Eine städtische Grundschule in Toyohashi, einer Stadt in der japanischen Präfektur Aichi, bietet inzwischen ein Englisch-Immersionsprogramm an. Eine für eine japanische Grundschule außergewöhnliche Maßnahme.
An vielen Schulen in Japan wird Englisch regulär ab der dritten Klasse unterrichtet. Die Haccho Elementary School in Aichi dagegen erprobt gerade einen Lehrplan, der annähernd vollständig auf der englischen Sprache basiert. Ausschließlich der japanische Sprach- und Ethikunterricht findet noch auf Japanisch statt. Ansonsten sprechen die Lehrkräfte nur dann auf Japanisch mit den Kindern, wenn sie die Bedeutung bestimmter englischer Begriffe erklären.
„How many cherries are there?“
Noriyuki Ishida unterrichtet an der Haccho-Grundschule die Klassen, die auch von ausländischen Kindern besucht werden. Er steht dem Konzept sehr positiv gegenüber und hofft, dass andere Schulen zukünftig ihrem Beispiel folgen und ebenfalls Immersionsprogramme dieser Art einführen werden.
Hinsichtlich der inzwischen englisch geprägten Unterrichtspraxis kommentierte er: „Es gab Kinder, die anfangs verwirrt waren, aber ihre Fähigkeit, Englisch zu verstehen, wuchs viel mehr, als wir erwartet hatten.“
Zwar merkte auch Ishida an, dass der Unterricht auf Englisch insgesamt langsamer verlaufe und jede Unterrichtseinheit mehr Vorbereitung benötige, aber die Schulverwaltung ist sich dennoch sicher, dass das Programm für die Kinder langfristig von Vorteil sein wird.
Tsunehisa Inada, stellvertretende Schulleiter der Haccho-Grundschule, ist ebenfalls dieser Ansicht und sprach sich für das Programm aus.
„Wir glauben, dass (das Programm) die intellektuelle Neugier der Kinder anregt. Wir haben einen Anstieg der akademischen Leistungen der Schüler festgestellt, auch bei denen, die nicht in den rein englischsprachigen Klassen sind.“
Englischunterricht fördern
In der Stadt Toyohashi leben viele Menschen ausländischer Herkunft, von denen auch einige einen Platz im Gemeinderat haben. Darum hat sich auch die Stadt selbst für eine Förderung des Englischunterrichts eingesetzt.
Seit der Einführung des Programms 2020 wirbt die Schule stadtweit für den Besuch der englischsprachigen Klassen, die bis zu 26 Kinder umfassen können.
Tetsuo Harada, Professor an der Waseda-Universität und Berater am World Family’s Institute of Bilingual Science, das die Schule unterstützt, kommentierte diesbezüglich: „Es gibt Herausforderungen bei der Unterstützung von Lehrern und der Bereitstellung von finanzieller Hilfe, aber es ist von Bedeutung, solche Klassen an öffentlichen Grundschulen zu realisieren, an denen Schüler mit unterschiedlichem Hintergrund teilnehmen.“
Da sechs Jahre Grundschulunterricht nicht ausreichen würden, um alle Fächer auf Englisch zu lernen, sprach er sich verstärkt für eine Zusammenarbeit mit den Mittel- und Oberschulen aus. Das Konzept hat dabei großes Potenzial, da die Englisch-Kenntnisse von japanischen Schulkindern allgemein eher weniger gut sind.