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Das Modell breitet sich in Japan immer weiter aus

Gemeinsame Bücherläden bringen regionale Communities in Japan wieder näher zusammen

Sogenannte gemeinsame Bücherläden werden in Japan immer beliebter und verbreiten sich im ganzen Land. Die Idee dahinter ist, dass alle Mitglieder ein eigenes Regal haben, in dem sie Bücher verkaufen können, die sie selbst gelesen und für gut befunden haben. Dieses gemeinsame Geschäftsmodell findet immer mehr Anhänger.

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Solche Läden vertiefen nicht nur die Interaktionen zwischen den Besitzern und den Kunden, sondern tragen auch zur Belebung der lokalen Einkaufsstraßen bei. Die Anzahl regulärer Buchläden nimmt in Japan immer mehr ab, die gemeinsamen Shops schicken sich allerdings an, die freien Plätze wieder zu besetzen.

Gemeinsames Handeln als Möglichkeit, sich kennenzulernen

Eines der bisher jüngsten Geschäfte, das nach dieser Idee funktioniert, eröffnete im September 2021 in Itoshima (Präfektur Fukuoka). Der Laden befindet sich ganz in der Nähe eines Bahnhofs und trägt den Namen „Itoshima no Kao ga Mieru Honya-san“ („Buchladen, der das Gesicht von Itoshima repräsentiert“). Die großen Bücherregale, die eine gesamte Wand einnehmen, erweisen sich als wahre Blickfänge. Insgesamt stehen 100 Fächer zur Verfügung, die etwa 30 Quadratzentimeter groß sind und jeweils einen eigenen Besitzer haben, der Bücher zum Verkauf anbietet.

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Die Besitzer sind Universitätsstudenten, aber auch ältere Menschen, die ihre eigenen Empfehlungen ausstellen. Auch andere kleinere Gegenstände können angeboten werden. Der Laden in Fukuoka wird von zwei ehemaligen Mitarbeitern größerer Handelsunternehmen betrieben, die sich für die Region Itoshima einsetzen wollen, obwohl sie aus Tokyo stammen. Nachdem sie nach Itoshima gezogen waren, haben sie beschlossen, etwas für den Ort tun zu wollen. Gleichzeitig wollten sie mit den Einheimischen in Kontakt treten. Einer der Geschäftsleute brachte die Idee der gemeinsamen Buchhandlung aus Tokyo mit, wo bereits ein ähnliches Konzept sehr erfolgreich umgesetzt wurde.

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Eine sowieso leerstehende Immobilie diente als neue Geschäftsfläche. Die Regeln für Miteigentümer sind klar und müssen eingehalten werden. Alle Teilnehmer müssen eine Anmeldegebühr in Höhe von 1.500 bis 2.000 Yen (etwa 11 bis 15 Euro) entrichten. Anschließend ist eine Mitgliedsgebühr für jeden Monat in derselben Höhe fällig. Außerdem muss jeder mindestens einmal im Monat den Laden vor Ort betreuen. Alle Verkäufer können ihre Preise selbst festlegen. Pro verkauften Artikel ist eine Provision von 50 Yen (circa 40 Cent) abzugeben.

Verschiedene Fach-Besitzer sind des Öfteren vor Ort anzutreffen und organisieren Veranstaltungen oder Treffen mit anderen Lese-Begeisterten. Aktuell gibt es wesentlich mehr Interessenten als freie Fächer, weswegen es bereits eine lange Warteliste gibt. Ein ähnliches Projekt in Yamaguchi konnte dazu beitragen, die zentrale Einkaufsstraße bei den Einheimischen wieder beliebter zu machen. Viele Passanten kommen vorbei, um einfach mal zu schauen, was es immer wieder Neues zu entdecken gibt.

Bücherläden als sozialer Treffpunkt
Gemeinsam Bücherläden werden mehr Bild: Mainichi/Yumiko Tani

Reguläre Bücherläden verschwinden zunehmend

Im „Honya-Ra Do“ in Yamaguchi stehen 30 Regale mit einer Fläche von acht Quadratmetern zur Verfügung. Hier beträgt der Beitrag zwischen 2.000 und 3.000 Yen (circa 11 bis 22 Euro), zuzüglich einer Registrierungsgebühr. Hier sind zwischen Universitätsprofessor und Taxi-Fahrer oder freischaffenden Künstler aller sozialen Schichten vertreten. Die jüngste Teilnehmerin ist 18 Jahre als und will später Bibliothekarin werden. Für sie liegt der besondere Reiz an dem gemeinsamen Bücherladen darin, die Eigentümer der anderen Regale kennenzulernen und deren Geschichten zu erfahren.

Ein anderes Projekt in Fukuoka versteht sich als gemeinsamer Anlaufort für Erwachsene und Kinder, die gemeinsam in den Fächern gemeinsam. Im Mai 2020 gab es in Japan noch etwa 11.000 reguläre Buchhandlungen, wobei sich die Zahl in den letzten 20 Jahren halbierte. Gleichzeitig ist die Anzahl solcher gemeinschaftlichen Buchläden in derselben Zeit auf etwa 40 gestiegen. Nachdem immer mehr normale Shops schließen mussten, haben sich die Betreiber nach neuen Modellen umgesehen. Mittlerweile sind die gemeinsamen Projekte Orte der Begegnung geworden, die verschiedene Menschen miteinander verbinden.

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