gegen die soziale Isolation

Ebenfalls in dieser Woche hat Japan Maßnahmen zur Bekämpfung der sozialen Isolation beschlossen, da immer mehr Menschen sich abkapseln.

Die Regierung will nun eine Taskforce einrichten, die ein Maßnahmenpaket erarbeiten soll. Kommunen sollen Hilfsgruppen gründen und diese mit Daten versorgen, damit den Menschen geholfen werden kann.

Es gibt allerdings ein Problem: Viele Menschen, die sich sozial isoliert haben, wollen gar keine staatliche Hilfe, da sie davon ausgehen, dass es nur darum geht, sie an die Gesellschaft anzupassen und nicht ihre individuellen Probleme zu lösen.

Touristen sind wieder da und sorgen für Probleme in Kyoto

Kyoto und die Touristen, eine Hassliebe. Einerseits benötigt man das Geld, dass Touristen in der Stadt lassen, andererseits sind die Einwohner genervt. Nun kommen die Touristen wieder und schon gibt es wieder Probleme, dieses Mal sind sie allerdings hausgemacht.

Stein des Anstoßes sind dieses Mal überfüllte Busse. Touristen sind in der Regel mit Gepäck unterwegs und damit ist ein Bus rasch voll, wenn viele Reisende mitfahren wollen.

Um das Problem anzugehen, hat die Stadt im Mai ein „Kinderwagen-Symbol“ an der Vorderseite der Busse angebracht und bittet die Fahrgäste, Rücksicht auf Eltern mit Kinderwagen zu nehmen.

Funktioniert aber nicht so richtig und so gibt es inzwischen die Forderung, dass man doch bitte mehr Busse einsetzen solle. Problem ist nämlich, dass die Stadt die Anzahl der Busse in den vergangenen Jahren reduziert hat und jetzt nicht mal schnell mehr Busse auf die Straße schicken kann, es fehlt nämlich an Fahrern.

Fischfang auf Rekordtief

Meeresfrüchte sind in der japanischen Küche nicht wegzudenken, doch der Fischfang hat mit dem Klimawandel und der Überfischung zu kämpfen.

Aktuelle Daten der Regierung zeigen, dass das Problem schon sehr weit fortgeschritten ist, denn die Menge des gefangenen Fisches ging 2022 auf 3,85 Millionen Tonnen zurück (-7,5 Prozent).

Flagge der aufgehenden Sonne im Hafen von Südkorea

Japan, Südkorea, die USA, Kanada und Australien starten demnächst eine gemeinsame Militärübung. Zu diesem Zweck ist ein Zerstörer in einen südkoreanischen Hafen eingelaufen, mit gehisster Flagge der aufgehenden Sonne.

Südkorea hatte im Vorfeld angekündigt, die aufgehende Sonne zu akzeptieren, obwohl Kritiker diese als Symbol für den Militarismus Japans ansehen. In der Vergangenheit hatte Südkorea unter anderem versucht, die Flagge bei den Olympischen Spielen verbieten zu lassen und bezeichnete sie als „Flagge des Hasses“.

Historischer Fund

In dieser Woche wurde ein historischer Fund gemeldeten. In den Yoshinogari-Ruinen in der japanischen Präfektur Saga wurde ein Grab mit einem etwa 2,3 Meter langen Steinsarg aus der späten Yayoi-Periode (ca. 1000 v. Chr. – 250 n. Chr.) entdeckt. Nach offiziellen Angaben der japanischen Regierung handelt sich um das größte Steinsarggrab, das bisher in den Ruinen gefunden wurde.

Und sonst so diese Woche?

Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg läutete eine Glocke im Jodoji-Tempel in der Stadt Yokosuka.

Es gibt neue Regeln für japanische Sprachschulen.

Und die NHK steht mal wieder in der Kritik.

Außerdem gibt es eine neue Monatsvorschau mit allen Veranstaltungen, dem TV-Programm, Bücherveröffentlichungen usw. mit Japanbezug in Deutschland.

Übrigens, noch mehr Japan gibt es immer mittwochs in unserem Podcast „Rolling Sushi“, den ihr auf allen gängigen Streamingplattformen, zum Beispiel Spotify, findet.

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