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Einsatz zur Verhinderung von Unfällen

Flughafen Narita fängt nach Rollfeld-Vorfall mehr als 140 Schildkröten ein

„Schildkröten auf dem Rollfeld“ klingt erstmal wie eine Parodie des bekannten Trash-Films „Snakes on a Plane“, doch am japanischen Flughafen Narita sind die gemütlichen Reptilien ein reales Problem. Letztes Jahr verirrte sich eines von ihnen auf die Startbahn und sorgte für Störungen im Flugbetrieb. Seitdem werden die ungebetenen Gäste gejagt.

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Wildlebende Schildkröten sind in Japan keine Seltenheit. In vielen Orten des Landes finden sich die Tiere an Seen, Teichen und Bächen. Und das nicht nur in der abgelegenen Natur, auch mitten in Städten. Doch an einigen Orten sind die gepanzerten Tiere so gar nicht erwünscht – zum Beispiel auf dem Rollfeld von Flughäfen. Umso überraschter waren die Betreiber des Flughafens Narita im September 2021, als sich herausstellte, dass Wasserflächen auf dem Gelände des Flughafens zur Brutstätte für Schildkröten geworden waren.

Schildkröte auf dem Rollfeld wurde 2021 zum Medien-Phänomen

Im September 2021 machte ein ungewöhnlicher Funkspruch am Flughafen die Runde. Kurz vor dem Start seines Fluges bemerkte ein Pilot ein Objekt auf dem Rollfeld, das sich langsam fortbewegte. Angestellte des Flughafens wurden ausgeschickt und fanden eine zwei Kilogramm schwere Schildkröte, die gemächlich über den Asphalt schlenderte. Mit einem Netz konnte der Eindringling dingfest gemacht und vom Gelände gebracht werden, es kam zu Verspätungen bei mehreren Flügen aufgrund des Einsatzes.

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In japanischen Medien amüsierte man sich besonders über ein Detail des Falls: Der Rumpf eines der aufgehaltenen Flugzeuge war im Design einer Seeschildkröte gestaltet. Einige vermuteten darum, die Schildkröte wollte ihrem riesigen Verwandten womöglich nur einen guten Flug wünschen. Ohne das aufmerksame Verhalten des Piloten hätte die Wanderung des Tieres jedoch sehr schlimm ausgehen können.

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Kommt eine Schildkröte den Triebwerken eines Flugzeugs zu nahe, kann sie in diese hineingesogen werden. Dann besteht die reale Gefahr von schweren Schäden in der Technik, die schlimmstenfalls zu einem katastrophalen Unfall führen können. Auch im Bahnverkehr kam es bereits zu Vorfällen, in denen Schildkröten für Betriebsstörungen gesorgt hatten.

Am Flughafen ist man darum sehr darauf bedacht, jede Unregelmäßigkeit auf den Start- und Landebahnen zu entdecken und erneute Vorfälle zu verhindern. Die Flughafen-Angestellten sind darauf vorbereitet, Marderhunde, Katzen und Hasen vom Rollfeld zu holen, Schildkröten sind aber eine Seltenheit.

Schwimmfallen im Rückhaltebecken

Der Vorfall im September 2021 war jedoch nicht die erste Sichtung einer Schildkröte auf dem Flughafengelände. Bereits zuvor hatten sich seit 2013 zehnmal Schildkröten an den Rand des Rollfelds verirrt, die meisten kamen jedoch nicht so weit wie ihr Artgenosse im September. Nach dem letzten Vorfall machten Mitarbeitende des Flughafens sich auf die Suche nach dem Ursprung der Tiere.

Als vermutete Quelle wurde schließlich ein Rückhaltebecken nahe dem Rollfeld ausgemacht. Dort finden die Reptilien ideale Bedingungen zum Leben und zur Fortpflanzung vor, können aber nur schwer aufgespürt werden. Mehrere hundert Tiere könnten in dem Becken leben, vermutete man, und begann mit Gegenmaßnahmen.

Mitarbeiter präsentieren eine Schwimmfalle
Angestellte präsentieren eine der Schwimmfallen. Bild: Kyodo

Eine davon war die Installation von Netzfallen direkt im Wasser. Denn die Schildkrötenart, die sich am Flughafen eingenistet hat, verbringt ihre Zeit gern mit Sonnenbädern. Also wurden schwimmende Rahmen eingesetzt, die sich den Schildkröten als Liegeplatz anbieten. Klettert eines der Tiere auf den Rahmen, stürzt es durch eine Klappe in das darunter hängende Netz und kann dann unverletzt abtransportiert werden.

Kein Happy End für die Schildkröten – zum Schutz des Ökosystems

Die ersten Fallen wurden im April gesetzt, seitdem gingen den Fängern bereits 144 Tiere ins Netz. Der Großteil der gefangenen Tiere gehört zur Art der Rotwangen-Schmuckschildkröten, einige wenige wurden als chinesische Dreikielschildkröten identifiziert. Alle eingefangenen Tiere wurden im Nachhinein eingeschläfert.

Das geschieht bei den Rotwangen-Schmuckschildkröten auch mit Blick auf den Schutz des heimischen Ökosystems. Denn eigentlich ist die Art in Nordamerika zu Hause und hat in Japan nichts zu suchen. Da sie über lange Zeit aber als Haustier sehr beliebt war, kamen die Tiere auch nach Japan. Dort wurden einige von ihren Besitzern ausgesetzt und breiteten sich im Land aus. Heute gelten sie als invasive Spezies.

Auch nach den ersten Erfolgen will der Flughafen nicht nachlassen. Noch immer werden viele hunderte Schildkröten auf dem Flughafengelände vermutet. Bis Oktober möchte man darum mit dem Einsatz der Fallen weitermachen. Ob sich das Schildkrötenproblem dann erledigt hat, bleibt abzuwarten.

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