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Rehabilitierung für Häftlinge

Friseur-Salon hinter Gittern als Rehabilitationsmaßnahme für Häftlinge in Japan

Seit 65 Jahren hilft ein Friseur-Salon in einem zentral-japanischen Gefängnis den Häftlingen bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Die Gefangenen können dort eine Berufsausbildung machen und anschließend Besucher und Menschen von außerhalb frisieren und neu stylen.

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Der Salon „Midori Biyoin“ befindet sich im Gefängnis Kasamatsu in der Präfektur Gifu. Hier beraten weibliche Häftlinge die Kunden bei der Wahl der richtigen Frisur oder der passenden Beauty-Behandlung. Viele der dort arbeitenden Frauen haben nach ihrer Entlassung gute Chancen eine Arbeit zu finden. Viele wollen auch hinterher als Friseurinnen arbeiten.

Auf den ersten Blick unterscheidet sich der Friseur-Salon „Midori Biyoin“ nicht von anderen. Er ist hell eingerichtet und erinnert bei seinen zahlreichen Zeitschriften und Friseur-Artikeln an viele andere „normale“ Salons. Der einzige Unterschied sind die verschlossene Eingangstür und der Gefängniswärter vor der Tür.

Ein leitender Angestellter der Hafteinrichtung erklärte, der Salon bietet eine wertvolle Möglichkeit für die Häftlinge, mit anderen Menschen zu interagieren. Er lädt alle Menschen der Region ein, einmal die Einrichtung zu besuchen, denn sie würden sich dort wohlfühlen.

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Das Gefängnis bietet seine Frisuren-Dienstleistungen in der Regel an allen Wochentagen an. Die Preise liegen unter denen, die normalerweise verlangt werden. Ein kurzer Schnitt kostet 900 Yen (7,50 Euro), eine Dauerwelle schlägt mit 1.500 Yen (12,50 Euro) zu Buche.

Das Gefängnis machte bisher keine wirkliche Werbung für einen Friseur-Salon, trotzdem besuchten im letzten Geschäftsjahr bis zu 780 Personen die Häftlings-Friseure. Viele Kunden kamen immer wieder und sorgte mit Mundpropaganda dafür, dass der Service bekannter wurde.

Haare für Perücken für kranke Kinder
Bild: Commons Wikimedia

Die Besucher kommen in der Regel aus der Region und schätzen die entspannte Atmosphäre im Gefängnis-Salon, wo sie in Ruhe über alles reden können, was ihnen einfällt. Für die arbeitenden Häftlinge sei es außerdem eine erfrischende Abwechslung.

Konversation mit den Kunden gehört ebenso zur Ausbildung für die weiblichen Häftlinge, wie die Recherche nach den neuesten Trends. Vor allem durch Fernsehsendungen von Promi-Friseuren und Zeitschriften versuchen die Frauen, sich immer auf dem Laufenden zu halten. Obwohl das Gefängnis für solche Freizeitaktivitäten eine gewisse Einschränkung darstellt, funktioniert es bisher sehr gut.

Die Ausbildung dauert zwei Jahre

Das Erlangen einer Kosmetiklizenz dauert mindestens zwei Jahre, deswegen kommen nur Gefängnis-Insassinnen mit einer relativ hohen Strafe für die Ausbildung infrage. In den letzten zehn Jahren verließ immerhin 40 Frauen das Gefängnis wieder mit einer Ausbildung und Lizenz.

Die Arbeit im Salon gehört für die entsprechenden Insassinnen zu den täglichen Pflichten. Das Geld der Kunden landet in der Staatskasse. Die als Friseurinnen arbeitenden Häftlinge erhalten eine feste Vergütung, unabhängig von der Anzahl der Kunden, wenn sie das Gefängnis verlassen.

Zwei weitere reine Frauengefängnisse in den Präfekturen Tochigi und Wakayama verfügen über ähnliche Einrichtungen, die der Öffentlichkeit ebenfalls zugänglich sind. Das Justizministerium erklärte außerdem, dass es in zwei Jugendgefängnissen in Hokkaido und Saitama Salons ausschließlich für Junge gebe.

Quelle: Kyodo

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