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Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels

Iki – eine kleine Insel als Vorreiter in Japans Kampf gegen den Klimawandel

Die japanische Insel Iki wird von den Einheimischen auch als „glückliche Insel“ bezeichnet, da sie nur selten von Naturkatastrophen betroffen ist und trotzdem ist die Insel im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen geraten.

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Iki ist nämlich der erste Ort in Japan, in dem ein Klimanotstand ausgerufen wurde. Am 25. September schloss sich Iki den Klimanotstandserklärungen von mittlerweile 1.250 Städten in 25 Ländern an.

Klimanotstand soll Ressourcen mobilisieren

Auf der Webseite der Stadt heißt es dazu: „Ziel dieses Klimanotstands ist es, Ressourcen zu mobilisieren, die in ausreichendem Maße und mit ausreichender Geschwindigkeit zum Schutz von Zivilisation, Wirtschaft, Menschen, Arten und Ökosystemen beitragen.“

Auch wenn Iki nicht von Taifunen und Überschwemmungen heimgesucht wird, hat die Insel mit anderen Problemen zu kämpfen. Als kleine Stadt kämpft sie mit der schwindenden Bevölkerung.

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Iki erstreckt sich 17 Kilometer von Norden nach Süden und 14 Kilometer von Osten nach Westen, mit dem Auto fährt man in weniger als 40 Minuten durch die Stadt. Viele der Wohngebiete liegen an der Küste und daher würde der Anstieg des Meeresspiegels auch zu einem Problem werden. Auch die Fischerei, die wichtigste Industrie der Insel, hat mit immer größeren Problemen, die durch den Klimawandel entstehen, zu kämpfen.

Japan führte die Liste der von der Klimakrise am stärksten betroffenen Länder im Jahr 2018 an, wie aus dem jüngsten Bericht des Global Climate Risk Index hervorgeht, der im Dezember vom Umwelt-Think-Tank Germanwatch veröffentlicht wurde.

Iki übernimmt die Verantwortung ein Vorbild in Japan zu sein

Als erster Ort in Japan, der einen Klimanotfall deklariert, hat Iki die Verantwortung übernommen, ein Vorbild für den Kampf gegen die Klimakrise im ganzen Land zu sein.

Insgesamt gibt es vier Ziele, die nun erreicht werden sollen, darunter, die Bewohner von Iki für die Umwelt zu sensibilisieren.

Die anderen aufgeführten Ziele bestehen darin, fossile Brennstoffe bis 2050 durch erneuerbare Energien zu ersetzen, die Treibhausgasemissionen zu senken und andere Regierungsstellen zu kontaktieren, um Maßnahmen zu ergreifen.

Der Klimanotstand hat bereits einige Inselbewohner auf die Auswirkungen des Klimawandels aufmerksam gemacht. Es gibt neue Bildungsinitiativen, die sich auf die Sensibilisierung für die Umwelt in Schulen konzentrieren, sowie Veranstaltungen wie eine Müllsammelkampagne, bei der 20 Schulen gegeneinander antreten, um innerhalb einer Stunde den meisten Müll zu entsorgen.

Über die Sensibilisierung hinaus verspricht die Notfallerklärung von Iki, die Abhängigkeit von erneuerbaren Energien zu erhöhen und Treibhausgase zu verringern.

Erneuerbare Energie sollen fossile Brennstoffe vollständig ersetzen

Iki liegt etwa 70 Kilometer von Kyushu entfernt und verfügt über ein eigenes Stromnetz. Auf Wind entfallen derzeit 2 Prozent des Energiemixes der Insel, auf Solar etwa 7 Prozent. Das Potenzial ist größer: Die Sonnenkollektoren wurden zwischen 2016 und 2019 70-mal abgeschaltet, weil die Insel nicht über genügend Batterien verfügt, um die von ihnen produzierte Energie zu speichern und es ist einfacher, erneuerbare Energiequellen auszuschalten, als die Dieselgeneratoren, die einen Großteil der benötigten Energie liefern.

Bis 2050 sollen die fossilen Brennstoffe vollständig durch erneuerbare Energiequellen ersetzt werden. Bis dahin soll der Anteil von erneuerbaren Energien stufenweise ausgebaut werden.

Auch die Fischerei muss umdenken

Die größte Herausforderung für die Fischereiindustrie von Iki ist der stetige Rückgang der lokalen Meeresalgen in den letzten Jahren. Meeresalgen sind für die Artenvielfalt von wesentlicher Bedeutung, da sie Sauerstoff liefern und Kohlendioxid absorbieren. Der Verlust dieser Beete ist in Japan so weitverbreitet, dass es ein Wort dafür gibt: Isoyake (Seetangwüstenbildung).

Der Rückgang ist in erster Linie auf schnell ansteigende Meerestemperaturen zurückzuführen, wie eine Studie des Journal of Coastal Research aus dem Jahr 2018 ergab.

In den letzten 100 Jahren sind die Meerestemperaturen um Iki im Durchschnitt um 1,24 Grad Celsius gestiegen. Die Algenbeete auf der Insel waren 2013 besonders betroffen, als die Meerestemperaturen acht Tage lang auf über 30 Grad Celsius angestiegen sind, wodurch sich die Algen vom Meeresboden lösten und anfällig für einen nachfolgenden Taifun wurden, der viele der Betten auf die Strände spülte.

Ohne Algen gibt es allerdings auch weniger Fische

Zwischen 2008 und 2017 ging der Jahresfang von 8.560 Tonnen auf 4.408 Tonnen zurück, ein Rückgang um rund 50 Prozent.

Während die Fischer auf der Insel den Rückgang der Fischpopulation seit Jahren beobachten, bemühen sie sich, Lösungen zu finden. Sie haben versucht, verschiedene Fische wie Zackenbarsch und Wolfsbarsch zu fangen, da mit dem Temperaturanstieg neue Fischarten nach Norden ziehen.

Bisher wurden allerdings keine Versuche unternommen, die eigentliche Ursache des Algensterbens zu bekämpfen.

Die Fischerei ist für die Wirtschaft von Iki von grundlegender Bedeutung. Im Jahr 2017 erwirtschaftete die Fischereiindustrie 2,6 Milliarden Yen. 2007, zehn Jahre zuvor wurde noch das Doppelte erwirtschaftet. Der Rückgang wirkt sich auch auf andere Branchen aus, da den Fischern so das Geld fehlt und sie oft Probleme haben, ihre Rechnungen zu bezahlen.

Der Schritt, den Klimanotstand in Iki auszurufen, hat also nicht mit „Umwelthysterie“ zu tun, wie Kritiker immer gerne behaupten. Es ist vielmehr ein Schritt, die Probleme, die man alltäglich mitbekommt, zu lösen und so die Insel vor dem Aussterben zu retten.

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