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Tourismus

Hotels in Japan suchen händeringend Arbeitskräfte

Japans Hotelbranche atmet auf, nach dem Tief der Corona-Zeit macht sich das Gastgewerbe auf zu neuen Höhenflügen. Doch ein Problem wird immer deutlicher: es mangelt an Arbeitskräften.

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Gerade geht in Japan die Golden Week zu Ende, und für das Hotel- und Gastgewerbe dürfte die Botschaft sein: die Krise ist überwunden. Nach zwei Jahren, in denen der internationale Tourismus praktisch nicht existent war und auch der Inlandstourismus stark zurückging, liegen die Touristenzahlen nun mancherorts wieder auf Vor-Pandemieniveau.

Hotels suchen 20-fach mehr Personal

Teuren Flugreisen und weltweiter Inflation zum Trotz zieht es viele Besucher nach Japan. Ein Trend, den die japanische Regierung in den nächsten Jahren halten möchte. Mit gezielten Angeboten insbesondere im Luxus-Segment sollen die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben der Reisenden gesteigert und wohlhabende Touristen ins Land gelockt werden.

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Als Teil der Strategie entstehen im ganzen Land neue Hotels, von Glamping-Ressorts in ländlichen Gegenden bis zum Luxus-Turm im Herzen Tokyos. Doch egal ob traditionelles Ryokan oder modernes Glamour-Hotel – die Hotel-Branche eint eine Herausforderung: genügend Personal zu finden.

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Während der Corona-Pandemie wurde in den Hotels gekürzt, wo nur möglich, um zu überleben. Viele Arbeitskräfte, oft insbesondere Frauen in Teilzeitanstellungen, wurden entlassen. Viele andere wechselten aus eigenem Antrieb den Job und die Branche.

Wie massiv der Bedarf an Arbeitskräften ist, zeigen unter anderem Daten des Zeitarbeitsunternehmens Timee aus Tokyo. Im Januar 2023 war die Zahl der bei Timee gelisteten offenen Stellen in Hotels noch 8,6 Mal so hoch wie ein Jahr zuvor. Im Februar stieg die Zahl massiv an – auf ein 20-faches des Wertes vom Vorjahr. Dabei handelt es sich nur um Teilzeitstellen, üblicherweise für Hilfskräfte – offene Vollzeitstellen für Fachkräfte sind in der Statistik nicht enthalten.

Bedarfe steigen auch auf dem Land

Wegen der hohen Nachfrage versucht das Unternehmen, Hotels nun auch mit ungewöhnlichen Arbeitsverhältnissen zu unterstützen. So bietet Timee einige Stellen auch als stundenweise Einsätze an. Das soll Bewerber anlocken, die sich neben einer Haupttätigkeit noch etwas hinzuverdienen wollen. Sie arbeiten dann für nur wenige Stunden in der Reinigung oder den Restaurants der Hotels.

Erwartet wird, dass der Bedarf nach Arbeitskräften im Hotelbereich bald auch im ländlichen Raum stark ansteigen wird. Schließlich ist es das Ziel der Regierung, den Übertourismus in Städten wie Kyoto auch dadurch zu beseitigen, indem mehr attraktive Reiseangebote in bisher touristisch wenig erschlossenen Regionen Japans entstehen. Dort angesichts der anhaltenden Landflucht insbesondere der jüngeren Generation genügend Personal zu finden, dürfte oft schwierig werden.

Der Mangel an Arbeitskräften im Hotel- und Gastgewerbe, stellt auch eine alte japanische Kultur vor Herausforderungen. Denn ohne entsprechend qualifiziertes Personal ist „Omotenashi“ in Gefahr, die im In- und Ausland bekannte und hochgelobte Gastfreundschaft Japans.

Der Boom bedroht die Qualität

Die „Omotenashi“-Kultur ist geprägt von gegenseitigem Respekt zwischen Gast und Gastgeber, sie ist ebenso Geisteshaltung wie Verhaltenskodex. Am stärksten tritt sie in den traditionellen Ryokan zu Tage, sowie bei der Teezeremonie. Doch auch in nach westlicher Art ausgestatteten Hotels und Restaurants spielt „Omotenashi“ eine Rolle und macht den Aufenthalt für viele ausländische Gäste so besonders.

Diese spezielle Form der Bewirtung und Bedienung von Gästen zu beherrschen und auszuüben, verlangt den Angestellten einiges ab. Oft dauert es Jahre, alle Feinheiten und Denkmuster des „Omotenashi“ zu erlernen. Junge Menschen zu finden, die dafür bereit sind, ist für die Branche seit Jahren ein Problem – es mangelt an Nachwuchs.

Japans Hotel- und Gastgewerbe wird sich darum fragen müssen, ob die eigenen Ansprüche auf Dauer mit Hilfskräften und Teilzeitarbeitern noch erfüllbar sind. Der aktuelle Tourismusboom führt schließlich dazu, dass immer mehr Betriebe um eine abnehmende Zahl von Arbeitskräften buhlen – ein Zustand, der sich auf die Qualität der gesamten Branche auswirken könnte.

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