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Viele Probleme bleiben ungelöst

Immer mehr Frauen in Japan wollen keine Kinder, trotz gesellschaftlichen Drucks

Immer mehr Frauen in Japan wollen keinen Partner und folglich auch keine Kinder. Auch bei verheirateten Paaren ist die Situation ähnlich: Nachwuchs spielt immer weniger eine Rolle.

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Während die Vielfalt der Lebensstile und Familienstrukturen in Japan zunimmt, ist der Druck auf die Frauen groß, weil von ihnen erwartet wird, dass sie heiraten und Kinder bekommen.

Immer weniger Kinder

Dass die Geburtenrate in Japan sinkt, ist nicht neu. 2022 waren es unter 800.000 Neugeborene, eine Marke, die laut einer Studie der Regierung erst viel später unterschritten werden sollte.

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Die Zahlen zeichnen zum 11. Mal in Folge ein Rekordtief. Die Zahl der Geburten in Japan ist seit dem Höchststand von rund 2,09 Millionen im Jahr 1973, mitten im zweiten Babyboom des Landes, rückläufig. Im Jahr 1984 sank die Zahl auf 1,5 Millionen und fiel 2016 unter die 1 Million Marke.

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Im Gegensatz dazu steigt die Zahl der Frauen, die nicht heiraten, immer weiter an. Laut Daten der japanischen Regierung stieg die Rate im Jahr 2020 auf 18,7 Prozent. Einige Politiker sehen als Grund den fehlenden Sinn für Romantik.

In einer Umfrage des National Institute of Population and Social Security Research aus dem Jahr 2021 waren noch 36,6 Prozent der befragten alleinstehenden Frauen zwischen 18 und 34 Jahren der Meinung, dass sie Kinder haben sollten, sobald sie verheiratet sind. Das Verhältnis hat sich im Vergleich zur letzten Umfrage sechs Jahre zuvor nahezu halbiert.

Frauen stellen ihr Leben in den Vordergrund

Die Tendenz geht eindeutig dahin, dass mehr und mehr Frauen in Japan ihr eigenes Leben in den Vordergrund stellen und sich dem gesellschaftlichen Druck entgegenstellen.

Die Regierung versucht unterdessen den Trend umzukehren und hat in dieser Woche beschlossen, deutlich mehr Geld in die Kinderbetreuung zu pumpen und es gibt Überlegungen, das Kindergeld zu erhöhen. Weitere Maßnahmen sollen folgen.

Allerdings glaubt die Mehrheit der Menschen in Japan nicht daran, dass die Regierung es schaffen wird, die Geburtenrate wieder zu erhöhen. Zum einen, weil bereits frühere Maßnahmen keinen Einfluss hatten und zum anderen, weil viele meinen, dass die Reaktionen zu spät kommen. Dass das Thema bei den vergangenen Oberhauswahlen überhaupt keine Rolle gespielt hat, hat das Vertrauen nicht sonderlich gestärkt.

Regierung behandelt Problem nur oberflächlich

Außerdem gibt es noch ein Problem: Denn bisher weiß noch niemand, wie solche Maßnahmen eigentlich finanziert werden sollen. Viele Menschen befürchten Steuererhöhungen, auch wenn die Politik dies vehement abstreitet.

Zudem liegen die eigentlichen Probleme viel tiefer, denn auch die finanzielle Instabilität spielt beispielsweise eine Rolle, wie in Sprecher des Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Soziales es treffend formulierte. Dazu kommt, dass das Thema Kindererziehung oft an den Frauen hängen bleibt und mit einem Kind sich auch die Karrierechancen reduzieren.

Die Prognosen sehen daher schlecht aus. Die Geburtenrate soll bald unter 500.000 sinkt und es wird erwartet, dass die Bevölkerungszahl im Jahr 2056 unter die 100-Millionen-Grenze fallen wird. Außerdem bleibt der japanischen Regierung nicht mehr viel Zeit, da die Zahl der Japaner im zeugungsfähigen Alter ab 2030 drastisch sinken wird.

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