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HomeNachrichten aus JapanHerbst-Taifune in Japan - Warum sie besonders gefährlich sind

Taifun "Nanmadol" nimmt Kurs auf Kyushu

Herbst-Taifune in Japan – Warum sie besonders gefährlich sind

Während der Taifun „Muifa“ an der chinesischen Ostküste Unwetter und Zerstörung verursacht, schaut man in Japan bereits besorgt auf den nächsten Wirbelsturm. Taifun 14 „Nanmadol“ nimmt derzeit Kurs auf Kyushu und könnte in den nächsten Tagen über große Teile der japanischen Inseln ziehen.

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Wenn der Sommer endet, richten sich die Augen der japanischen Bevölkerung auf die Vorhersagen der Japan Meteorological Agency (JMA). Denn mit dem Ende des Sommers steigt die Gefahr verheerender tropische Wirbelstürme, der Taifune, im ostasiatischen Raum. Der Grund dafür liegt in den klimatischen Bedingungen in der Region.

Taifune gehören für Japaner zum Lebensrisiko

Die Wetterkarten der JMA mit ihren bunten Linien und Kreisen sieht man in Japan im September allerorts über Bildschirme flackern. Sobald über dem Pazifischen Ozean die Entstehung eines Wirbelsturms beobachtet wird, beginnen die Vorhersagen für dessen weiteren Weg. Aktuell ist es Taifun 14 – also der vierzehnte Wirbelsturm des aktuellen Jahres – der JMA Sorge bereitet.

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Der Sturm wird heute am 18. September, so die Erwartung, auf die Südküste der Insel Kyushu treffen und von dort womöglich nach Osten über große Teile Honshus ziehen. Die Bevölkerung wird allerdings nicht nur in den Nachrichten und im Internet auf dem Laufenden gehalten. Nähert sich ein Taifun, werden Informationstafeln oft auch in Supermärkten aufgestellt, um die Menschen über die bevorstehende Gefahr zu warnen und zur Vorbereitung aufzurufen – etwa indem sie Notvorräte kaufen.

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Taifune entstehen, wenn große Wassermengen aus dem Ozean verdunsten und mit warmer Luft in die Höhe steigen. Wird die feuchte Luft dann durch einen Coriolis-Effekt in Drehung versetzt, formiert sie sich zu einem Sturm mit hohen Windgeschwindigkeiten, der mit schweren Regenfällen und Gewittern einhergeht. Treffen sie auf Festland, richten Wind und Regen verheerende Schäden an und können tausende Quadratkilometer verwüsten.

Im Herbst besonders vorteilhafte Bedingungen für schwere Stürme

Im Durchschnitt sind es etwa fünf bis sechs Taifune, die sich jedes Jahr im August und September bilden und dann Kurs auf die Küsten Ostasiens nehmen. Zwar entstehen auch im Sommer bereits Taifune, jedoch sind die Bedingungen für besonders starke Stürme im Spätsommer und Herbst besonders vorteilhaft. Denn dann haben sich die Wassermassen im Pazifik über Monate stark erwärmt.

So sind es dann auch die Herbst-Taifune, die in Japan besonders gefürchtet sind. Alle Taifune der letzten Jahre, die mehr als 40 Todesopfer forderten, erreichten das Land im September oder Oktober. Wegen der großen Schäden, die Taifune regelmäßig hinterlassen, hat man im Land ein eigenes Forschungs-Institut eingerichtet, das sich mit der genaueren Untersuchung der Unwetter befasst.

Viele Taifune ziehen an Japan vorbei, ohne auf die Küste zu treffen. Denn im Sommer liegt oft ein Hochdruckgebiet über den japanischen Inseln, das die Tiefdruckgebiete der Taifune fernhält und sie meist in Richtung der koreanischen Halbinsel ablenkt. Im Herbst jedoch schwächt sich dieser Effekt ab – und das Risiko, dass ein Taifun über das japanische Festland hinwegfegt, nimmt zu.

Durchschnittlich trifft im August und September je ein Taifun auf japanischen Boden, auf das ganze Jahr verteilt sind es etwa drei der Wirbelstürme. Nur in seltenen Fällen, wie im Jahr 2020, bleibt das Land während der Sturm-Saison komplett von Taifunen verschont.

Klimawandel erhöht die Gefahr durch Taifune

Doch auch Taifune, die an Japan vorbeiziehen, bleiben nicht ohne Auswirkung. Denn auch abseits des eigentlichen Sturms kommt es im weiten Umkreis überwiegend zu schweren Regenfällen, die auch ohne starken Wind zu Problemen führen können. Dann kommt es regelmäßig zu Überschwemmungen oder Erdrutschen.

Verschärft wird die Problematik der Taifune in Japan in Zukunft noch durch den Klimawandel. Denn Studien des JMA-Forschungsinstituts zeichnen ein gefährliches Bild. Die Untersuchungen zeigten, dass sich die Stürme in den letzten Jahren langsamer fortbewegten als in den Jahrzehnten davor. Grund sind durch den Klimawandel abgeschwächte Westwinde, von denen die Taifune normalerweise vertrieben werden können.

Eine Verlangsamung der Stürme sorgt dafür, dass die betroffenen Regionen länger Wind und Regen ausgesetzt sind, während sich an den katastrophalen Auswirkungen der Unwetter nichts ändert. Stürme, die sonst innerhalb kurzer Zeit weitergezogen wären, können so noch größere Schäden anrichten.

Auch der aktuelle Taifun 14 bewegt sich nur langsam fort und könnte mehrere Tage brauchen, um über Japan zu ziehen. Für die nächsten Tage ruft die JMA die Bevölkerung der betroffenen Gebiete im Süden Japans darum dazu auf, auf unnötiges Ausgehen zu verzichten und in Sicherheit zu bleiben.

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