Klassenfahrten gehören zu den Highlights der Schulzeit. Wer im Bezirk Minato in der japanischen Hauptstadt Tokyo in eine staatliche Schule geht, darf sich bald auf besonders aufregende Schulreisen freuen – die gehen zukünftig nämlich ins Ausland.
Das hat der Bezirk im Rahmen seiner Schulplanung beschlossen. Ab 2024 sollen die jährlichen Klassenfahrten der 3. Klassen der Junior High School generell ins Ausland gehen. Dafür wird eine millionenschwere Förderung bereitgestellt.
Interkulturelle Klassenfahrt statt Geschichtsstunde
Die 3. Klasse der Junior High School entspricht der 9. Klasse im deutschen Schulsystem. In Japan ist es üblich, dass zum Ende der Junior High School eine große Klassenfahrt stattfindet, die mehrere Tage dauert. Sie ist für viele der Schülerinnen und Schüler ein Höhepunkt ihrer gemeinsamen Schulzeit. Denn in der nachfolgenden Senior High School geht es dann vor allem um die Vorbereitung auf Uni-Aufnahmeprüfungen und Berufsleben.
Üblicherweise finden die Klassenfahrten im Inland statt. Ausflüge in andere Länder, wie sie in Deutschland nicht ungewöhnlich sind, kennt man in Japan im Schulalltag nicht. Stattdessen dienen die Trips der kulturellen Bildung im eigenen Land.
Zu den beliebten Zielen für Klassenfahrten in Japan zählen darum etwa historische Städte wie Nara und Kyoto, geschichtlich bedeutsame Orte wie Hiroshima, oder eben das moderne Tokyo – ein Highlight für Jugendliche insbesondere aus dem ländlichen Raum. Für die Tourismus-Branche sind die jährlichen Klassenfahrten eine zuverlässige Einkommensquelle.
Doch im Bezirk Minato wird man nun neue Wege gehen. Die Klassenfahrten sollen zukünftig als Chance dienen, unterschiedliche Kulturen kennenzulernen und andere Länder besser zu verstehen. In einer Zeit, in der viele japanische Gemeinden sich auch für ausländische Arbeitskräfte öffnen, werden interkulturelle Kompetenzen schließlich immer wichtiger.
Einig war man sich, dass die Entscheidung nicht zu einer finanziellen Mehrbelastung der betroffenen Familien führen darf – darum lässt sich der Bezirk die Entscheidung einiges kosten. Pro Schülerin oder Schüler gibt es eine Förderung von 500,000 Yen (ca. 3,170 Euro) – insgesamt stehen im nächsten Haushaltsjahr 512 Millionen Yen (ca. 3,24 Millionen Euro) für die Klassenfahrten zur Verfügung.
Damit soll sichergestellt sein, dass der Eigenanteil, den die Familien erbringen müssen, nicht höher liegt als bei Klassenfahrten im Inland. Rund 75,000 Yen (ca. 475 Euro) müssen die Eltern selbst aufbringen. Ein kleiner Betrag für eine mehrtägige Auslandsreise.
Wohin die ersten so geförderten Klassenfahrten gehen werden, hat der Bezirk auch schon bekannt gegeben: 2024 dürfen sich rund 760 Drittklässler auf einen fünftägigen Aufenthalt in Singapur freuen. Der Stadtstaat wurde wegen seiner Amtssprache Englisch – die in Minato ab der Grunschule unterrichtet wird – und der guten Sicherheitslage ausgewählt. Während der Fahrt soll es zudem Austauschmöglichkeiten mit Schülern und Schülerinnen vor Ort geben.