Demnächst findet in Japan wieder die nationale Volkszählung statt und die Regierung rührt auch schon fleißig die Werbetrommel für die Befragung. Erneut gibt es allerdings große Empörung über den Aufbau der Befragung, denn wieder einmal werden gleichgeschlechtliche Paare nicht erfasst.
Für die Volkszählung sollen die Haushalte Japans einen Fragebogen entweder analog oder digital zu ihrem Lebensstatus ausfüllen. Neben Alter, Geschlecht und Arbeitsstatus wird auch nach dem Beziehungsstatus gefragt. Hetero-Paare können dabei entweder „Haushaltsvorstand“ oder „Ehepartner des Haushaltsvorstands“ angeben. Auch Paare unter dem Common Law, die keinen offiziellen staatlichen Eheschein haben, werden unter den beiden Antwortmöglichkeiten erfasst.
Gleichgeschlechtliche Paare können sich theoretisch ebenfalls auf diese beiden Angaben aufteilen. Das erlaubt das Ministerium für innere Angelegenheiten und Kommunikation jedoch nicht, das für die Volkszählung zuständig ist. Wenn ein gleichgeschlechtliches Paar solche Angaben macht, werden die Fragebögen in Bezug auf die anderen Angaben kontrolliert, da es sich um einen möglichen schriftlichen Fehler handeln könnte.
Ministerium streicht LGBT-Paare raus
Wenn die Angaben nicht als Fehler betrachtet werden, wird die Auswahl automatisch zu „andere Verwandte“ geändert. In die Kategorie fallen Onkel, Tante, Cousinen oder andere Familienmitglieder. Damit wird demnach offiziell kein Haushalt mit gleichgeschlechtlichen Paaren erfasst.
Das empört nicht nur die Bevölkerung, auch Experten kritisieren die Methode. Sie würde nämlich nicht die reale Situation in Japan widerspiegeln und so die Volkszählung nutzlos machen. Wenn ein gleichgeschlechtliches Paar einen eigenen Haushalt hat, ist es absolut fehlerhaft die Personen als andere Familienmitglieder zu zählen.
Organisationen kritisierten die veraltete Volkszählung ebenfalls. Hiroshi Ikeda, Co-Leiter von Same-Sex Partnership Net Japan, gab dazu an, dass die Volkszählung eine Chance wäre, die Zahl der gleichgeschlechtlichen Paare in Japan zu erfassen, was bisher noch nie passiert ist. Er selbst heiratete 2018 seinen Mann in Neuseeland. In Japan wird die Ehe des Paares trotzdem nicht anerkannt.
Bei der letzten Volkszählung 2015 hatten bereits zahlreiche Gruppen das Innenministerium aufgefordert angemessene Kategorien zu erstellen, um eine realistische Zählung zu ermöglichen. Tatsächlich wurde die Forderung in Sitzungen des Haushaltsausschusses des Repräsentantenhauses im Februar 2018 und Februar 2020 behandelt.
Zahl der Paare soll trotzdem festgehalten werden
Same-sex Partnership Net selbst hatte diesen Mai den Mitgliedern des Expertengremiums der Volkszählung geschrieben und sie erneut dazu gedrängt, gleichgeschlechtliche Paare in der Zählung aufzunehmen. Bis jetzt gab es keine Reaktion auf die Forderungen.
Ikeda plant deswegen das Innenministerium aufzufordern, die Antworten von gleichgeschlechtlichen Paaren in der Volkszählung zu sammeln, die sich als Ehepartner angeben und sie zu veröffentlichen.
Die Regierung versucht sich zu der Methode zu erklären. Laut der Mainichi Shimbun erklärte ein Beamter des Statistikbüros, dass sie nach dem japanischen Rechtssystem eine Beziehung als Paar anerkennen, wenn sie der eines legal verheiraten Paares ähnelt, auch wenn sie nicht im Heiratsregister steht.
Winzige Ergänzung könnte Problem trotz Rechtslage lösen
Gleichgeschlechtlichen Paaren ist dieser Status verweigert, da die gleichgeschlechtliche Ehe nach dem japanischen Gesetz nicht anerkannt wird, egal ob es eine Eheschließung im Ausland gab. Aus diesem Grund würde das Büro die Partnerschaften nicht erfassen.
Saori Kamano vom Nationalen Institut für Bevölkerungs- und Sozialversicherungsforschung sieht die Erklärung und die Volkszählung dennoch kritisch. In Bezug auf die Genauigkeit der Befragung sollten gleichgeschlechtliche Paare genauso wie übliche Ehepaare behandelt werden, um die korrekten Zahlen zu erfassen.
Am besten sei es deswegen für die Forschungsmethode, wenn sämtliche Variationen eines Haushalts erfasst werden. Das wäre schon ganz einfach möglich, wenn es als weitere Antwortmöglichkeit einfach nur „Partner“ gibt. An diese Möglichkeit scheint die Regierung bis jetzt aber gar nicht gedacht zu haben oder sie ignorieren sie einfach nur.